Das Formel-1-Rennen in Frankreich war für Valtteri Bottas am Ende doch nicht der entspannte Mercedes-Doppelsieg, nach dem es fast den gesamten Grand Prix über aussah. In der letzten Runde hing ihm plötzlich der Ferrari von Charles Leclerc im Getriebe. Der Finne rettete Platz zwei hinter Lewis Hamilton gerade so über die Ziellinie.

"Ich habe zum Ende hin sehr schnell aufgeholt. Ich hatte nicht erwartet, Valtteri einzuholen. Als ich am Ende gesehen habe, dass ich so massiv aufschließe, habe ich noch mehr gepusht. Im Ziel war es sehr eng. Ich habe in der letzten Kurve noch einmal versucht mich innen zu zeigen, aber ich war natürlich zu weit weg um etwas zu machen", erklärt Leclerc, der im Ziel lediglich neun Zehntel hinter Bottas lag.

So nah war er höchstens am Start am Silberpfeil mit der Startnummer 77 dran gewesen. Aus mehreren Sekunden Vorsprung und einem scheinbar kontrollierten Rennen wurde für Bottas auf den letzten Kilometern ein Überlebenskampf. "Auf meiner Seite war es am Ende ein ziemlich ereignisreiches Rennen", sagt der Mercedes-Pilot.

Während Hamilton die Pirelli-Pneus in der Hitze gut im Griff hatte, fiel Bottas ihr zum Opfer: "Wir litten im letzten Stint unter Blistering an den Vorderreifen und wollten auf der sicheren Seite sein. Ich wollte es ohne einen Reifenschaden ins Ziel schaffen, also musste ich in vielen Kurven mit der Vorderachse sehr aufpassen. Deshalb wurde es am Ende mit Charles sehr eng. Enger, als wir es wollten."

Bottas verpennt VSC-Phase

Zu Bottas' Problemen mit dem Zustand der Reifen kam kurz vor Schluss auch noch eine VCS-Phase, die seinen Rhythmus zerstörte. "Er ist beim VSC ein bisschen eingeschlafen, da hat er vier Sekunden Marge gehabt, die dann plötzlich weg waren", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff am RTL-Mikrofon.

"Ich habe etwas Zeit beim VSC verloren. Es war super schnell wieder vorbei. Du musst sehr verlangsamen, im Zeit-Delta positiv bleiben, den Motor-Modus ändern - und dann endet das VSC auf einmal", erklärt Bottas gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich habe also wieder den richtigen Modus eingestellt und Vollgas gegeben. Ich war vielleicht +3 [Sekunden] positiv."

Er selbst sah die Situation nicht als sonderlich ausschlaggebend: "Ich habe da etwas Zeit verloren, aber mein Hauptproblem waren das Blistering und der Reifenverschleiß vorne." Etwas, dass durch die VSC-Phase obendrein noch begünstigt wurde: "Ich habe im VSC die Temperatur im Reifen verloren, und dann bekommst du sie nicht mehr zurück wenn die Gummioberfläche sowieso schon nicht mehr richtig da ist."

Keine Chance gegen schnellen und effizienten Hamilton

Die Probleme beim Reifenmanagement waren schlussendlich auch der Grund, weshalb Bottas nach einem soliden ersten Renndrittel den Anschluss an den Teamkollegen verlor. "Ich denke, zu Anfang war es auf frischen Reifen kein Problem mit ihm mitzuhalten. Nach der Hälfte der Stints begannen meine Vorderreifen den Geist aufzugeben und der Rückstand wurde größer. Das war der Unterschied zu Lewis. Er war heute schnell und mit den Reifen sehr effizient. So hat er den Vorsprung herausgefahren."

Eine wirkliche Chance hatte Bottas an diesem Sonntag aber ohnehin nicht. Denn schon am so wichtigen Start machte der Stallgefährte wieder einmal den besseren Job. "Ich spürte zunächst ordentlich Grip, aber aus irgendeinem Grund habe ich vom Motor in der Anfangsphase nicht den Kick bekommen", erklärt Bottas seinen Start.

In der Weltmeisterschaft ist der Rückstand auf Hamilton in Frankreich auf 36 Zähler angewachsen. "Für uns als Team bin ich natürlich glücklich. Es war ein weiteres richtig starkes Wochenende und wir haben mehr oder weniger die maximale Punktzahl mitgenommen. Von der Seite betrachtet ist es gut, aber mit meinem Rückstand auf Lewis bin ich natürlich nicht zufrieden", so Bottas.