Über Charles Leclerc schwebt ein Monaco-Fluch. Ausgerechnet bei seinem Heimrennen im Fürstentum will es für Leclerc nicht klappen. 2017 hätte er das Formel-2-Rennen gewinnen müssen, wurde vom Safety-Car und einem Technik-Defekt ausgebremst. 2018 beim Formel-1-Debüt krachte er Brendon Hartley aufgrund eines Bremsdefekts an einem Sauber ins Heck, 2019 erlebte er im Ferrari ein totales Debakel.

Erst hatten sich Ferraris Strategen im Qualifying verzockt, Leclerc ging deshalb nur von Startplatz 15 aus in den Monaco GP. Leclerc kündigte nach dem frühen Aus in Q1 fassungslos an: "Ich werde viel Risiko eingehen müssen, vielleicht sogar einen Crash zu bauen."

Gesagt, getan: Zunächst verlief das Rennen nach Maß. In den ersten beiden Runden konnte Leclerc zwei Positionen gutmachen. In Runde sieben gelang ihm noch ein riskantes Überholmanöver gegen Romain Grosjean in der Rascasse. Der Monegasse kam von weit hinten und stach überraschend innen rein. Grosjean spielte mit und machte auf.

Leclerc: Spaß endet im Desaster

"Es hat spaßig begonnen, aber es ist im Desaster geendet", ärgert sich Leclerc. Denn schon eine Runde später nahm das erneute Drama seinen Lauf. Der Ferrari-Pilot versuchte das gleiche Manöver wie eine Runde zuvor, diesmal gegen Nico Hülkenberg. Der Renault-Pilot spielte allerdings nicht so mit und es kam zur Kollision.

Leclerc touchierte mit seinem rechten Hinterrad die innere Leitplanke in Rascasse. Dadurch drehte er sich und erwischte Hülkenberg mit seinem Unterboden am rechten Hinterrad.

Die Stewards untersuchten den Vorfall nicht, obwohl Leclerc auch nach dem Rennen seinen leicht übermotivierten Ansatz zugab: "Ich wollte Risiko eingehen, weil ich auf einer Position war, die nicht unserer Pace entsprach. Gegen Romain war es schon extrem eng, Nico hat mir dann weniger Platz gelassen."

Während Hülkenberg mit seinem Plattfuß verhältnismäßig glimpflich davonkam, zog sich Leclerc beim touchieren der Mauer einen radikalen Reifenschaden zu. Obwohl sich der rechte Hinterreifen mehr und mehr auflöste, fuhr Leclerc in hohem Tempo Richtung Boxengasse.

Beschädigter Ferrari verliert 75 Punkte Abtrieb

Die herumschleudernden Reifenteile beschädigten den Unterboden so stark, dass es mit einem Reifenwechsel nicht mehr getan war. Dazu nahm die linke Seite des Unterbodens schon beim Kontakt mit Hülkenberg Schaden. "Wir haben versucht, den Verlust an Abtrieb hinten durch den Frontflügel auszugleichen, aber das Auto war praktisch unfahrbar", schilderte Leclerc.

Der Unterboden von Leclercs Ferrari war auf beiden Seiten beschädigt, Foto: LAT Images
Der Unterboden von Leclercs Ferrari war auf beiden Seiten beschädigt, Foto: LAT Images

Nach 16 Runden beendete der Pilot mit der Startnummer 16 sein Rennen vorzeitig. "Ich gebe niemals auf, aber diesmal war es unmöglich", rechtfertigt er sich. "Wir haben 75 Punkte Abtrieb verloren, das sind rund 80 Prozent des gesamten Autos."

Der 21-Jährige nahm das Desaster verhältnismäßig gelassen: "Ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Es ist nur schade, dass es zu Hause und auf dieser Strecke passieren musste. Das Positive ist: Die Performance war da, das Ergebnis nicht."