Auf der Großbaustelle der Formel-1-Regeln für 2021 beginnen sich weitere klare Formen abzuzeichnen. In der Woche vor dem Kanada GP übermittelte die FIA den Formel-1-Teams jetzt erstmals echte konkrete Entwürfe der sportlichen und technischen Regularien.

Das britische Medium Racefans.net berichtet, dass am 4. Juni die Entwürfe bei den Teams eingingen. In Montreal folgen jetzt mehrere Meetings, um diese Entwürfe zu besprechen. Der Entwurf nennt jetzt auch erstmals ein konkretes Konzept zum angestrebten Kostendeckel, sowie zur Neuaufteilung des Preisgeldes.

Formel-1-Budget: Pro Team 175 Millionen plus Extras

Die konkrete Zahl, die in diesem Zusammenhang genannt wird, sind 175 Millionen US-Dollar. Da möchte die FIA ab 2021 die Obergrenze einziehen. Das ist deutlich unter dem Budget, das die Top-Teams gegenwärtig ausgeben, aber zugleich auch etwas höher als die ursprünglichen Vorstellungen der FIA.

Allerdings sind die 175 Millionen Dollar keine komplett fixe Zahl. Wie in den letzten Monaten schon vermutet wurde, wurden einige finanzielle Posten nicht inkludiert. Im konkreten Entwurf zählen jetzt nicht dazu: Die drei höchstbezahlten Manager des Teams, die Fahrergehälter, die ersten 15 Millionen an Power-Unit-Kosten, Marketing, Hospitality, und die Kosten für Unterkunft und Reisekosten unter der Saison.

Im Endeffekt sind das Zugestände an die Top-Teams. Das Gehalt eines Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel ist zum Beispiel um ein vielfaches höher als das eines Mittelfeld-Fahrers. Um zu brutale Einschnitte zu verhindern, hatten die Top-Teams lange um eine Exklusion dieser Aufwände gekämpft.

Neue Preisgeld-Verteilung: Grundsätzlicher Schlüssel bleibt

Wie 'Racefans' berichtet, geht mit dem neuen Kostendeckel eine neue Preisgeld-Verteilung einher. Grundsätzlich stützt die sich wieder auf vier Säulen - allerdings sollen die Bonus-Zahlungen für bestimmte Teams fast gänzlich verschwinden.

Die erste Preisgeld-Säule, momentan "Column 1" genannt, bleibt ähnlich. 50 Prozent der Gewinnausschüttung werden zu gleichen Teilen auf alle Teams verteilt, die im Vorjahr mitfuhren.

Die zweite Preisgeld-Säule ("Column 2") bleibt leistungs-basiert. Wer mehr Punkte abliefert, bekommt hier mehr Geld. Das beste Team soll 18 Prozent des Preisgeldes bekommen, das schlechteste Team zwei Prozent. Hier gilt wie schon jetzt: Anders als bei "Column 1" bekommen nur die Top 10 der Team-Wertung dieses Geld. Sollte es ein elftes Team geben, geht das in der zweiten Preisgeld-Säule leer aus.

Sonder-Boni beschnitten - auch bei Ferrari

Die Bonus-Zahlungen für bestimmte alteingesessene und erfolgreiche Teams ("CCB") soll komplett verschwinden. Sie werden durch einen Bonus für Top-3-Platzierungen in der Team-WM ersetzt. Teams, die innerhalb der letzten zehn Jahre unter die Top 3 kamen, bekommen diesen Bonus. Je öfter man es unter die Top 3 schafft, desto höher wird der Bonus.

Bleibt noch die vierte Säule - der Ferrari-Bonus, auch "Long Standing Team"-Bonus genannt. Der bleibt, wird aber um die Hälfte gekürzt. 2019 erhält Ferrari noch über 70 Millionen Dollar, davon wird man sich verabschieden müssen. Außerdem soll eine Sonderregelung Ferrari verbieten, dieses Preisgeld für Performance-Bedarf einzusetzen. Heißt: Das Geld darf nicht für jene Dinge eingesetzt werden, die unter die 175 Millionen des Kostendeckels fallen.

Einen Grund zur Freude sollte es für Ferrari zumindest noch geben: Sie sollten ihr Veto-Recht über Regeländerungen in der Formel 1 behalten, wenngleich auch dieses eingeschränkt werden soll. Auch mit den Einschnitten für 2021 gilt also weiterhin: Ferrari bleibt wohl politisch das mächtigste Team.