Lewis Hamilton kannte in Frankreich keine Gnade. Der Mercedes-Pilot zerstörte im Rennen die gesamte Formel 1, führte von Pole startend jede einzelne Runde und kam mit 18 Sekunden Vorsprung auf seinen ihm nie wirklich gefährlichen Teamkollegen Valtteri Bottas ins Ziel.

Nur ein Detail passte nicht: Hamilton scheiterte am Ende an der schnellsten Rennrunde. Die holte sich Sebastian Vettel, auf weichen Reifen und im letzten Umlauf. Wobei sich Hamilton sicher ist: Mit diesem Auto, auf dieser Strecke, da wäre selbst auf alten Reifen noch eine bessere Runde von ihm möglich gewesen.

Hamilton holt fast schnellste Runde - auf alten, harten Reifen

Hamilton hatte sich im Rennen schon früh von Valtteri Bottas abgesetzt. Bottas blieb der einzige, der zumindest zeitweise Hamiltons Tempo an der Spitze mitgehen konnte. Aber wenn Hamilton anzog, kam Bottas nicht immer mit. Am Ende ging die Lücke dann auf insgesamt 18 Sekunden auf.

Ferrari und Red Bull erschienen vom Start weg komplett chancenlos. Nur am Ende versuchte Sebastian Vettel eine Ehrenrettung: Er kam an die Box, zog neue weiche Reifen auf und unternahm in der letzten Runde einen Angriff auf die schnellste Rennrunde und den damit verbundenen Bonuspunkt.

Hamilton war da auf 28 Runden alten, harten Reifen unterwegs. Reifen, die vorne sogar schon Blasen warfen. "Sie sagten mir nicht, dass Valtteri das auch hatte, also begann ich mir Sorgen zu machen", erinnert sich Hamilton. "Dann wurde es rechts tiefer, und dann begann es auch noch links. Ich weiß noch, letztes Jahr zerstörte Lance einen Reifen, also war ich etwas nervös."

"Ich habe praktisch für ein bisschen das Tempo reduziert, um die Vorderreifen nicht zu hart zu belasten", erklärt Hamilton. "Aber am Ende, da war das Auto dann schon leicht, und ich entschloss mich, jetzt einfach zu attackieren."

Hamilton sicher: Schnellste Runde war machbar

Eine Entscheidung in Sekundenbruchteilen, wie es Hamilton nach dem Rennen beschreibt. Obwohl er wusste, dass Vettel auf viel besseren Reifen unterwegs war: "Für mich macht es keinen Unterschied, ob er einen Gratis-Stopp macht, ich versuche es trotzdem. Auch wenn das Team meint, ich solle mir die Mühe nicht machen."

"Nach der halben Geraden entschloss ich mich, auf Angriff zu gehen", so Hamilton. "Das hat ein bisschen beim Power-Modus gekostet, aber abgesehen davon war es eine richtig gute Runde. Da gab es viele Drifts, weil die Reifen sehr alt waren."

Eine 1:32.764 stand auf dem Zeitenmonitor. Als Vettel danach über die Linie kam, war er gerade einmal 24 Tausendstel schneller. "Ich hätte auf jeden Fall die schnellste Runde am Schluss noch fahren können", versichert Hamilton.

Hamilton schwärmt vom Rhythmus in Frankreich

Auch sonst war bei Hamiltons Start-Ziel-Sieg mehr los als von außen erkennbar, versichert er: "Ich glaube, an meinem Sitz ist was gebrochen, durch eine der Kurven ist mein Sitz plötzlich nach unten gerutscht."

Überhaupt war die Frühphase seiner Meinung nach gar nicht so berauschend: "Der Start war gut, aber die ersten Runden mit diesen Reifen waren gar nicht so einfach, ich bin viel gerutscht. Dann kam ich langsam in den Rhythmus, und fühlte mich ziemlich komfortabel."

Vom Start weg zog Hamilton in Frankreich davon, Foto: LAT Images
Vom Start weg zog Hamilton in Frankreich davon, Foto: LAT Images

Dann begann er die Lücke zu seinem Teamkollegen und einzigen echten Konkurrenten Valtteri Bottas aufzubauen. Die Reifenprobleme im letzten Renndrittel konnte er gut unter Kontrolle behalten, wie die schnelle letzte Runde zeigt.

Mehr kann Hamilton über sein Rennen dann auch nicht mehr sagen. "Ich habe einfach an meinen Fähigkeiten gearbeitet, weiter von dieser Strecke gelernt, wo du schneller kannst, und dann begann ich mehr und mehr Zeit zu finden. Und jedes Mal, wenn Valtteri und Charles gute Zeiten fuhren, konnte ich noch ein oder zwei Zehntel herausholen."

Selbst wenn in Hamiltons Augen sein Rennen nicht perfekt war - es war gut genug, um allen anderen im Formel-1-Feld keine Chance zu lassen. Sein 80. Sieg ist zugleich der 50. Doppelsieg von Mercedes. Die Formel 1 hatte das Duo in Le Castellet klar im Griff, und auch in der WM dreht es sich immer weiter zu Gunsten des Briten: Da hat er jetzt schon 36 Punkte Vorsprung auf Valtteri Bottas.