Ferrari droht in der Formel 1 vor dem Rennen in Kanada die Verfolgerrolle von Mercedes an Red Bull zu verlieren - und in Montreal dürfte es für Sebastian Vettel und Charles Leclerc noch schwieriger werden, das Standing als zweite Kraft zu behaupten. Maranello hat nach wie vor keine Lösung für die Probleme des SF90 parat.

"Wir wissen, dass wir im Moment nicht konkurrenzfähig genug sind. Und bis auf weiteres wird es keinerlei Änderungen am Auto geben, welche einen entscheidenden Einfluss auf die Probleme haben, auf die wir seit Saisonbeginn gestoßen sind", erklärt Mattia Binotto im Vorfeld des siebten Saisonrennens.

Ein Statement, das nur wenig Hoffnung auf Besserung macht, allerdings nicht unbedingt überrascht. In Monaco hatte der Teamchef zuletzt erklärt, dass Ferrari am viel kritisierten Konzept des SF90 festhalten will und ein Nachahmen der Mercedes-Philosophie für seine Mannschaft keine Option ist.

Ferrari will Defizite ohne neues Konzept in den Griff bekommen

Stattdessen will sich Ferrari darauf konzentrieren, das Potential des eigenen Konzeptes auszuschöpfen. Als einen der Hauptfaktoren machte Binotto das Reifenmanagement der 2019er Ferrari-Pneus aus. "Das Aufwärmen ist viel schwieriger", so der Italiener.

"Die Ursachen dafür sind alle technischer Natur und liegen in unserer Hand, denn du musst die Performance der Reifen optimieren. Die Reifen sind für alle Teams die gleichen, also kommt es am Ende darauf an, wie jedes einzelne Team sein Auto entwickelt um das gesamte Paket zu optimieren."

Etwas, das mit mehr Downforce auf der Vorderachse zumindest in der Theorie einfacher werden sollte. Doch Binotto hatte auch klargestellt, dass weder der Frontflügel noch Vorderachse am SF90 geändert werden müssten, um den Boliden im Kampf gegen Mercedes konkurrenzfähig zu machen.

Formel 1 2019: Muss Ferrari personelle Konsequenzen ziehen? (43:35 Min.)

Ferrari-Nachteil könnte sich zum Vorteil wenden

Die Scuderia will lieber das bestehende Paket optimieren, denn hier sieht der Teamchef das größte Potential: "Es ist ein Zusammenspiel zwischen mechanischem und aerodynamischem Grip. Es ist eine Balance."

Und diese fehlende Balance könnte auch ohne Updates noch einmal zugunsten Ferraris ausfallen. Die Probleme mit dem Aufwärmverhalten der Reifen durch fehlende Downforce sind gleichzeitig der Grund für Ferraris enormen Topspeed. Binotto ist überzeugt, dass die große Stärke des SF90 noch zum Zuge kommen wird.

"Wenn du auf die ersten Rennen seit Saisonbeginn schaust, waren wir in einigen sehr stark. Ich denke, es wird weitere Rennen geben, in denen wir mit unserem aktuellen Paket stark sein werden", so der Teamchef. Er hofft, dass es schon am kommenden Wochenende so weit sein könnte.

Ferrari hofft auf Kanada: In Montreal alles anders?

Denn der Circuit Gilles-Villeneuve ist ein im Formel-1-Kalender einzigartiges Layout und gleichzeitig ein Kurs, auf dem Ferrari im vergangenen Jahr siegreich war. Das schürt die Hoffnung darauf, dass die dominante Mercedes-Form vor diesem Wochenende nicht in Stein gemeißelt ist.

"Die Charakteristik der Rennstrecke in Kanada stellen eine weitere ganz andere Herausforderung dar. Geschwindigkeit, Effizienz auf der Bremse und Traktion sind die Hauptfaktoren", sagt Binotto. "Wir sind bereit unser Bestes zu geben und die Fehler der vergangenen Rennen hinter uns zu lassen"