Die Formel 1 kehrt 2020 nach Zandvoort zurück - und die Pläne für den Umbau des Traditionskurses haben es in sich. Um das Überholen für die F1 überhaupt erst zu ermöglichen, soll die Zielkurve umgebaut werden. Angedacht ist für die Arie-Luyendyk-Bocht eine Überhöhung, welche die Kurve steiler als die des Ovals in Indianapolis machen würde. Pirelli-Automobilsportchef Mario Isola treibt dieses Vorhaben schon jetzt die Schweißperlen auf die Stirn.

"Wenn ihr mich fragt, hätte ich lieber keine Überhöhung", sagt der Italiener am Rande des Grand Prix von Montreal. Der Plan der Formel 1 und der Streckenbetreiber von Zandvoort sieht vor, dass die letzte Kurve mit einer Überhöhung von 18 Grad neu gestaltet wird, um dann von den Boliden mit offenem DRS durchfahren zu werden. Letzteres ist zumindest die Vorstellung von Zandvoort-Promoter Jan Lammers.

Die vier Kurven des weltberühmten Indianapolis Motor Speedway haben lediglich eine Überhöhung von neun Grad. Und dort gab es 2005 bekanntlich das große Michelin-Debakel, an dessen Ende nur die sechs mit Bridgestone bereiften Autos in der Startaufstellung standen. Die Reifen der Franzosen hatten den Belastungen nicht standgehalten, was zu mehreren Reifenschäden bei hoher Geschwindigkeit geführt hatte.

Zandvoort-Banking viel höhere Belastung für Formel-1-Reifen

Pirelli wird in Zandvoort wie es aussieht vor eine noch härtere Herausforderung gestellt. "Es ist nicht einfach. Es ist technisch eine große Challenge", sagt Isola. Der einzige Lichtblick: der Umbau der letzten Kurve soll erst 2021 umgesetzt werden. "Ich habe von dem Vorschlag gehört, aber ich glaube es wird erst im zweiten Jahr der Fall sein", so der 50-Jährige.

"Aber es bedeutet eine viel höhere Belastung für den Reifen. Um dem entgegenzuwirken, werden wir den Mindestdruck der Reifen erhöhen. So kann der Reifen den höheren Kräften widerstehen", erklärt Isola, der nicht glaubt, dass eine neue Konstruktion notwendig sein wird. "Das wird alles über den Reifendruck geregelt."

Formel 1 in Zandvoort: 360-Grad-Runde mit Max Verstappen: (01:54 Min.)

Setup für Teams in Zandvoort besonders knifflig

Für die Teams wird Zandvoort damit zum Setup-Spießrutenlauf. Der Radsturz muss in der Theorie auf der kurveninneren Seite (in diesem Fall rechts) deutlich verringert werden. Außerdem wird sich der erhöhte Mindestdruck auf dem Rest der Rennstrecke bemerkbar machen.

"Das Problem wird sein, dass der Druck in diesem Fall für die anderen Streckenteile zu hoch ist. Die Teams müssen also einen Mittelweg zwischen der Überhöhung und den Teilen ohne Banking finden", erklärt Isola.

Das Layout von Zandvoort soll für die Formel 1 modifiziert werden, Foto: FIA
Das Layout von Zandvoort soll für die Formel 1 modifiziert werden, Foto: FIA

Pirelli vergleicht mit Erfahrungswerten aus Daytona

Pirelli will das Verhalten in überhöhten Kurven aber auf keinen Fall dem Zufall überlassen. Da den Italienern Daten aus Indianapolis fehlen, schaut man auf einen anderen legendären Superspeedway in den USA. "Wir schauen, inwiefern Daytona vergleichbar ist, da wir dort schon in anderen Rennen am Start waren", so Isola.

Daytona hat in den Kurven ein Banking von 31 Grad, auf der Start- und Zielgerade sind es 18 Grad. Pirelli steht mit seinen Nachforschungen laut Isola allerdings noch ganz am Anfang. "Wir versuchen es mit Daytona zu vergleichen, aber ich hab die Ergebnisse noch nicht."