Wer hätte das gedacht: Racing Point hatte bei seinem Formel-1-Heimspiel in Kanada nach einem enttäuschenden Qualifying am Ende doch noch etwas zu feiern. Lokalmatador Lance Stroll rettete die Ehre seines Teams durch seine mit Abstand beste Leistung in der laufenden Saison. Der 20-Jährige feierte Platz neun wie einen Sieg.

"Whooohooo! Yeah Boys, was geht! Yeah! Geiles, Rennen! Geil! Zuhause, Baby!", brüllte Stroll nach der Zieldurchfahrt seinen Befreiungsschrei heraus. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Montreal war es wieder soweit. Stroll fand am Sonntag auf einer seiner starken Rennstrecken im Kalender nach vielen enttäuschenden Wochenenden zurück zur persönlichen Bestform.

"Ich habe alle ausgepackt, es hieß einfach 'balls out'. Ich habe jede Minute geliebt", war er in seiner Euphorie kaum zu halten. "Ich war von der ersten Runde an voll dabei. Ich habe erst Giovinazzi überholt, dann in der Haarnadel Perez und noch Sainz für Platz neun. Das war ein großartiges Rennen, an das ich mich erinnern werde."

Stroll setzt richtige Strategie perfekt um

Den Grundstein legte seine Strategie, bei der er im Gegensatz zu Teamkollege Sergio Perez das große Los zog. Der Kommandostand ließ Stroll ganze 45 Runden auf dem härtesten Reifen draußen, bevor er für das letzte Renndrittel mit einem frischen und schnellen Medium-Pneu in den Kampf geschickt wurde.

Dass er sich im Rennen nach langer Zeit endlich wieder behaupten konnte, machte ihn besonders stolz: "Der Großteil der Arbeit wurde auf der Rennstrecke erledigt, mit Pace und Überholmanövern. Das ist es, worüber ich mich richtig freue. Wir hatten Arbeit vor uns und haben sie erledigt."

Stroll feiert Comeback: Nach Motorschaden in die Punkte

Beim Heimrennen zurückzuschlagen, wo er vor zwei Jahren im Williams die ersten WM-Punkte seiner Karriere einfuhr, war die Krönung seines Wochenendes. Vor allem, weil es nach Platz 18 im Qualifying und einem kapitalen Motorschaden im dritten Training gar nicht danach ausgesehen hatte.

"Der Motorschaden hat uns wirklich zurückgeworfen. Außerdem mussten wir in Sachen Performance einen Rückschlag für Qualifying und Rennen wegstecken. Danach immer noch zwei Punkte zu holen, ist fantastisch", freute sich Stroll.

"Es ist fantastisch, Lance bei seinem Heimrennen in den Punkten zu sehen", lobte Teamchef Otmar Szafnauer seinen Schützling. "Nach so einem harten Samstag hat er eine wirklich starke Performance gezeigt und sich durchs Feld gekämpft. Er hat einen kühlen Kopf bewahrt und die Strategie mit ein paar entschlossenen Überholmanövern umgesetzt."

Perez zieht die Strategie-Niete: Weiß man immer erst hinterher

Die Strategie ebenfalls umgesetzt, dafür aber nichts bekommen, hatte auch Sergio Perez. Der Mexikaner lag im Rennen nach dem Start abermals vor Stroll, bekam von seinen Strategen aber das genaue Gegenteil der Taktik des Kanadiers. In der elften Runde wechselte Perez von Medium auf Hard. Die Ziellinie überquerte er als Zwölfter.

"Es war kein so guter Tag für mich", resümierte Perez, dem bewusst war, dass er bei der Strategie die Niete gezogen hatte: "Wir wussten, dass es schwierig werden würde in die Punkte zu kommen, also versuchten wir mit unterschiedlichen Strategien, unsere Chancen zu maximieren. Wie sich herausstellte, war Lance auf der besseren Strategie. Aber das weißt du natürlich immer erst nach dem Rennen."

Dass der RP19 nach Barcelona und Monaco das dritte Wochenende in Folge nicht konkurrenzfähig war, bereitet dem Routinier Sorgen: "Das ganze Wochenende war für mich nicht toll. Unsere Pace war ziemlich schwach. Dazu steckte ich immer im Verkehr, wodurch die Temperaturen am Limit waren. Wir haben als Team den Schaden an diesem Wochenende minimiert - und das ist wichtig in den schwierigen Rennen."