Red Bull sieht sich in der Formel 1 plötzlich mit einem ganz neuen Gegner konfrontiert. Nur neun Tausendstel trennten Max Verstappen und Lando Norris im Formel-1-Qualifying in Frankreich. Auf dem Circuit Paul Ricard scheint McLaren der größte Widersacher der Bullen zu sein. Müssen Pierre Gasly und Max Verstappen im Rennen auf die Orangen statt die Roten schauen?

"Nicht so sehr", wiegelt Verstappen ab. Der Teamleader glaubt nicht, dass McLaren ihm über eine volle Renndistanz gefährlich werden kann: "Weil wir im Rennen normalerweise schneller sind." Dabei wäre es nicht das erste Mal, dass McLaren sich in diesem Jahr mit Red Bull anlegt.

Schon beim zweiten Saisonrennen in Bahrain kam es zum Kampf zwischen Verstappen und seinem ehemaligen Toro-Rosso-Kollegen Carlos Sainz - der für den Spanier mit einem Plattfuß endete. In Montreal setzte sich Verstappens Teamkollege aus der virtuellen Welt, Lando Norris, einige Runden erfolgreich zur Wehr.

Verstappen überzeugt: McLaren nur im Qualifying gefährlich

Und in Frankreich muss sich Red Bull noch glücklich schätzen, einen Max Verstappen im Auto zu haben. Denn Pierre Gasly ging im Q2 selbst auf dem weicheren Reifen gegen das McLaren-Duo unter und landete auch im Q3 auf identischen Reifenmischungen weit hinter Norris und Sainz.

"Dieses Wochenende sind sie eindeutig schnell", so der Franzose. "Gestern schon, und sie haben es geschafft das in den Samstag mitzunehmen. Ich bin ziemlich überrascht, wie schnell McLaren ist. Alle bringen Updates und neue Teile, und sie machen einen guten Job."

Verstappen nimmt die momentan führende Kraft im Mittelfeld trotzdem nur am Samstag ernst. "Sie haben im Qualifying einen ziemlich starken Power-Modus", ist er überzeugt, dass sich am Sonntag wieder alles normalisieren wird. Trotzdem erkennt er den Aufwärtstrend beim Traditionsrennstall neidlos an.

"Sie machen einen besseren Job verglichen mit dem Saisonstart. Sie holen auf", sagt er. "Aber wenn du so weit hinten bist, ist es auch einfacher die Lücke zu schließen. Die letzten paar Zehntel zu finden, ist schwieriger." Ihm selbst fehlten im Qualifying entscheidende Zehntel, welche die Nähe zu McLaren erklären.

Ferrari für Verstappen in Frankreich der einzige Gegner

"In meinem letzten Run im Q3 hätten wir näher an Ferrari dran sein können", ist Verstappen überzeugt. "Aber ich hatte in den letzten zwei Kurven ein seltsames Fahrverhalten. Das ist etwas schade." Nachdem er im FP3 außerdem noch eine ganze Sekunde auf die Scuderia verlor, ist er mit dem Qualifying-Resultat unter diesen Umständen sogar noch zufrieden.

"Dieser Kurs war schon letztes Jahr nicht einfach für uns. Und besonders mit den Schwierigkeiten, die wir heute Morgen am Auto hatten, war das Qualifying nicht so schlecht." Die Defizite des RB15 waren darüber hinaus die aus den bisherigen Rennwochenenden bekannten. Ein Teil kommt vom Motor, ein anderer vom Chassis.

"Wir verlieren Zeit auf den Geraden und die Performance des Autos haben wir im Moment auch noch nicht voll ausgeschöpft", so der 21-Jährige, der von den kürzlichen Updates auf anderen Rennstrecken mehr erwartet: "Es sind kleine Schritte, aber vielleicht sieht man sie hier nicht, weil der Kurs uns nicht liegt."

Am Sonntag heißt der wahre Gegner für ihn trotz allem nur Ferrari: "Ich denke nicht, dass Ferrari uns entwischen wird. Es ist wahrscheinlicher, dass Mercedes entwischt. Ich hoffe, dass ich gegen Ferrari kämpfen kann und das dann hoffentlich um den letzten Platz auf dem Podium."