Ein McLaren auf Platz vier irgendeiner Ergebnistabelle? Da muss man in den vergangenen Jahren schon lange suchen. Doch im Training zum Kanada GP 2019 der Formel 1 war es so weit: Carlos Sainz pilotierte seinen MCL34 auf P4, keine vier Zehntel hinter der Bestzeit von Ferrari-Star Sebastian Vettel, aber vor Lewis Hamilton, beiden Red Bull und deutlich vor den eigentlichen Gegnern aus dem Mittelfeld.

Eine Eintagsfliege? Nicht ganz. Schon im ersten Training hatte der Spanier mit P7 aufgezeigt. "Klar können wir mit dem Tag richtig zufrieden sein. Das war einer der besten Freitage der Saison", schwärmt Sainz. Doch wie kam es dazu? Geht der McLaren in Montreal tatsächlich so gut?

Carlos Sainz: Bin sicher nicht der Viertschnellste

Sainz meldet erhebliche Zweifel an. "Ich glaube nicht, dass ich wirklich der Viertschnellste bin. Wir sind auf jeden Fall hinter den drei Top-Teams", sagt Sainz. Seine Erklärung: "Ich denke, ich habe mich einfach schon sehr wohl im Auto gefühlt. Morgen wird es sicherlich zurück in die Realität gehen."

Das in Montreal seitens McLaren eingeführte Update für den MCL44 habe aber gut funktioniert, lobt Sainz. "Und das zeigt, dass wir darauf brennen, nach vorne zu kommen. Das sehe ich sehr gerne", sagt der Spanier. Noch dazu lief es nicht nur auf eine Runde exzellent. Auch im Longrun konnte sich der Sainz-McLaren sehen lassen. "Es fühlte sich auch genauso gut an", bestätigt Sainz. "Das sind gute Neuigkeiten."

Teamchef Seidl: McLaren hat noch Potential

Teamchef Andreas Seidl unterstreicht den guten Eindruck seines Piloten, sieht sogar noch Luft nach oben. "Das Auto verhält sich okay, auch wenn wir noch ein paar Probleme mit der Balance und dem Grip hatten, die wir jetzt über die Nacht zu verbessern suchen. Wir scheinen aber morgen um einen Platz im Q3 fahren zu können", sagt der noch immer neue Rennleiter der Truppe aus Woking.

Die meiste Luft nach oben bei McLaren gibt es jedoch offenbar nicht beim Auto, sondern dem anderen Fahrer. F1-Rookie Lando Norris - und damit auch Montreal-Rookie, fuhren dort auch Formel 2 und Co. zuvor nicht im Rahmenprogramm - tat sich im Freitagstraining merklich schwerer als Sainz. Zweimal P11, mehr war nicht drin für den jungen Briten.

Lando Norris hadert mit sich: Kein guter Job

Doch das schiebt Norris nicht einmal auf seine mangelnde Streckenkenntnis. Kein Wunder eigentlich als leidenschaftlicher Simracer und dennoch erfrischend offen. "Es war kein toller Tag für mich. Ich kam mit der Strecke sogar recht schnell klar, die ist nicht so schwer zu lernen, aber ich hatte damit zu kämpfen, dann irgendwelche Fortschritte zu erzielen", schildert Norris. "Ich hatte mit einigen Dingen zu kämpfen und es fiel mir schwer, das zu verbessern." Was genau? "Alles!"

Das Auto jedenfalls hätte sich schon von FP1 zu FP2 verbessert, nur er eben nicht, so Norris selbstkritisch. "Aber das Potential ist da. Carlos hat ja jede Menge mehr aus dem Auto rausgequetscht als ich. Also ist die Pace da, aber ich habe einfach keinen sehr guten Job gemacht. Ich muss mich jetzt darauf konzentriere, dass ich selbst morgen mehr heraushole", sagt der Brite.