Wer am Trainingsfreitag zum Spanien GP 2019 der Formel 1 in Barcelona ein Synonym für Rückmeldung gesucht hat, ist nirgends besser fündig geworden als beim Haas F1 Team. Nach starken Testfahrten an selber Stelle war das US-Team in den vergangenen Rennen seiner eigentlichen Form weit hinterhergefahren.

Vor allem in den Rennen, weil Haas die sensiblen Pirelli-Pneus, auch eigener Aussage zufolge, schlechter ins richtige Arbeitsfenster bekommt als alle anderen Teams der Formel 1. Doch nun ist Haas zurück. Mit Macht. In beiden Trainings am Freitag in Barcelona war Haas ganz klare Nummer eins im Mittelfeld. (P5 & P7 in FP1; P6 & P8 in FP2). "Brutal stark", staunt Renaults Nico Hülkenberg bei Motorsport-Magazin.com.

Damit nicht genug. Dieses Resultate bedeuteten zudem Augenhöhe mit Red Bull Racing. Im zweiten Training drängelte sich Romain Grosjean zwischen Max Verstappen und Pierre Gasly. Für den Franzosen kein Zufallsprodukt, keine Eintagsfliege. "Ich bin optimistisch. Es habe das Gefühl, dass wir eine gute Chance haben, beide Autos in den Top-10 zu qualifizieren und vielleicht sogar mit Red Bull zu spielen", frohlockt der Franzose.

"Ich denke wir sind auf einer Höhe mit ihnen. Also denken wir mal groß und schauen, was dabei herausspringt", ergänzt Grosjean, fast schon berauscht vom Comeback seines Teams. Fast, weil ein wenig Einordung dann doch noch geblieben ist. "Aber sie [Red Bull] scheinen ja auch immer noch etwas im Qualifying zu finden", erinnert Grosjean.

Nur, um sich gleich wieder an das gerade wiedergewonnene Selbstvertrauen zu klammern: "Ich denke, dass da auch bei uns noch mehr kommen wird. Wir können aus dem neuen Paket vielleicht noch etwas mehr herausholen. Warten wir es einfach ab. Aber morgen könnte ein guter Tag sein ..."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Spanien GP (10:22 Min.)

Das neue Aero-Paket testete Grosjean, wie angekündigt, im Training bei Haas exklusiv. Teamkollege Kevin Magnussen fuhr zum Abgleichtest die Ausgangsversion. Das als regelrechte B-Spec bezeichnete Paket rund um Frontflügel, Bargeboards und Details wie Spiegel brachte auf den Ergebnislisten einen Zweitgewinn noch zwei Zehnteln gegenüber Magnussen - geht man davon aus, das fahrerisch keine großen Unterschiede bestehen. Die Haas-Piloten zählen jedoch seit jeher als eine der homogensten Fahrerpaarungen der F1.

Deshalb deutet nun alles darauf hin, dass Haas für den Samstag auch beim Dänen aufrüsten wird. Vordergründig hatte man den Back-to-back-Test ohnehin vor allem deshalb gewählt, um besser vergleichen zu können, sollte es erneut Probleme mit den Reifen geben. Doch die blieben vollständig aus.

"Von der ersten gezeiteten Runde an fühlte sich das Auto wieder so an, wie es war, als wir hier mit den Testfahrten aufgehört haben", schwärmt Grosjean. "Es hat einfach funktioniert, war leicht fahrbar, du konntest es genießen und wusstest, was kommt. Es war ganz, ganz anders als in den letzten paar Rennen. Das ist sehr positiv, damit bin ich sehr happy!"

Für Grosjean ein wichtiger Beweis, "Das zeigt, dass wir ein wirklich sehr, sehr starkes Auto haben und das Problem nicht unser Chassis war, sondern nur die Reifennutzung. Wir sind viel zu nett zu den Reifen, aber hier ist das okay, weil es warm ist und die Strecke viel Energie auf die Reifen wirken lässt", schildert Grosjean.

Doch genau das birgt auch eine Gefahr. Funktioniert der Haas nicht dank Updates und Verständnis der bisherigen Reifen-Probleme, sondern nur, weil das Streckenlayout und die Bedingungen einfach stimmen? Genau diesen Punkt sieht Grosjean-Kollege Magnussen nicht abschließend geklärt.

"Ich bin optimistisch. Unsere Rennpace sieht besser aus, unsere Quali-Pace sogar fantastisch. Deshalb gibt es keinen Grund, nicht positiv gestimmt zu sein", schwärmt zwar auch der Däne von der Pace in Katalonien. "Aber ich hätte gerne Antworten gefunden, um unser Hauptproblem zu verstehen. Das ist das Reifenmanagement unter Rennbedingungen. Ich denke, dass wir da heute besser aussahen, aber ich bin nicht sicher, ob wir wissen, warum", fürchtet Magussen. "Da muss ich erst noch mit den Jungs sprechen."

Ist diese Sorge berechtigt, droht Haas nach Barcelona ein Rückfall. Das ist auch Grosjean bewusst. "Es ist etwas schade, dass wir so viel Anstrengung in ein Stück Gummi stecken müssen. Aber das zeigt ganz klar, dass wir da besser werden müssen. Wir müssen da mehr tun, denn es kommen gleich Monaco und Kanada", sagt Grosjean. Also zwei Kurse, die wieder extrem wenig laterale Kräfte verursachen, die Reifen also erheblich schwieriger auf Temperatur zu bekommen sind.

Doch daran will Grosjean erst nach Barcelona denken. Dafür ist der Moment einfach zu gut. "Es war heute fast nicht mehr dasselbe Auto", schwärmt der Franzose abermals. Teamchef Günther Steiner allerdings bremst, weiß ebenfalls ganz genau um die drohende Momentaufnahme. "Es ist offensichtlich, dass ich sage, dass es sich alles nur um die Reifen dreht. Aber so ist es eben. Wenn wir sie zum Arbeiten bekommen, wenn wir sie in ihr Arbeitsfenster bekommen, dann scheinen wir klarzukommen."