Mercedes trägt bei der Formel 1 in Monaco nach dem Tod Niki Laudas Trauer. Das Rennen steht ganz im Zeichen der Erinnerungen an ihren verstorbenen Aufsichtsrats-Vorsitzenden des F1-Teams. Das Team tritt an diesem Wochenende mit angepasster Lackierung sowie mit schwarzen Armbinden für alle Teammitglieder an.

Stark betroffen ist Mercedes' Teamchef Toto Wolff. Denn die beiden verband nicht nur eine professionelle Beziehung an der Spitze des erfolgreichsten Formel-1-Teams dieser Ära. Auch auf der persönlichen Ebene wuchsen die beiden über die Jahre des gemeinsamen Reisens von und zu F1-Rennen sehr eng zusammen.

Wolff in Monaco: Fühle mich wie ein Zombie

Wolff trauert daher sichtlich, als er sich im Fahrerlager von Monaco am Donnerstag zum ersten Mal den versammelten F1-Medien stellt und sich für sie an Niki Lauda erinnert. Am Mittwoch gab es für ihn keine Medientermine. "Die letzten 48 Stunden waren grauenvoll, ich fühle mich wie ein Zombie", meint Wolff. "Ich schaue andauernd auf die Bilder, und bekomme alle halben Stunden Tränen in den Augen, weil er nicht mehr hier ist." Auch Lewis Hamilton sagte am Mittwoch alle seine Medien-Termine ab.

Über uns hängt eine dunkle Wolke", so Wolff weiter. "Es fühlt sich einfach nicht richtig an, wenige Stunden nach dem Ableben eines Freundes darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen. Es fühlt sich auch jetzt noch nicht richtig an. Wir haben einfach gestern die Entscheidung getroffen, dass wir nicht ins Formel-1-Fahrerlager gehen wollten um uns Fragenauszusetzen, sondern dass wir für uns selbst reflektieren wollten."

Wolff und Lauda: 'Halbfreunde' fürs Leben

Es hatte ursprünglich ein bisschen gedauert, bis sie bei der Mercedes-Teamführung in die gleiche Richtung arbeiteten. Doch danach wurde die Beziehung zwischen Wolff und Lauda so eng, wie es in dieser Position nur irgendwie ging. "Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis wir es richtig kalibriert hatten", so Wolff. An den genauen Moment kann er sich noch immer erinnern. "Seit damals hat sich unsere Beziehung von Respekt und Verständnis zu einer Freundschaft entwickelt."

Niki Lauda: Erinnerungen an die Formel-1-Legende (09:28 Min.)

Oder eine Halbfreundschaft - so habe es Lauda einmal auf dem Heimflug von Suzuka, nach dem Gewinn der Meisterschaft, bezeichnet. "Er hat mir gesagt: 'Du weißt, ich sage immer, ich habe keine Freunde'", erklärt es Wolff. "'Aber wenn es so etwas wie einen Halbfreund gibt, dann bist du ein Halbfreund.' Dann habe ich geantwortet: 'Das war das Emotionalste, was ich je von dir gehört habe.' Das sind Dinge, die ich nie vergessen werde."

Wolff: Lauda als Freund überstrahlt alles andere

Wolff wusste schon länger, dass es sich bei Lauda einem kritischen Punkt annäherte. "Trotzdem haben wir regelmäßig miteinander kommuniziert - telefoniert, oder per Whatsapp. Zuletzt nach dem Baku-GP. Das war das letzte Mal, dass ich mit ihm gesprochen habe, und das werde ich nie vergessen. Das ist auch, was wir in diesem Team mitnehmen. Die Message war: Besser geht's nicht, weiter so. Das war der Niki, wie er leibt und lebt."

Am Montagabend bekam Wolff dann die Nachricht über Laudas Tod, sofort per Textnachricht von seiner Frau. "Seither bin ich nicht mehr ich selbst, es fühlt sich irgendwie surreal an, in einem Formel-1-Fahrerlager zu sein, während Niki nicht mehr lebt", sagt Wolff.

Natürlich vermisst Wolff auch den Charakter Niki Lauda, den des Aufsichtsratsvorsitzenden von Mercedes F1. Einem Charakter, wie es ihn in der Formel 1 kaum mehr gibt. "In einer Welt, wo alles so glattgebügelt ist und jeder zwei Mal nachdenkt, bevor er etwas sagt, weil alles umgedreht und für Überschriften verarbeitet werden kann, war es erfrischend und wichtig für die Formel 1, jemanden zu haben, dem das alles egal war", sagt Wolff. "Ich glaube, das werden wir vermissen."

Aber am Ende kann sich Wolff nicht von der Person Lauda, von seinem Freund Lauda lösen. "Es ist schwierig für mich, über Niki die Formel-1-Ikone zu sprechen", erklärt er. "Weil für mich die Emotionen als Freund so überwältigend sind."

Mercedes wird in Monaco schweren Herzens weitermachen. "Es ist keine leichte Situation, gerade in Monaco, mit dem ganzen Medienrummel, vor dem du dich emotional zusammenreißen willst und über einen Freund zu sprechen versuchst", so Wolff. "Es ist eine Sache, dass die Welt und die Formel 1 die größte Ikone verloren hat. Aber es ist ganz anders und viel schwieriger, einen Freund verloren zu haben."