Während Lewis Hamilton und Valtteri Bottas teamintern den Kampf um Platz 1 unter sich ausmachen, kämpft Williams gegen sich selbst um den letzten Platz. Bisher hat dabei Rookie George Russell deutlich die Oberhand über Rückkehrer Robert Kubica.

Sowohl beim Qualifying-Vergleich als auch bei den Rennplatzierungen steht es jeweils fünf zu null für den Briten. Kubica findet dabei immer neue Erklärungen dafür, warum er keine Chance gegen seinen deutlich jüngeren Teamkollegen hat. Bisher war ein angeblich unterschiedliches Chassis an den beiden Williams-Boliden der Sündenbock.

Williams wollte das nicht auf sich sitzen lassen und tauschte die Karosserien in Spanien. Das Ergebnis: Keine Änderung. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen landete Russell erneut vor dem Polen. Wegen einer Strafversetzung startete der Youngster am Sonntag jedoch von ganz hinten. In der ersten Runde kam es dann zum ersten Mal zum teaminternen Kampf.

Kubica bei Russell-Attacke abgelenkt vom eigenen Team

"Ich bin gut gestartet, war aber zwischen den beiden Racing Point eingeklemmt, also musste ich auf der Geraden lupfen, was mich einiges an Boden gekostet hat", berichtet Kubica nach dem Rennen. ""Darauf habe ich eine Position an George verloren, die ich in Turn 4 wiedergeholt habe."" Eigentlich also diesmal alles nach Plan für den Grand-Prix-Sieger.

Doch in Runde elf folgte dann der erneute Angriff von Russell am Ende der Start- und Zielgeraden, der ihn wieder vor den Teamkollegen bugsierte. "Ich habe eine Nachricht im Funk bekommen, dass ich ein paar Sachen am Lenkrad ändern soll, als er mich überholt hat. Ich habe ihn nicht so nah erwartet und war dann nicht bereit, zu verteidigen."

Tatsächlich wirkt es aus der Onboard von Russell, als würde Kubica den Angriff am Ende der Geraden einfach verschlafen. Die Aufnahmen aus dem Schwester-Auto bestätigen jedoch Kubicas Aussagen, dass er just in diesem Moment auf Anweisung des Renningenieurs an ein paar Reglern dreht.

Russell: Hätte Manöver gerne im TV-Bild gesehen

Aber sollte ein Rennfahrer nicht währenddessen trotzdem ein Auge auf das haben, was hinter ihm passiert? "Als ich im Spiegel gesehen habe, dass er näherkommt, war es schon zu spät", winkt Kubica jedoch frustriert ab. Russell selbst ärgert sich unterdessen über ganz andere Dinge.

"Robert hatte am Start ein bisschen die Oberhand, aber ich habe später ein schönes Überholmanöver gegen ihn gesetzt. Leider habe ich dann herausgefunden, dass das im Fernsehen gar nicht gezeigt wurde." Das Einzige, was ihm darüber hinweghilft, ist britischer Sarkasmus: "Das war natürlich...... toll. Aber so ist es halt im Moment. Hoffentlich gibt es später eine Wiederholung."

Trotz der konstant schwachen Form des krisengebeutelten Williams-Teams gibt es laut dem Formel-2-Meister von 2018 jedoch auch einige gute Nachrichten vom Rennwochenende in Catalunya. "Es war ein faszinierendes Wochenende für uns. Wir haben ein paar neue Teile gebracht und konnten ordentlich Daten darüber sammeln. Es war also mal wieder ein Wochenende zum Lernen."

Die Qualifying-Ergebnisse aus Spanien scheinen einen leichten Aufwärts-Trend zu belegen. Der Abstand auf den Rest des Feldes betrug hier am Samstag nur noch etwa vier Zehntel, während es noch zu Anfang der Saison über anderthalb Sekunden waren. Doch auch das gilt nur für Russell. Kubica fuhr in Barcelona die gewohnten 1,5 Sekunden langsamer als der schlechteste Nicht-Williams-Fahrer - über eine Sekunde hinter dem Teamkollegen.