Das Haas F1 Team ruinierte sich in Barcelona ein endlich wieder bärenstarkes Wochenende beinahe selbst. Kevin Magnussen und Romain Grosjean lieferten sich nach einem Re-Start ein beinhartes Duell. In der Folge fiel Grosjean zurück auf P10, drei Punkte gingen verloren.

Kein riesiges Drama und doch ein herber Verlust. Insbesondere, weil sich Haas für die nächsten beiden Rennen - den dieses Wochenende bevorstehenden Monaco GP - und den folgenden Kanada GP wieder deutlich geringere Chancen ausrechnet.

Barcelona-Unfall abgehakt: Ist eben Racing!

Der Grund ist leicht erklärt: Anders als in Barcelona wirken in Monte Carlo und Montreal wegen deutlich langsamerer Kurven weitaus geringere Kräfte auf die Reifen. Das erschwert deren Aufwärmen. Genau damit tut sich Haas in der Formel-1-Saison 2019 bis dato extrem schwer, insbesondere im Renntrimm.

Doch deshalb trauert Haas den verlorenen Punkten aus Barcelona jetzt nicht ewig hinterher. "Das passiert eben in der Hitze des Gefechts. Es ist eben Rennsport", winkt Teamchef Günther Steiner in Monaco ab. "Wir sollten sogar einen Preis bekommen, einem langweiligen Rennen noch etwas Spannung geliefert zu haben!"

Stürzt Monaco Haas wieder ins Reifen-Verderben?

Große Vorwürfe an die Fahrer gibt es nicht, betont der Tiroler erneut. Noch in Spanien hatte Steiner schon gesagt, einfach keine Lust zu haben bis in die Puppenstunden Gespräche zu führen. Keine Vorwürfe, abhaken, fertig. Und: Keine neuen Regeln. "Das geht nur, wenn du eine Nummer eins uns eine Nummer zwei hast. Und unsere Fahrer sind gleichschnell", erklärt der Haas-Teamchef.

Ohnehin gibt es bei Haas eine sehr viel dringlichere Baustelle - die genannte Reifen-Thematik. On top hinzu kommt in Monaco, dass Haas bereits im Vorjahr eine extrem schwache Performance im Fürstentum ablieferte. Wird es mit den 2019 neuen generellen Problemen mit den Pirelli-Walzen nur noch schlimmer?

Günther Steiner: Ich fürchte mich nicht

"Ich fürchte mich nicht", winkt Teamchef Steiner im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ab. "Aber ich bin auch nicht optimistisch. Nicht wie ich es vor Barcelona war", ergänzt der Norditaliener jedoch. Und das obwohl nach einem endlich wieder starken Wochenende etwas Selbstvertrauen zurückgekehrt sei.

Regelrechte Angst geht also nicht. Nicht nur wegen Barcelona, sondern auch einer großen Hoffnung für Monte Carlo: einer Kombination aus Streckencharakter und den für das Wochenende nominierten weichsten Reifen des Pirelli-Fundus. "Durch die hier weichsten Reifen bis zum C5 ist es so, dass wir es auch hier schaffen könnten, sie ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen", hofft Steiner. "Aber warten wir lieber mal morgen [das Training] ab. Ich bin da hin und hergerissen."

Haas setzt auf C5-Reifen und gutes Monaco-Qualifying

Mut macht ausgerechnet das schwache Vorjahr. "Letztes Jahr haben wir den C5 hier sogar überhitzt", erinnert Steiner. "Vielleicht sind wir ja dieses Jahr dann in der Lage, ihn zum Arbeiten zu bringen, weil er in einem kühleren Fenster arbeitet."

Selbst wenn Haas es nicht gelingt, die Reifen auf Temperatur zu bekommen - und zu halten, das eigentliche Problem für den Renntrimm -, hat Steiner jedoch noch eine Hoffnung. Hier kommt das Streckenlayout ins Spiel. Sprich die praktische Unmöglichkeit des Überholens im Fürstentum.

Haas braucht mittelfristig große Lösung

"Wenn wir mit dem C5 zumindest im Qualifying klarkommen, dann werden wir okay sein. Denn ihr wisst ja, wie es hier ist … Wenn hier das Quali passt, kommst du klar", so Steiner. Ein Wink mit dem ganzen Zaun. Schafft es Haas, zumindest im Qualifying weiterhin die Reifen zu beherrschen, kann das Team dank Monaco dieses Mal im Rennen nicht einmal mehr katastrophal zurückfallen. Man denke nur an Daniel Ricciardo, der im Vorjahr sogar ohne MGU-K-Power P1 hielt und gewann.

Langfristig kann das für Haas jedoch keine Lösung sein. Schon in Kanada sieht es ganz anders aus. "Deshalb müssen wir einfach versuchen, das Beste daraus zu machen wenn es nicht funktioniert. Dann müssen wir einfach warten, dass andere Rennen kommen, die Barcelona ähnlicher sind. Wie Spielberg und Paul Ricard", so Steiner. Das klingt fast schon nach einem Abfinden mit der gegenwärtigen Lage.

Power Unit: Update von Ferrari

Ganz so weit ist es jedoch noch nicht. Haas sieht durchaus noch Lösungsansätze. "Mechanisches Setup, aerodynamisches Setup, Bremskühlung. Da spielen jede Menge Elemente eine Rolle", sagt Steiner auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Hinzu kommt ab Monaco die neue Spec der Ferrari-Power-Unit. Speziell dort hilft das jedoch eher marginal. Gleich bleibt dagegen die Lackierung. Noch hat Haas das Logo von Titelsponsor Rich Energy nicht entfernt. Steiner: "Die Logo-Situation ist für uns so: Wenn wir etwas ändern müssen, dann sagen sie [Rich] es uns."