Lewis Hamilton profitierte beim Formel-1-Rennen in Kanada von der Strafe für Sebastian Vettel. Das Manöver des Ferrari-Piloten, welches noch während des Rennens von der Rennleitung mit einer Zeitstrafe geahndet wurde, brachte dem Weltmeister schlussendlich den Sieg. Zur Entscheidung der Stewards äußerte sich Hamilton nur bedingt. Zur Szene mit Vettel dafür umso ausführlicher.

"Ich kam durch die Kurve und war zu diesem Zeitpunkt schneller", beginnt Hamilton die Situation aus seiner Sicht zu schildern. Der Mercedes-Pilot hatte nach den Boxenstopps das Tempo erhöht und war in der 48. Runde deutlich näher an Vettel als noch in der ersten Rennhälfte. "Ich habe wirklich nur versucht, Druck auf Seb zu machen. Ich wollte nah genug heran oder ihn in einen Fehler treiben."

Letzteres gelang Hamilton schlussendlich, als Vettel am Eingang von Kurve drei etwas zu schnell war und kurzzeitig die Kontrolle über seinen Ferrari verlor. Der Deutsche musste nach einem Rutscher geradeaus durch die Wiese. Für seinen Verfolger genau das, was er sich erhofft hatte.

Hamilton sah bei Vettel-Ausritt seine Chance

"Als der Moment kam dachte ich mir: okay, großartig, das ist meine Chance wenn ich die Kurve einfach normal weiterfahre", erklärt Hamilton, der sich anschickte am Kurvenausgang außen auf der Ideallinie am strauchelnden Vettel vorbeizugehen. Doch die gerade noch antizipierte Lücke löste sich relativ schnell wieder in Luft auf.

"Ich kam um die Ecke und war auf der Ideallinie, da ging die Lücke einfach zu", so der 34-Jährige, der einen Unfall gerade so verhindern konnte: "Es sah so aus als ob wir crashen würden. Ich musste bremsen und vom Gas gehen, um die Kollision zu verhindern." Hamilton verlor nach der Szene zunächst sein Momentum.

"Zum Glück konnte ich die Kollision verhindern, aber das war dann mein Fenster [für einen Angriff]. Danach ging keine Lücke mehr so auf", sagt der fünfmalige Weltmeister. Einige Runden später sprachen die Stewards die 5-Sekunden-Strafe gegen Vettel aus. Hamilton musste dadurch nur auf unter fünf Sekunden am Rivalen dranbleiben, um das Rennen zu gewinnen.

Hamilton befürwortet Strafe für Vettel: So sind die Regeln

"Als ich hörte, dass er eine Strafe bekommt, habe ich weiter gepusht denn ich dachte mir, dass ich mir dieses Rennen vielleicht holen kann", so Hamilton, der bis zum Zielstrich im DRS-Fenster hinter Vettel lag: "Ich habe wirklich versucht so nah heranzukommen wie es ging. Aber Ferrari war an diesem Wochenende einfach so schnell auf den Geraden. Sie haben definitiv einen Power-Mode den wir nicht haben."

Schlussendlich brauchte er den mutmaßlichen Power-Mode auch nicht, schließlich fiel der Sieg mit der Strafe für Vettel auch ohne ein entscheidendes Manöver auf der Rennstrecke in seine Hände. Am RTL-Mikrofon erklärte er, dass Vettels Manöver in seinen Augen durchaus einen Straftatbestand erfüllte.

"Die Regeln besagen, dass du, wenn du von der Strecke abkommst, sicher zurückkommen musst. Ich war da und musste die Kollision vermeiden. Aus meinem Auto heraus gesehen hat er mir die Tür zugemacht und mich an die Wand gedrückt. Deshalb musste ich bremsen, sonst hätte es einen Unfall gegeben", stellt Hamilton klar.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff pflichtet seinem Fahrer bei: "Die Strafe richtete sich nach dem, was die Regeln besagen. Die Stewards haben gemäß den Regeln entschieden. Wenn du damit nicht glücklich bist, weil du hartes Racing magst, bin ich voll bei dir. Aber dann müssen die Stewards eine andere Entscheidung treffen, denn dann gäbe es andere Regeln."

Hamilton hätte sich anderen Ausgang gewünscht

Unter dem Strich hätte sich Vollblut-Racer Hamilton aber einen anderen Ausgang ganz ohne Strafe gewünscht. "Letztendlich fühlt es sich etwas leer an", gibt er zu. "Es ist definitiv ein komisches Gefühl. Du willst ein Rennen ja so nicht gewinnen und du willst ein Rennen auch so nicht verlieren. Du willst Rennen gewinnen, indem du kämpfst und überholst und dafür hab ich alles gegeben."