Sechs Rennen, sechs Mercedes-Siege. Davon auch noch fünf Doppelsiege. Die Formel-1-Saison 2019 ist nicht das, was sie nach den Testfahrten versprochen hatte. Die Fans sind enttäuscht, vor allem von Ferrari.

Doch in Maranello ist es trotz ausbleibender Erfolge und Fehlentscheidungen ungewöhnlich ruhig. Auch Sebastian Vettel wirkt geradezu relaxed. Manch einer interpretiert deshalb schon, dem vierfachen Formel-1-Weltmeister würde das Feuer fehlen, er würde sogar am Ende der Saison zurücktreten. Blödsinn, wie Vettel selbst vor dem Kanada GP klarstellte.

Aber warum ist der Deutsche so ruhig? "Es kommt heutzutage nicht gut an, wenn man diese Sprache nutzt und immer seine Emotionen zeigt", erklärte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Generell versuche ich nicht, irgendetwas zu verbergen. Ich sehe die Situation heute realistisch. Es ist auch im Team ziemlich klar, dass wir nicht da sind, wo wir sein wollen und uns Performance fehlt."

Sebastian Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: LAT Images

Mit der Brechstange funktioniert es nicht. "Es ist eine dieser Sachen, die man gerne über Nacht ändern würde", so Vettel. "Man hofft, dass man die Patentlösung oder die Wunderwaffe findet. Darauf hofft man immer, aber man muss sagen: Wir hatten nun schon mehr als eine Möglichkeit, das zu machen, mehr als einen Test, um zu verstehen, was uns fehlt."

"Ich kann dir garantieren, dass wir nicht glücklich sind, wir sind angepisst", versichert Vettel. "Aber ich glaube nicht, dass es dir hilft, einfach nur angepisst zu sein. Man muss seinen Kurs beibehalten, die positiven Dinge sehen, die man selbst kontrollieren kann, damit man die Chancen nicht verpasst, die man kurzfristig erhält. Dieses Rennen, das nächste Rennen und so weiter, bevor man dann neue Teile ans Auto packt."

Neue Teile gibt es in Kanada nicht. Dort soll die Streckencharakteristik besser zum SF90 passen. Auf Dauer gesehen hilft das allerdings nicht. Ferrari hat dafür Dinge in der Pipeline. Doch ob die auch tatsächlich funktionieren, muss die Stoppuhr zeigen. "Wir dachten in Barcelona schon, dass die neuen Teile helfen würden", gibt Vettel zu Bedenken.

Vettel: Technik-Konzept nicht falsch

Der Deutsche macht den Ferrari-Fans nur bedingt Hoffnung: "Es braucht immer Zeit, bis die Dinge ans Auto kommen. Bei manchem mehr, bei manchen weniger. Es gibt Rennen, bei denen wir denken, dass wir mit bestimmten Teilen einen Schritt nach vorne machen können, ja. Was uns aber fehlt, ist Gesamtperformance."

Immerhin vom aerodynamischen Konzept ist Vettel überzeugt: "Ich denke nicht, dass etwas Fundamentales falsch ist. Ich weiß, dass in der Presse viel diskutiert wird, ob das Design falsch oder richtig ist. Ich glaube aber nicht, dass es fundamental so schlecht ist."

Das ausführliche Interview mit Sebastian Vettel gibt es im nächsten Print-Magazin von Motorsport-Magazin.com, das am 27.06.2019 erscheint. In einem achtseitigen Special spricht Vettel über die Enttäuschungen der Saison 2019, seine ganz persönlichen Probleme mit dem SF90, seinen inneren Antrieb und vieles mehr. Am besten gleich vorbestellen!