Max Verstappen blickt mit gerade einmal 21 Jahren schon auf vier volle Saisons in der Formel 1 zurück. Neben seiner Ausbildung im Go-Kart und der Formel 3 war der Niederländer als Teenager auch ein leidenschaftlicher Simracer. Der virtuelle Motorsport ist für ihn damals wie heute mehr als nur ein netter Zeitvertreib.

"Du machst im Grunde genommen dasselbe", bekräftigt Verstappen die Parallelen zwischen Simracing und der Realität. Vor vielen Jahren noch belächelt, nutzen die Formel-1-Teams mittlerweile selbst intensiv die virtuelle Welt um ihre Boliden weiterzuentwickeln. Was den Ingenieuren erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit als nützliches Werkzeug dient, wird von den Fahrern schon viel länger genutzt.

Schon Ende des vergangenen Jahrzehnts waren die auf dem Markt für Jedermann verfügbaren Rennsimulationen auf einem Level, das sie als Trainingsmöglichkeit für Profi-Rennfahrer attraktiv machte. Realitätsnahe Fahrphysik ermöglicht seitdem die Perfektionierung des Fahrstils im Simulator. Anhand von GPS-Daten oder Laservermessungen umgesetzte Rennstrecken ermöglichen detaillierte Streckenkenntnis, ohne je zuvor auf dem realen Abbild gefahren zu sein.

Verstappen: Simracing bis auf G-Kräfte wie die Realität

Neben der neuen Generation um Max Verstappen oder Lando Norris betrieb zum Beispiel auch Valtteri Bottas zu Formel-3-Zeiten Simracing auf höchstem Niveau. Mit Kimi Räikkönen zeigte sich sogar der älteste Pilot im Feld auf Instagram schon am heimischen Simulator. Verstappen sieht im Simracing eine optimale Trainingsmöglichkeit.

"Du versuchst immer das Beste herauszuholen. Du versuchst die beste Runde hinzubekommen und am Setup zu arbeiten um schneller zu werden. Du schaust dir Onboards an, wertest Daten aus, auch um einfach noch mehr herauszuholen. Du machst genau dasselbe, nur ohne die G-Kräfte", sagt der fünfmalige Grand-Prix-Sieger.

In der Formel 1 arbeiten zwar unzählige Ingenieure und Mechaniker an der Vorbereitung des Autos, die Aufgabe ist aber trotz aller Komplexität der Abläufe dieselbe wie in der virtuellen Welt: Das Fahrzeug muss den Anforderungen der Rennstrecke entsprechend optimal abgestimmt werden.

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Verstappen lernt für die Formel 1 dazu

"Wenn ich hierher zurückkomme [an die Formel-1-Rennstrecke], mache ich dasselbe. Ich schaue mir Daten und Onboards an und wir suchen Dinge im Setup zu finden, um noch schneller zu fahren. Und in der virtuellen Welt ist ein Setup auch ein Setup, und du kannst dieselben Dinge machen die du hier am Auto machst. Du lernst davon als Fahrer also auch", sagt Verstappen.

Und der Lerneffekt geht sogar noch weiter. Max Verstappens zum Überholmanöver des Jahres 2015 gekrönter Move wurde zuvor beim Simracing geprobt. In seinem Rookie-Jahr überholte er Felipe Nasr in der ultraschnellen Blanchimont-Kurve von Spa-Francorchamps außenherum. Es war eine Kopie seines Manövers aus einem zuvor ausgetragenen Onlinerennen.

Verstappen: Formel-1-Fahrer virtuell auf einem Level

Verstappen nutzt das Simracing aber nicht gezielt, um seine Überholmanöver in der F1 zu proben. Der Abwechslung zur Liebe fährt er virtuell andere Boliden und andere Rennstrecken als in der Realität: "Die meiste Zeit wenn wir zuhause am Simulator fahren, fahren wir nicht die F1-Strecken. Das sind dann andere."

Dafür trifft er mit Lando Norris regelmäßig auf zumindest einen seiner Formel-1-Rivalen. Und anders als in der Königsklasse steht dabei jedem das gleiche Material zur Verfügung. Wer ist also schneller? "Das hängt davon ab. Er [Norris] trainiert sehrt viel, ich trainiere sehr viel. Das Wichtigste wenn wir zusammen fahren ist, normalerweise fahren wir im selben Team, dass wir einfach Spaß haben. Aber was die reine Rundenzeit angeht, sind wir als Formel-1-Fahrer alle sehr dicht beisammen."