McLaren stürzte beim Formel-1-Rennen in Montreal trotz eines zuvor bärenstarken Wochenendes ab. Lando Norris fiel nach einer spektakulären Anfangsphase durch einen mehr als ungewöhnlichen Defekt aus. Die Hinterachse des Rookies fing plötzlich Feuer. Carlos Sainz ging nach einer gewagten Strategie leer aus.

Das Rennen hatte zunächst vor allem für Norris vielversprechend begonnen. Der 19-Jährige lieferte sich im Kampf um die achte Position ein sehenswertes Duell mit Max Verstappen. Es war in der Königsklasse das erste gegen seinen Kumpel, auf den er sonst nur im Simracing trifft. "Ich hatte in dieser Saison noch nicht viel Rad-an-Rad-Action. Das hat echt Spaß gemacht.", sagt Norris.

Der Youngster schlug sich in seinemersten Kampf gegen einen Piloten aus der Weltspitze wacker: "Er erwischte mich auf der ersten Runde und ich schaffte es, mir die Position zurückzuholen. Max ist ein harter Typ, wenn es darum geht ihn hinter sich zu halten. Ich machte es solange, wie ich konnte. Das war enges Racing."

Norris fängt Feuer: Kein Crash in die Wall of Champions

Kurz darauf war der Spaß für Norris jedoch vorbei. In der achten Runde war der McLaren mit der Startnummer vier mit einem heftig abgeknickten rechten Hinterrad auf der Start- und Zielgeraden zu sehen. Die rechte Hinterradaufhängung stand in Flammen, als Norris den Boliden in der Boxenausfahrt abstellte.

Auf den ersten Blick schien alles klar: der unerfahrene Heißsporn war der berüchtigten Wall of Champions zum Opfer gefallen. Die Wiederholung zeigte jedoch wenig später, dass Norris bei der Anfahrt auf die letzte Schikane ein Problem bekam und diese abkürzte. "Ich bin an keiner Mauer angeschlagen und habe auch sonst nichts Ungewöhnliches gemacht. Es gab auch keine Kollision", stellt Norris klar.

Stattdessen hatte offenbar ein technischer Defekt zur Überhitzung der Bremsen geführt, welche in der Folge Feuer fingen und die Radaufhängung zum Kollaps brachten. "Es begann damit, dass die Bremse lang wurde und im Prinzip gar nicht mehr funktionierte", beschreibt der Brite. "

Norris hat Glück im Unglück: Defekt hätte schlimm ausgehen können

"Danach passierte es [der Aufhängungsbruch] als ich über die Linie fuhr. Ich wusste erst gar nicht, was passiert war. Ich dachte, ich hätte einen Reifenschaden oder so. Es ist ein Mysterium. Die Jungs müssen sich das anschauen. Es gab nichts Offensichtliches, weder in den Daten noch von meinem Gefühl her oder dem was sie gesehen haben."

Norris hatte in der Szene sogar noch Glück im Unglück. Wäre die Aufhängung wenige Meter vor der letzten Schikane bei weit über 300 km/h kollabiert, hätte es ein böses Ende nehmen können. "Ich hatte Glück, dass es ausgangs der Schikane passierte. Es war Glück, dass es passierte, wo es passierte. Aber es war Pech, dass es überhaupt passierte", hält Norris fest.

Er war zu diesem Zeitpunkt McLarens heißestes Eisen im Kampf um weitere WM-Punkte an diesem Sonntag. "Punkte waren definitiv möglich", ist Norris überzeugt. "Ich lag vor Carlos und er ist gerade so außerhalb der Punkte ins Ziel gekommen. Wir hatten im Vergleich zu Renault nicht die Pace, aber Punkte waren möglich, wenn auch nicht viele."

Sainz verhungert auf härtester Reifenmischungen

Der Teamkollege war nach einer Startplatzstrafe für das Blockieren von Alex Albon im Qualifying von der elften Position ins Rennen gegangen. Im Rennen entschieden die Strategen auf eine antizyklische Strategie. Bereits in der dritten Runde kam Sainz für den Wechsel von Soft auf Hard zum Service.

"Wir hatten eine gute Pace, aber 67 Runden waren einfach zu viel für den Reifen", so der Spanier. "Ich habe mein Bestes gegeben aber es hat nicht gereicht. Ich musste sofort pushen um einige Autos zu überholen und dann ging der Reifen natürlich ein."

Dazu hatte sich ein Abreißvisier in einer der Bremsbelüftungen verfangen, was Sainz zusätzlichen Ärger bereitete. "Ich musste die Bremsen unter Kontrolle behalten. Das hat uns das ganze Rennen über zurückgeworfen", sagt der 24-Jährige, der in der Schlussphase von Lokalmatador Lance Stroll aus den Punkten geworfen wurde und als Elfter leer ausging.

Nachdem McLaren hinter Renault das gesamte Wochenende über die zweite Kraft im Mittelfeld zu sein schien, saß die Enttäuschung tief: "Wir waren nicht in der Lage, unsere echte Pace zu zeigen. Die wäre sicherlich für ein solides Punkteresultat gut gewesen, wenn wir den frühen Boxenstopp nicht gemacht hätten."