Pole Position ist in der Formel 1 die halbe Miete. Die Regel stimmt, aber nicht in Monaco. In Monaco ist die Pole Position viel mehr. Spätestens seit 2017, als die Autos wieder auf zwei Meter angewachsen sind, ist nicht nur die Streckencharakteristik das Problem, sondern schlichtweg einfach der Platz. Deshalb fällt der Favoritencheck an diesem Wochenende auch etwas kürzer aus als üblich.

Trotzdem gibt es natürlich den einen oder anderen Faktor, der auch beim Monaco GP das Rennen heute etwas durcheinanderwürfeln kann. Oder können Red Bull und Ferrari gegen Mercedes aus eigener Kraft etwas ausrichten?

Nicht nur, dass Mercedes im Qualifying einmal mehr überlegen war, die Silberpfeile sind das einzige Zwei-Mann-Team. Max Verstappen ist als erster Verfolger auf sich alleine gestellt, weil Pierre Gasly neben dem üblichen Performance-Rückstand auch noch mit einer Strafversetzung zu kämpfen hat.

Bei Ferrari begann das Debakel schon im Q1, als Sebastian Vettel in letzter Sekunde Charles Leclerc rauswarf. Von Platz 15 kann der Monegasse auch auf heimischen Grund bei normalem Rennverlauf nichts mehr ausrichten. Sebastian Vettel ist auf Platz vier auf sich alleine gestellt.

Ferrari-Performance in Monaco nicht gut genug

Bei Ferraris Performance stellt sich aber die Frage, ob Sebastian Vettel heute nicht viel größere Probleme als das Fehlen des Teamkollegen hat. Acht Zehntel bekam der Deutsche im Qualifying von Lewis Hamilton aufgebrummt.

"Wir waren nicht so konkurrenzfähig wie wir sein wollten, aber das Rennen ist in Monaco eine andere Sache - da kann alles passieren", gibt sich Vettel kämpferisch. Ganz unrecht hat er damit nicht, ganz recht auch nicht. Denn auch die Rennpace von Ferrari war im Training zu schwach. Aber das wäre ohnehin egal - weil eben Monaco. Vettel bräuchte von P4 so und so ein verrücktes Rennen.

Verstappen einziger Mercedes-Jäger

Max Verstappen war da schon näher dran am Mercedes-Duo. Doch seinen letzten Versuch musste er abbrechen. Verkehr auf seiner Outlap sorgte dafür, dass seine Reifen nicht im richtigen Fenster waren. Für mehr als P3 hätte es ohnehin nicht gereicht, nur der Abstand wäre geringer.

Doch Red Bull könnte zumindest im Rennen schneller sein. "Wir haben, als Mercedes im Q3 den Party-Modus angestellt hat, alles im ersten Sektor verloren", sagte Dr. Helmut Marko zu Motorsport-Magazin.com. Im Rennen gibt es den Party-Modus bekanntlich nicht dauerhaft, Red Bull sollte also näher dran sein.

Für Max Verstappen reichte es in Monaco wieder nicht, Foto: Red Bull
Für Max Verstappen reichte es in Monaco wieder nicht, Foto: Red Bull

Trotzdem mag der Doktor nicht so richtig an das Red-Bull-Wunder glauben. "Es sind zwei Mercedes vorne. Das heißt, sie werden zwei bis drei Sekunden langsamer fahren, als sie können und wenn es dann in den Bereich der Boxenstopps geht: Peng, Peng! Dadurch, dass sie zu zweit sind, steuern sie das optimal."

Monaco 2019 mit Reifen-Paradoxon

Ein wenig Resthoffnung gibt es noch: Die Strategie ist trotz einem Stopp nicht ganz so klar wie man denken mag. Im Gegensatz zu anderen Strecken funktioniert in Monaco der Overcut oftmals sehr gut. Weil der Reifenverschleiß gering ist und es dauert, bis die neuen Reifen auf Temperatur sind. Deshalb kann es sich lohnen, später Reifen zu wechseln. Der Vorteil von neuen Reifen spielt sich erst nach einigen Runden aus.

2019 könnte der Overcut noch deutlich effektiver sein: Die neuen Pirelli-Pneus haben eine steifere Konstruktion, was die Aufwärmphase schwieriger macht. Dazu wurde die Heizdeckentemperatur an der Hinterachse herabgesetzt. Mit Verkehr und Co. können in unterschiedlichen Rennphasen sowohl Undercut als auch Overcut funktionieren.

Das könnte zumindest etwas Varianz ins Rennen bringen. Auch die teaminterne Mercedes-Strategie könnte es interessant machen, wenn Bottas an Hamilton dranbleiben kann. Dazu können Safety-Car-Phasen, die in Monaco an der Tagesordnung stehen, das Rennen komplett durcheinanderbringen. Bei einem klassischen Einstopp-Rennen kann man hier gut auf ein Safety Car setzen und pokern, gerade wenn die Reifen lange halten.

Start in der Formel-1-Saison 2019 schwierig

Und dann gibt es noch einen Mini-Faktor: Den Start. Der Start scheint in der Formel-1-Saison 2019 dank der neuen Kupplungs-Regeln ein richtiger Game-Changer zu sein. In den ersten fünf Rennen hatte der Pole-Setter fünfmal den schlechteren Start. Nur einmal konnte ein Pole-Setter in dieser Saison überhaupt ein Rennen gewinnen.

In Monaco ist der Weg zur ersten Kurve kurz, Foto: Sutton
In Monaco ist der Weg zur ersten Kurve kurz, Foto: Sutton

"Aber hier ist es eine super kurze Distanz bis zur ersten Kurve, normalerweise gibt es da keine Positionswechsel", fürchtet Valtteri Bottas. Ein guter Start alleine Hilft beim kurzen Sprint nicht, der Gegner braucht schon einen überdurchschnittlich schlechten.

Fazit: Monaco hat zwei Regeln: Die Pole ist mehr als die halbe Miete, und Monaco hat seine eigenen Gesetze, die alle anderen Gesetzte außer Kraft setzen. Unter normalen Umständen ist Mercedes natürlich nicht zu schlagen. Für Sebastian Vettel sieht es nicht gut aus, Red Bull sollte auch im Renntrimm schneller sein.