Der Grand Prix von Kanada 2019 wird für Lance Stroll ein besonders wichtiges Formel-1-Heimspiel. Bei seinem dritten F1-Rennen in Montreal geht der 20-Jährige erstmals in seiner Heimatstadt für das Team seines Vaters Lawrence Stroll an den Start. Doch besonders verheißungsvoll verlief die Saison für den jungen Stroll bisher nicht.

Mit Racing Point ist er genau wie mit Williams zumeist am Ende des Feldes zu finden. Saisonübergreifend schied Stroll in Monaco zum zehnten Mal in Folge im Q1 aus. Während Teamkollege Sergio Perez wie gewohnt alles herausholt und mit aktuell 13 WM-Punkten wieder im Kampf um den Titel des Best of the Rest steht, hat Stroll gerade einmal vier Zähler auf dem Konto.

"Nun, es gibt immer Gründe", beginnt Stroll seine schwache Qualifying-Performance zu rechtfertigen. "Ein paar Mal lief es einfach unglücklich, ich hatte hier und da Verkehr, und auch sonst sind da immer irgendwelche Dinge." Welche Dinge genau dafür sorgen, dass es im teaminternen Duell gegen Perez 6:0 für den Mexikaner steht, vermag er nicht zu erklären.

Lance Stroll braucht bei Racing Point noch mehr Zeit

Der Vergleich zum Stallgefährten gibt Stroll in jedem Fall einen Grund, an sich selbst zu arbeiten. "Es gibt definitiv Dinge an mir, an denen ich arbeiten muss um mit dem Auto warm zu werden", sagt der 47-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Er glaubt, nach dem Wechsel zu Racing Point noch mehr Zeit zu brauchen.

"Es ist ein neues Auto und eine neue Umgebung für mich", beteuert er. "Aber ich muss an meinen Schwächen arbeiten und auf meine Stärken aufbauen." Letztere gibt es bei ihm angesichts der beiden Punktefahrten von Melbourne und Baku schließlich auch. "Etwas Positives ist, dass meine Rennpace sehr gut war. Ich habe in ein paar Rennen Punkte geholt und möchte definitiv häufiger und konstant weiter vorne in den Punkten kämpfen."

Um das zu erreichen, sollte er definitiv auf seine selbsternannte Stärke aufbauen. Denn die Zahlen sprechen auch am Sonntag noch für ein klares Defizit gegenüber Perez. In Aserbaidschan, einem Grand Prix ohne Safety-Car-Phasen, verlor Stroll bei normalem Rennverlauf eine halbe Minute auf Perez. Und auch sonst ist es ihm bisher nicht gelungen, die Pace des Teamkollegen im Rennen zu matchen.

Umso absurder scheinen die Lobeshymnen, die Perez schon nach dem ersten Rennen an der Seite Strolls zum Besten gegeben hatte. Der 29-Jährige hatte nach Melbourne behauptet: "Ich denke Lance [Stroll] ist von der Rennpace mein bisher stärkster Teamkollege. Von der Rennpace hatte ich im Gegensatz zu meinen Teamkollegen immer einen Vorteil. Aber Lance ist verdammt nah an mir dran. Er hat den Speed und das Talent."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Kanada GP: (10:35 Min.)

Stroll sieht Defizite beim RP19 - Hoffnung auf Montreal-Wende

Strolls Ansicht nach ist aber auch beim RP19 noch viel Luft nach oben, um ihn häufiger in den Top-10 zu sehen. "Die letzten paar Rennen war unser Auto nicht sehr konkurrenzfähig. Das ist eigentlich der Hauptgrund", sagt Stroll, der sich mehr Konstanz wünscht: "Das Mittelfeld ist so eng, und von Strecke zu Strecke sieht man bei den Teams Stärken und Schwächen. Die letzten Events kamen unserem Auto nicht entgegen."

In Montreal, wo Stroll 2017 die ersten WM-Punkte seiner Karriere einfuhr, hofft er auf ein besseres Wochenende als in Monaco. "Traditionell ist es eine Rennstrecke, die unserem Auto liegt. Natürlich ist es ein neues Jahr, aber ich denke wir haben dieses Wochenende eine Chance", so der Lokalmatador, dem zu Ehren in diesem Jahr eine Tribüne in der Haarnadel benannt ist. "Es ist eines der besten Wochenenden im Kalender und für mich das Highlight der Saison", freut sich Stroll.