Für Sebastian Vettel und Ferrari setzt sich die bisher extrem durchwachsene Formel-1-Saison 2019 auch im Qualifying zum Monaco GP fort. Nach einem Hoffnungsschimmer in der Generalprobe am Morgen - ja, Vettel-Unfall, aber auch Bestzeit von Charles Leclerc - reichte es im Zeittraining für die beiden Ferrari-Piloten nur zu den Rängen vier und 16.

Vettel erwischte es mit P4 also schon unbefriedigend, Leclerc mit seinem Q1-Aus völlig katastrophal. Ferrari hatte es schlicht verpasst, den Monegassen noch für einen zweiten Run herauszuschicken, erachtete die gesetzte Zeit offenbar für ausreichend. Leclerc jedenfalls meinte, trotz Wiegetermin bei der FIA sei noch locker genug Zeit gewesen.

Ferrari kurios: Vettel-Rettung führt zu Leclerc-Aus

Besonders kurios: Für das Ausscheiden Leclercs sorgte ausgerechnet sein Teamkollege. Auch Vettel hatte im ersten Run keine berühmte Zeit erzielt. Der zweite passte daraufhin nicht, auch wegen eines leichten Touchierens der Leitplanke. So lag zunächst Vettel auf Kurs auszuscheiden.

Die Folge: Am Ende wurde es richtig heiß. Nur Sekunden vor Ablaufen der Zeit schaffte Vettel es über die Linie für eine finale fliegende Runde. Die musste sitzen, in Monaco riskant bei im schlechtesten Fall 20 Autos auf nur 3,3 Kilometern. Doch sie saß. Mit einer Bestzeit, aber mit Hängen und Würgen rettete sich Vettel in Q2. Doch Leclerc war damit raus.

Von Ferrari verraten? Vettel traut seinen Ohren nicht

Diese gleich doppelt brenzlige Aktion ließ einmal mehr laute Kritik an Ferrari aufkommen - als würden am Ende fast acht Zehntel Rückstand auf die Mercedes-Pole dafür nicht schon genügen. Doch Sebastian Vettel hält von der Schelte gar nichts. Ob es sich verraten fühle, wird der Heppenheimer sogar gefragt.

"Verraten? Vom wem? Meinem Team? Ich fühle mich nicht vom Team enttäuscht oder verraten. Sie haben einen fantastischen Job gemacht, das Auto in Rekordzeit für das Qualifying bereitzumachen nachdem ich sie heute Morgen verraten habe", stellt Vettel klar. Doch damit ist der Deutsche noch nicht fertig.

Vettel erklärt: Deshalb ist die Kritik unfair

Vettel stellt sich klar vor Ferrari. "Ich finde es nicht fair, das Team so zu kritisieren", stellt Vettel klar. "Ich denke, dass sich die Strecke im ersten Abschnitt des Qualifyings deutlich mehr verbessert hat, als wir erahnen konnten. So wurden zum Ende alle schneller", erklärt er. Doch alle anderen schienen das auch schneller erkannt zu haben.

Für Vettel jedoch überwiegt, dass Ferrari es am Ende noch rechtzeitig erkannt habe. Zumindest bei ihm. "Ja, es war eng, nochmal rauszufahren. Aber das war dann eine richtige Entscheidung", meint Vettel, betont erneut: "Ich glaube, es war nicht so leicht für uns, das zu erahnen. Ich glaube, dass auch die anderen nicht damit gerechnet haben. Die waren einfach schneller."

Vettel sieht Ferrari im Teufelskreislauf

Das habe sich dann durch das gesamte Qualfiying gezogen. Der riesige Rückstand am Ende bestätigt diesen Punkt in jedem Fall. Doch wieso erlitt Ferrari am Hafenbecken von Monaco nach dem noch so starken Morgen überhaupt wieder derart Schiffbruch?

"Der Speed, der heute Morgen kurz da war, war wieder weg. Das Problem ist, dass wir ins Fenster rein- und rausfallen. Wenn unser Auto insgesamt etwas besser funktionieren würde, woran wir mit Hochdruck arbeiten, würden wir uns auch mit den Reifen leichter tun. Aber so funktioniert es momentan eben nicht und es ist wie ein Teufelskreis", schildert Vettel.

Starke Generalprobe ein Luftschloss

Soll heißen: Die fehlende Performance steigert die Gefahr, sich auch strategisch zu verzetteln. "Gerade sind wir nicht in den Umständen, in denen wir gerne wären. Deshalb ist es leicht, zu kritisieren und zu sagen, dass du ein Chaos angerichtet hat", verteidigt Vettel Ferrari erneut. "Dann erwischt es dich eben immer mal und es kommen so Sachen zustande, wofür man dann nachher kritisiert wird. Aber in der Hitze des Moments kann da passieren. Auch wenn es nicht gut aussieht."

Keine gute Figur machte der Ferrari auf der Strecke schon mit bloßem Auge. Mehrfach touchierte Vettel die Leitplanken. "Es war hart, das Auto zu spüren, also wie viel Grip du hast. Besonders die Vorderachse hat nicht mitgemacht. Bei den anderen läuft das natürlicher", schildert Vettel. "Wir fallen manchmal rein, manchmal raus aus dem Fenster. Wir verstehen noch nicht, warum. Die anderen schaffen es regelmäßiger."

Vettel: Unfall spielte keine Rolle

Sein Unfall am Morgen sei unterdessen nicht mitverantwortlich. Stichwort Vertrauen, Stichwort Rhythmus - in Monaco ganz besonders wichtig. "Das hatte nichts damit zu tun. Ich möchte die Schuld nicht abwälzen. Am Nachmittag musst du die ersten zwei Runden dann wieder etwas aufbauen und in deinen Rhythmus finden, aber ich war ja schon oft hier. Das ist dann kein Problem", winkt Vettel ab.