Max Verstappen ist in den vergangenen Jahren zu einem der komplettesten Formel-1-Fahrer im Feld gereift. Der Niederländer besticht 2019 in seiner Rolle als Teamleader von Red Bull mit Pace und Konstanz. In Sachen Reifenmanagement scheint er mittlerweile sogar Lewis Hamilton etwas voraus zu haben. Während der Weltmeister häufig in Schwierigkeiten gerät, ist Verstappen schnell und materialschonend zugleich unterwegs.

"Vielleicht ist er gar nicht aggressiv", sagt Verstappen über seinen Fahrstil, der in der Vergangenheit so häufig als zu stürmisch kritisiert wurde. Dass der 21-Jährige schon letztes Jahr bei seinen Siegen in Österreich und Mexiko seine Qualitäten als Reifenflüsterer eindrucksvoll unter Beweis stellte, wurde gerne ignoriert. Ultraschnell und dabei nicht aggressiv? Unmöglich!

Doch Verstappen hat den Dreh raus. "Vielleicht sieht es aggressiv aus, aber ich denke, dass ich beim Fahren immer sehr smooth war. Das ist mein Gefühl und das habe ich schon mein ganzes Leben lang", so der Niederländer, der sich 2019 in absoluter Bestform präsentiert. Auch im Zweikampf hat er sich im Griff, wie die rundenlange Verfolgungsjagd Hamiltons zeigte.

Verstappen 2019 in Bestform: Ich habe eine gute Zeit

"Ich fühle mich gut innerhalb des Teams und bin sehr entspannt", erklärt er. "Ich denke, das hilft auch. Wir verbringen alle viel Zeit zusammen und man lernt sich besser kennen. Die Kommunikation funktioniert sehr gut. Ich habe eine gute Zeit."

Ungewohnte Worte von einem Max Verstappen, der vor dem siebten Saisonrennen in Montreal noch ohne Sieg in der laufenden Saison dasteht. Ist der Geduldsfaden beim ehrgeizigen Youngster mitterweile wirklich so elastisch? "Ich denke darüber gar nicht nach", wiegelt er ab.

Red Bull muss in allen Bereichen zulegen

"Letztendlich ist es nicht einfach, die Lücke nach vorne zu schließen. Das sehen wir auch an Ferrari. Mercedes macht im Moment einen sehr guten Job. Aber ich fühle mich gut innerhalb des Teams und für mich ist es der richtige Ort", bekennt sich Verstappen zum anhaltenden Aufbauprozess der Ehe zwischen Red Bull und Honda.

Doch was fehlt dem Teamleader, um die Silberpfeile endlich einzufangen? "Wir müssen jeden einzelnen Aspekt verbessern, wenn wir Mercedes wirklich bestrafen wollen", fordert Verstappen. Und dabei bezieht er sich nicht nur auf Motorenlieferant Honda. Auch Red Bull muss sich beim Chassis etwas einfallen lassen.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Kanada GP: (10:35 Min.)

"Du willst immer mehr Downforce. Jeder will mehr Downforce. Es ist nie genug", sagt er. "Aber wenn wir schon alles ganz verstanden hätten, wären die Änderungen bereits umgesetzt worden." Obwohl Ferrari technisch noch knapp vor Red Bull zu liegen scheint, ist Verstappen für Mercedes bisher offenbar die größere Gefahr gewesen.

Er sieht sich dennoch nicht als einzige Gefahr für die silberne Dominanz. "Ferrari hätte in Bahrain gewinnen müssen und in Baku vielleicht die Pole geholt. Ich bin definitiv nicht der Einzige", verdeutlicht er, dass die Scuderia schon viel näher an einem Einzelerfolg gegen Mercedes war.

Ferrari in Montreal stark, Red Bull vielleicht besser als erwartet

Gerade in Kanada werden Ferrari wieder bessere Chancen für den ersten Saisonsieg eingeräumt. Die Powerstrecke auf der Île Notre-Dame soll Sebastian Vettel und Charles Leclerc in die Karten spielen. "Wir wissen, dass Ferrari einen hohen Topspeed hat und die Strecke dadurch für sie besser wird", meint auch Verstappen.

Dass Red Bull den Circuit Gilles-Villeneuve fürchten muss, sieht er aber nicht: "Wir hatten schon ein paar Kurse mit langen Geraden. Ich bin nicht sehr besorgt. Im Moment ist das alles Spekulation. Vielleicht wird es besser als erwartet. Wir haben kein großes Defizit mehr. Wir wissen, dass wir nicht die Schnellsten sind, aber wir werden versuchen alles richtig abzustimmen."