Der Formel-1-Grand-Prix in Monaco ist seit Bestehen der Königsklasse in jeder Saison ein absolutes Highlight im Rennkalender. Etwas ganz Besonderes ist das Stadt-Rennen vor allem für Lokalmatador Charles Leclerc, der in der Metropole der Reichen und Schönen aufgewachsen ist. Der Ferrari-Fahrer hat seit Kindheitstagen davon geträumt, einmal im roten Renner durch seine Heimatstadt zu jagen.

"Ein Heim-Grand-Prix ist natürlich immer etwas ganz Besonderes. Aber dieses Jahr ist es mein erster Heim-Grand-Prix als Ferrari-Fahrer. Ich weiß noch, wie ich als kleines Kind bei einem Freund auf dem Balkon über der ersten Kurve mit Spielzeug-Autos gespielt habe, während unter uns die echten Formel-1-Autos durchgerast sind", berichtet der Ferrari-Youngster.

"Bei meinem ersten Rennen hier war ich erst vier. Damals fuhr Michael [Schumacher] im Ferrari und ich habe schon immer ein bisschen mehr auf die roten Autos geschaut, als auf den Rest. Und ich habe mir immer gesagt, dass ich eines Tages gerne bei diesem Rennen dabei wäre. Dass ich jetzt wirklich mit Ferrari hier bin, bedeutet, dass mein Traum endgültig wahr wird."

Erster Sieg in der Heimat für Leclerc unwahrscheinlich

Die Atmosphäre im Fürstentum ist für den jungen Monegassen eine ganz besondere. Das liegt daran, dass er die Straßen, auf denen die Königsklasse ihr Prestige-trächtigstes Rennen austrägt, aus einem ganz anderen Kontext kennt. "Ich bin tatsächlich durch dieselben Straßen zur Schule gelaufen oder später dann Bus gefahren, auf denen wir hier jetzt das Rennen fahren. Das ist natürlich schon etwas Anderes."

Normalerweise wird ein Heim-Rennen für den jeweiligen Landes-Helden zur wahren PR-Schlacht und jeder will ein Foto mit dem Lokalmatador. Doch in Monaco ist das laut Leclerc etwas anders. "Ich denke, es gibt deutlich berühmtere Fahrer hier als mich", schränkt er den typischen Heim-Effekt etwas ein. "Und hier wohnen ja eh viele Prominente, die Leute sind das also gewöhnt. Aber die Ausländer, die für das Rennen kommen, die wollen dann immer Fotos machen, was aber völlig in Ordnung ist."

Noch traumhafter würde das Wochenende, wenn Leclerc am Sonntag seinen ersten Heimsieg feiern könnte. Bisher sieht Ferrari nicht unbedingt so aus, als könnten sie im Kurven-Geschlängel des Fürstentums um den ersten Platz mitfahren. "Wir hatten einen etwas schwierigen Saisonstart und wir wissen natürlich, dass wir besonders in den langsamen Ecken hinterherhängen", gibt Leclerc zu.

In Bahrain kostete ein Motorschaden den bislang etwas glücklosen 21-jährigen den sicheren Sieg, in Baku warf Leclerc mit einem Crash im Qualifying seine Chancen auf die Pole-Position und damit auch einen potentiellen Sieg weg. In den restlichen Rennen konnte Ferrari bislang nicht im Ansatz mit Mercedes mithalten, musste sich zuletzt in Spanien sogar Max Verstappen im Red Bull geschlagen geben.

Leclerc: Monaco fast wie eine Kart-Strecke

"Aber wir verstehen mittlerweile einige Dinge und arbeiten hart daran, uns zu verbessern. Hier wird es aber natürlich nicht einfach werden", konstatiert der WM-Fünfte. Das allerdings sei noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. "Das Wichtigste ist, dass der Geist im Team sich nicht ändert oder verloren geht, und das ist im Moment nicht der Fall."

Auch ohne Ferraris aktuelle Probleme bereitet die Strecke in Monte Carlo den Fahrern ohnehin schon so einiges an Herausforderungen. "Um hier gut zu sein, muss wirklich alles passen. Man braucht von Mut bis Klasse, von Glück bis zu einem wettbewerbsfähigen Auto einfach alles. Ich hoffe natürlich, dass ich meinem Heim-Publikum eine gute Show liefern kann, in jedem Fall werde ich mein allerbestes geben", verspricht Leclerc.

Die Schwierigkeiten sind dabei vielfältig. "Ich bin ja erst einmal mit der Formel 1 hier gefahren, aber das war schon ein großer Schritt von der Formel 2. Es ist wirklich unglaublich schnell, man fährt super nah an die Mauern heran und es gibt kaum Auslaufzonen, fast wie auf einer Kart-Strecke. Das macht eine gute Qualifying-Runde natürlich umso schwerer, aber genau die braucht man ja eben auch, weil man kaum überholen kann."

Braucht es gerade im Qualifying also ein bisschen Schützen-Hilfe von außen? Etwa in Form des Wettergottes? "Ihr wisst ja, dass es hier sowieso immer schon eine Lotterie ist. Mit Regen würde das noch schlimmer werden, ich bin mir nicht sicher, ob uns das helfen würde. Aber spannend wird es dadurch natürlich. Im Qualifying wäre das schon toll."