Lewis Hamilton entwischte beim Formel-1-Qualifying in Kanada die dritte Pole Position der Saison in letzter Sekunde. Der letzte Run von Sebastian Vettel verwies den Weltmeister auf den zweiten Platz in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag. Damit vereitelte der Ferrari-Pilot ein weiteres Mercedes-Comeback im entscheidenden Moment. Hamilton hätte aber sowieso nicht gerechnet, dass es dieses Mal wieder klappt.

"Ich bin nicht überrascht", so der WM-Leader. "Sie [Ferrari] hatten offensichtlich schon das gesamte Wochenende eine tolle Pace." Nachdem er seine Rundenzeit mit zwei Bestzeiten in den ersten beiden Streckenabschnitten beim letzten Run noch einmal verbessern konnte, ging dem Silberpfeil im letzten Sektor die Luft aus.

"Auf der Geraden waren sie sechs Zehntel schneller", sagt Hamilton. "Wer auch immer zu Beginn [der Saison] geschrieben hat, dass wir einen Party Mode haben, kann nun schreiben, dass sie einen haben. Auf der Geraden im letzten Sektor haben wir es im Grunde verloren." Schlussendlich fehlten ihm auf Vettel 0,206 Sekunden.

Hamilton hat sich nichts vorzuwerfen: Zwei starke Runden

Im Gegensatz zu Teamkollege Valtteri Bottas, der sich auf seiner ersten fliegenden Runde im Q3 drehte und letztendlich nur Sechster wurde, lieferte Hamilton zwei saubere Runs ab. Nicht ohne Grund kam er so nah heran, Michael Schumachers Rekord von sechs Pole Positions auf dem Circuit Gilles-Villeneuve an diesem Samstag zu übertrumpfen.

"Es war eine gute Runde, aber offenbar nicht gut genug. Ich hatte zwei starke Runden ohne Fehler. Generell bin ich sehr glücklich mit meinem Job heute", meint Hamilton. "Natürlich kann auch ich nochmal ansetzen und sagen, dass hier und da mehr Zeit drin gewesen wäre. Aber ich denke nicht, dass es zwei Zehntel gewesen wären."

Nachdem es am Freitag nach einer Ferrari-Show aussah und Hamilton sich mit seinem Unfall im 2. Freien Training auch noch selbst ins Hintertreffen brachte, war er mit dem Resultat des Samstages trotz der Niederlage zufrieden. "Wir haben so hart gearbeitet, um uns an diesem Wochenende zu verbessern."

"Es hat sich deshalb wirklich sehr gut angefühlt, für eine Sekunde auf Pole zu stehen, besonders nachdem ich gestern das FP2 verpasst habe und heute mit einem ziemlichen Rückstand in den Tag gestartet bin. Es war für uns ein sehr solider Tag." Der Niederlage gegen Ferrari kann er sogar noch etwas Positives abgewinnen.

Hamilton freut sich über Ferrari-Pole: Großartig für Racing

Letztendlich ging mit der ersten Pole Vettels in dieser Saison in gewisser Weise auch sein Wunsch nach einem härteren Wettbewerb in Erfüllung: "Ich denke, es ist großartig für das Racing. Das ist, was wir und die Fans sehen wollen. Alle sind eng zusammen, die ersten 15 liegen innerhalb einer Sekunde. Das ist toll zu sehen und hoffentlich gibt es morgen ein gutes Rennen."

Am Sonntag sieht er aus der ersten Startreihe seine Chancen noch mehr als intakt. "Ich hoffe, dass es ein enges Rennen wird. Es war gut die Ferraris zu splitten und hoffentlich gibt es einen engen Kampf. Wir müssen einfach weiter Druck auf sie machen und kämpfen", so der fünfmalige Weltmeister, der 2007 in Montreal den ersten seiner bisher 77 Grand-Prix-Siege feierte.

Hamilton ist zuversichtlich, im Rennen den längeren Atem haben zu können: "Bis zu Kurve eins ist es eine sehr kurze Distanz. Da ist es nicht einfach, Positionen gutzumachen. Aber es ist ein langes Rennen. 70 Runden sind sehr lang. Wenn sich uns eine Möglichkeit eröffnet, werden wir versuchen sie zu nutzen. Das Rennen wird wahrscheinlich ein Einstopper. Die Reifen werden der Schlüssel sein."