Mercedes geht nach dem seitens Valtteri Bottas geäußerten, mysteriösen Verhalten der Kupplung am Start zum Formel-1-Rennen in Barcelona nicht von einem Problem am Silberpfeil aus.

"Wir glauben, dass es einfach an Mangel an Grip auf der Seite der Pole Position war", nennt Sportdirektor Ron Meadows im aktuellen Video-Debrief des Teams zum Spanien einen sehr viel simpleren Grund.

Schlechte Starts von Pole in Rahmenserien

Dafür spreche eine generelle Tendenz am Wochenende. "Wenn man sich die Rahmenserien ansiehst, dann hatte der Zweitplatzierte oder sogar der Dritte oder Vierte öfter einen besseren Start als der Polemann als nicht", erklärt Meadows.

Tatsächlich hatte etwa im Sprintrennen der Formel 2 am Sonntag Polesitter Callum Ilott ebenfalls am Start eingebüßt, die zweite Startreihe schoss einfach vorbei an der ersten.

Erster Verdacht: Wieder weiße Linie

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hatte ähnliches bereits am Samstag beobachtet, sprach nach seinem gegen Bottas klar verlorenen Qualifying von Hoffnung, weil die beiden Seite der Startaufstellung offenbar sehr ähnliche Grip-Level bieten würden.

Geht es nach den ersten Mercedes-Analysen, hat sich das bestätigt. Im ersten Moment hatte Teamchef Toto Wolff sogar an eine weiße Linie gedacht - erneut. Schon beim verlorenen Bottas-Start in China war das die Erklärung gewesen.

Bottas war überzeugt: Vibrationen an der Kupplung

"Denn da waren zwei richtig dicke weiße Linien vor ihm", so Wolff am Abend nach dem Rennen in Barcelona. Man müsse allerdings erst noch genauer ansehen, ob vielleicht doch etwas mit der Kupplung nicht gestimmt habe.

Für Bottas war das nach dem Rennen fast völlig unfragwürdig. Kein Wort von weißen Linien, umso mehr von der Kupplung. Der Finne schilderte es sogar ziemlich präzise. "Ich hatte Vibrationen an der Kupplung, deshalb war der Start ziemlich schlecht", beklagte sich Bottas. "Sie hat in einer hohen Frequenz gebissen und wieder losgelassen." Das sei extrem merkwürdig gewesen. "Es kam ohne Vorwarnung, ich hatte dieses Problem das erste Mal."

Mercedes: Grip Kernproblem, nicht das Auto

Seinem Team wolle er jedoch keinen Vorwurf machen. "Diese Dinge passieren im Motorsport nun leider einmal", so Bottas. "In China hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass es etwas mehr mein Fehler war. Da hatte ich das Gefühl, dass ich etwas hätte besser machen können. Hier würde ich aber nichts anders machen. Wir untersuchen das aber noch", so Bottas am Sonntag. Eine Vibration an der Kupplung, ein abnormales Verhalten habe man allerdings bereits in jedem Fall erkannt.

Doch rührt das dem neuen Mercedes-Update aus dem Debrief-Video offenbar nicht unmittelbar vom Auto. "Es ist ein Element", so Andrew Shovlin, leitender Ingenieur an der Rennstrecke über den Mangel an Grip. "Du bekommst dann etwas Schlupf und dann drehen die Räder durch, die Kupplung rutscht, sodass es da eine gewisse Interaktion gibt. Wir müssen all die Details noch anschauen, aber momentan denken wir, dass das Problem Nummer eins mit dem Grip zu tun hat und es kein Problem mit dem Auto ist."