Für ihn ungewöhnlich und selten. So umriss ein ziemlich wortkarger wie kleinlauter Lewis Hamilton nach dem Qualifying zum Spanien GP der Formel 1 in Barcelona seine mehr als nur klare teaminterne Niederlage. Mehr als sechs Zehntel, exakt 0,634 Sekunden, hatte ihm Mercedes-Kollege Valtteri Bottas im alles entscheidenden Q3 aufgebrummt.

Dass der Finne 2019 irgendwie verwandelt ist, klar. Doch sechs Zehntel auf den statistisch besten Qualifyer der F1-Geschichte erklärt das bei Weitem nicht. Da muss schon mehr dahinter stecken. Für Hamilton selbst jedoch erst einmal nicht. "Valtteri hat einfach einen fantastischen Job gemacht, er war das ganze Wochenende schon sehr schnell", sagt Hamilton.

Hamilton: Mercedes-Updates kein Bottas-Vorteil

Kam Bottas vielleicht besser mit den Mercedes-Upgrades zurecht? Immerhin fuhr Hamilton schon in den Trainings deutlich unruhiger, kämpfte mehr mit dem Handling seines W10 und äußerte sich bis dato auch dementsprechend unzufriedener als Bottas. "Die Upgrades fühlten sich gut an", winkt Hamilton ab. "Dieses hier ist ziemlich transparent für mich, wir haben damit mehr Performance aus dem Auto herausgeholt."

Soweit der erste Teil seiner Erklärung. Der zweite nach der Bottas-Stärke ist er selbst - eine Hamilton-Schwäche. "Auf meiner Seite habe ich dann die Runden nicht zusammenbekommen. Die letzten Runden, besonders in Q3, waren einfach nicht stark.

Hamilton: Habe Job einfach nicht gut gemacht

Unter dem Strich habe ich einfach den Job den gut genug gemacht", klagt Hamilton über seine eigene Leistung im entscheidenden Moment. Tatsächlich fuhr er mit seiner 1:16.040 Minuten im Q3 sogar zwei Millisekunden langsamer als noch im Q2.

Aber reicht das allein, um sechs Zehntel zu erklären? Bei Lewis Hamilton? Zumal nicht nur seine erste Runde in Q3 nicht passte, seine zweite mit 1:16.2 sogar noch langsamer war. Toto Wolff glaubt: nein. Der Mercedes-Teamchef liefert einen spannenden Aspekt, der Hamiltons Scheitern schon im Q2 eingeleitet haben soll. "Wir haben da einen zweiten Run gemacht, aber er hat abgebrochen und ist direkt in die Box reingefahren, weil es eine gelbe Flagge gab. Und normalerweise brauchst du die Cooldown-Runde , damit du die Batterie lädst", berichtet der Wiener. Tatsächlich hatte Bottas im Q2 seinen zweiten Schuss fertig gefahren, Hamilton nicht.

Wolff verrät: Hamiltons Q2-Strategie löste Q3-Ärger aus

Stand dem Briten somit zum Start von Q3 schlicht nicht genug Energie zur Verfügung. Genau das ist die Theorie. "So war es dann eine unglückliche Session für Lewis, weil die Batterie nicht voll war. Du kannst das dann auf der Outlap erledigen, aber wenn du dann Verkehr bekommst ... Deshalb mussten wir ihn sehr früh rausschicken, damit er die Runde so fahren konnte, dass er laden konnten. Aber dann kam er dennoch in Verkehr. Das hat den ersten Run in Q3 dann natürlich massiv beeinträchtigt, wo er somit auf dem falschen Fuß startete", schildert Wolff eine ziemlich wilder erste Q3-Runde Hamiltons.

Die fuhr der Brite offenbar, um das Defizit zu kompensieren, übertrieb dabei jedoch. Doch Hamilton selbst wehrt sich dagegen, im Qualifying den falschen Ansatz verfolgt zu haben. "Ich glaube nicht, dass es um Q3 geht. Ich glaube nicht, dass es meine Herangehensweise an das Qualifying ist. Ich glaube, es ist das gesamte Wochenende und das Gefühl, das ich im Auto habe", so Hamilton.

Hamilton sieht nur noch eine Chance gegen Bottas

Doch gerade das wurmt den Briten nur noch mehr. Sichtbar. Das hat auch Wolff beobachtet: "Wir müssen einen Fahrer aufbauen, der ein paar Probleme hatte. Bei uns ist irgendwie immer einer himmelhochjauchzend und der andere betrübt." Den Rennsieg hat wiederum Hamilton deshalb jedoch noch längst nicht aufgegeben.

Allerdings weiß der Brite um nur wenige Chancen auf dem überholfeindlichen Circuit de Barcelona-Catalunya. "Es kommt auf die erste Kurve an und wie der Start läuft. Denn danach ist es hier ziemlich klar. Hier kannst du nur sehr schwer überholen. Also ist der Start entscheidend. Wenn ich es da morgen drehen kann, wäre ich echt happy."