Das Imperium schlägt zurück: Nach der im Qualifying zum Spanien GP mehr als nur ausgefallenen Hammertime hat sich Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton im Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya umso lautstarker zurückgemeldet. Sieg von Startplatz zwei vor Valtteri Bottas, noch dazu erstmals den Punkt für die schnellste Rennrunde erzielt und somit seinem 2019 so starken Mercedes-Kollegen die WM-Führung wieder abgejagt.

"Ich muss einem unglaublichen Team danken, wir schreiben hier gerade Geschichte mit den fünf Doppelsiegen", jubelt Hamilton zum gleichzeitig ausgebauten Startrekord der Silberpfeile. Dem Briten steht die Erleichterung regelrecht ins Gesicht geschrieben. Am Samstag nach gewaltigen Problemen mit seinem Boliden und sechs Zehnteln Rückstand auf Bottas regelrecht schockiert und kleinlaut, spricht Hamilton jetzt sogar direkt von Erlösung.

Hamilton: Erlösung nach schlechtem Samstag

"Ich habe heute versucht, die schlechte Performance von gestern wiedergutzumachen", berichtet Hamilton. An das sich schon seit Baku allmählich verschärfende Stallduell bei Mercedes habe er gar nicht gedacht. "Wir haben jetzt schon seit Jahren einen guten Kampf, waren aber immer respektvoll und ausgeglichen", stellt Hamilton dazu noch einmal klar. Das sei auch in Spanien der Fall gewesen. "Das Team hatte da ja noch einmal mit Valtteri und mir gesprochen."

Damit zielt Hamilton auf die seitens Teamchef Toto Wolff bereits am Samstag angekündigte Lagebesprechung mit seinen beiden Fahrern vor dem Rennen. Insbesondere mit Blick auf die Szenarien am Start und die Gefahr einer Wiederholung des Unfalldramas von 2016. Offenbar eine extrem gute Besprechung. Denn: Eng wurde es am Start, aber fair und ohne Krach.

Hamilton kassiert Bottas am Start

Mit dafür verantwortlich: Ein Kupplungsproblem, das Bottas zufolge alle Chancen geraubt hätte. Tatsächlich beschleunigte Hamilton den Finnen aus dem Stand besser weg. In Kurve eins hätte Bottas über Außen dennoch dagegen halten können. Doch da kam Vettel, belegte bereits die Außenbahn. "Es war ein interessanter Start, sehr eng da", schildert Hamilton aus seiner Sicht. "Ich sah nur außen ein rotes Auto, wusste aber nicht ob die dann weiter dran sind und wo Valtteri ist. Immerhin war es keine Wiederholung von Baku", ergänzt Hamilton.

Der Brite konnte also aufatmen. Keine weitere Niederlage im teaminternen Startduell. "Ich habe mir extra noch die Rahmenrennen angeschaut. Mein Start war dann gut, dann kam der Ferrari mit dem Windschatten. Das war dann einfach der entscheidende Moment. Es ist eine tolle Strecke hier, aber du weißt das nach Kurve eins ...", deutet Hamilton den überholfeindlichen Charakter in Montmelo nur an.

Hamilton: Kein Glück am Start, hatte die Pace

Doch hatte Hamilton einfach nur Glück? Weil Bottas erst die Kupplung nervte, dann Vettel die Linie blockierte? Hätte sonst einfach Hamilton den Hinterfahrer gemacht? "Ich habe Lewis da unter dem Strich einen Gefallen getan, denn ich habe Valtteri abgelenkt", meint etwa Vettel selbst. Auf kritische Nachfragen in der Pressekonferenz nach dem Rennen zu dieser Möglichkeit reagiert Hamilton gerade zu beleidigt. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Du hast das Rennen gesehen, oder? Ich hatte heute eine gute Pace. Ich hatte zwölf Sekunden Gap. Ich hatte heute einfach die rohe Pace", stellt Hamilton klar.

Den Anteil seiner Fähigkeiten am Sieg will der Brite also ja nicht geschmälert wissen. Die genannte Gap jedenfalls stimmt tatsächlich weitgehend. In der Runde vor dem gegenüber Hamilton einen Umlauf früheren Bottas-Boxenstopp (L26) verfügte Hamilton über zehn Sekunden Polster. Auf Bottas' - natürlich langsamerer - Inlap waren es auf Start/Ziel in der Runde danach 14,8 Sekunden.

Faktencheck: Hamilton fährt Bottas doppelt weg

Damit nicht genug. Auch unmittelbar nach dem Re-Start zeigte Hamilton, wie gut er den Hammer fallen zu lassen wusste. "Das war die Runde in der man die schnellste Runde holen konnte und ich hatte das ganze Jahr ja noch keine. Ich wollte sie. Und so war ich nach ein, zwei Runden fünf Sekunden vorne", schildert Hamilton diese extrem starke Phase.

"Gestern war die Balance bei mir ein Albtraum, aber die Rennpace war heute generell komfortabel", betont Hamilton erneut. Auch, weil er selbst sich einmal mehr umgestellt habe. Hamilton: "Ich musste auf dem Weg in die Startaufstellung noch Änderungen vornehmen, meinen Fahrstil etwas ändern. Und das hat im Rennszenario dann funktioniert. Warum auf eine Runde nicht, weiß ich nicht."

Hamilton: Kämpfe lieber gegen Ferrari als Bottas

Genau darum ging es gegen Rennende plötzlich wieder. Hamilton musste sich mit Bottas noch um die Fastest Lap bekriegen. Denn der Finne wollte sich den Extrapunkt einmal mehr einheimsen, ihn so seinem Teamkollegen stibitzen. "Einfach unglaublich, die beiden schenken sich nichts. Am Ende sind sie teilweise noch um die schnellste Runde gefahren und haben sich zurückfallen lassen, um die Batterie zu laden. Das ist ein Wahnsinn", staunt selbst Toto Wolff.

Selbst da behielt Hamilton am Sonntag dieses Mal die Oberhand. Für den Briten jedoch nicht einmal das Wunschszenario. Mit Bottas kämpft er nämlich gar nicht so gerne. Hamilton: "Mir ist es lieber, wenn sie [Ferrari, Red Bull] mit uns im Kampf sind und wie Bahrain in der ersten Reihe stehen. Aus Fahrer- und Teamsicht ist es einfach viel besser gegen ein anderes Team zu kämpfen."