Für Max Verstappen waren beim Formel-1-Rennen in Monaco sämtliche Mühen vergebens. Nicht nur, dass der Red-Bull-Pilot über 50 Runden im Getriebe des späteren Rennsiegers Lewis Hamilton hing und die einzige Attacke kurz vor Schluss daneben ging. Durch eine Zeitstrafe verlor der Niederländer auch noch Platz zwei. Für die Entscheidung der Stewards hat er kein Verständnis.

"Das Ergebnis ist natürlich schade, denn wir waren das ganze Rennen richtig schnell", sagt der 21-Jährige, der nach der Addition von fünf Sekunden auf seine Rennzeit von der zweiten auf die vierte Position abrutschte. Der Grund für die Strafe war ein Unsafe-Relase beim Boxenstopp in der zehnten Runde.

Verstappen wurde von seiner Crew nach dem Reifenwechsel geradewegs in den herannahenden Valtteri Bottas geschickt. Bei der darauffolgenden Kollision wurde der Finne gegen die Boxenmauer gedrückt und beschädigte sich den linken Vorderreifen. Verstappen setzte sich dadurch vor Bottas. Die Offiziellen entschieden auf eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für das unachtsame Freigeben des Red Bulls seitens der Boxencrew.

Verstappen nimmt Red-Bull-Boxencrew in Schutz

"Wir waren vorne, aber dann haben wir uns natürlich berührt und vielleicht habe ich deshalb die Strafe bekommen", so Verstappen am Mikrofon des ORF. Er nimmt seine Jungs trotz des gewagten Release in Schutz: "Ich glaube, ich habe nichts falsch gemacht und das Team auch nicht."

Verstappen und seiner Mannschaft war klar, dass die durch den Reifenschaden bei Charles Leclerc ausgelöste Safety-Car-Phase genau das war, was sie brauchten um zumindest einen Mercedes zu besiegen. "Es war unsere einzige Chance, Zweiter zu werden", sagt der fünfmalige Grand-Prix-Sieger.

Marko kritisiert Urteil: Stewards keine Verstappen-Fans

Dr. Helmut Marko war mit der Strafe gegen seinen Schützling noch weniger einverstanden. "Das ist sehr bitter. Ich meine, dieser Unsafe-Release... wir waren mit der Nase vorne, da hätte Bottas ja auch nachgeben können", so der Red-Bull-Berater gegenüber dem ORF. "Ich glaube, die Stewards sind keine großen Fans von Max. Aber die Chance war da und er hat es probiert."

RTL-Experte Nico Rosberg vertrat hingegen einen ganz anderen Standpunkt. Der Weltmeister von 2016 gab den Stewards uneingeschränkt Recht und forderte sogar noch eine massivere Strafe: "Das kann man nicht machen. Es war ein ganz klarer Unsafe-Release. Gerade hier in Monaco ist es nicht erlaubt, Seite an Seite zu fahren. Dabei werden Menschen gefährdet. Daher ist die Strafe viel zu gering."

Verstappen nutzt Hamiltons Reifennachteil aus

Da Verstappen keinen zweiten Boxenstopp absolvierte, wurde die Zeitstrafe erst nach dem Rennen auf seine Rennzeit aufaddiert. Auf der Strecke behielt er dafür den zweiten Platz und machte in der Folge massiv Druck auf den in Führung liegenden Lewis Hamilton. Über 50 Runden befand er sich fast pausenlos im DRS-Fenster hinter dem Mercedes. Für eine Attacke reichte es aber lange Zeit nicht.

"Ich gab alles, um an Lewis vorbeizukommen. Wir wussten, dass er auf dem weicheren Reifen war und es nach dem Stopp sehr langsam angehen ließ", sagt Verstappen. "Ich habe einfach versucht ihn unter Druck zu setzen und das ganze Rennen nah dranzubleiben. Aber in den Highspeed-Kurven ist es hier mit der Dirty Air nicht einfach."

Mit Voranschreiten des Rennens kam Verstappen dem Silberpfeil immer näher. "Ich begann ihn zu pushen, weil er dann seine Pace anziehen musste. An einem Punkt waren seine Reifen durch und ich konnte anfangen, ihn zu attackieren." In der vorletzten Runde versuchte es Verstappen mit einem gewagten Manöver.

Last-Minute-Manöver: Verstappen kollidiert mit Hamilton

Bei der Anfahrt auf die Hafenschikane bremste er sich ganz spät innen beim Führenden hinein. Dabei berührte er Hamilton am linken Hinterrad. Der Mercedes-Pilot machte auf und kürzte die Schikane ab. Für beide Piloten ging die Szene gut aus. Sowohl Hamiltons als auch Verstappens Auto nahm keinen Schaden.

Die Szene hätte gut und gerne auch anders ausgehen können, doch Verstappen bleibt sich wie immer treu. "Ich glaube, ich hatte eine Chance. Ich war natürlich spät dran aber ich glaube, ich würde es immer wieder versuchen", sagt er - auch, weil alles gut gegangen ist: "Natürlich hat es am Ende nicht geklappt, aber wir sind beide ohne Probleme weitergefahren."

Marko gibt Hamilton Schuld für Kollision

Die Rennleitung untersuchte den Zwischenfall, entschied in diesem Fall aber zugunsten Verstappens. Gemäß des Urteils der Offiziellen konnte keinem Fahrer die Hauptschuld für die Kollision zugesprochen werden. Obendrein hätten beide Fahrer angemessen reagiert um die Situation zu entschärfen.

Helmut Marko sah auch das etwas anders: "Der Zwischenfall nach dem Tunnel ist meines Erachtens Hamiltons Schuld. Er ist nach links rübergezogen", meint der Österreicher. "Aber er wird nichts ausfassen, weil er heute ein rotes Kapperl auf hat."