Die Serie hält. Auch nach dem Aserbaidschan GP ist Kimi Räikkönen noch der einzige Mittelfeldpilot der Formel 1, der bei allen bisherigen Rennen der F1-Saison 2019 in die Punkte gefahren ist. In Baku wurde es jedoch so knapp wie nie zuvor. Platz zehn für den Iceman. Punktlandung zu einem WM-Punkt.

Baku 2019: Warum wurde Kimi Räikkönen disqualifiziert? (14:56 Min.)

Unter dem Strich dennoch ein Erfolg für den Fahrer von Alfa Romeo Racing. "Es war das Maximum, das wir heute erreichen konnten", sagt der Finne. Warum? Immerhin hatte er sich doch weiter vorne qualifiziert. Weil sich die Voraussetzungen noch unmittelbar vor dem Rennen urplötzlich dramatisch verschlechtert hatten.

Alfa-Flügel illegal, Räikkönen startete aus der Boxengasse

Um 14:14 Uhr Ortszeit flatterte die bittere Botschaft der FIA in die Postfächer: Disqualifikation für Kimi Räikkönen. Weil der Frontflügel seines Alfa Romeo illegal war, den Verformungstest nicht bestanden hatte. Um 5,5 Millimeter hatte er sich bei einer Kraft von 60 Newton verbogen. Erlaubt sind maximal 5,0. Die Folge: Alfa Romeo musste Anpassungen vornehmen, Räikkönen war damit zum Start aus der Boxengasse verdammt.

Kurios: Teamkollege Antonio Giovinazzi war mit der identen Spezifikation des Flügels unterwegs. Der C38 des Italieners hielt dem Test jedoch stand. Alfa-Teammanager und guter Räikkönen-Freund Beat Zehnder vermutete bei RTL als erste Diagnose Verschleiß: "Die Flügel werden mit der Zeit etwas weicher."

Räikkönen: Team wusste schon in China um Problem am Frontflügel

Wurde Alfa Romeo also schlicht kalt erwischt? Offenbar nicht. Wie Räikkönen nach dem Rennen selbst enthüllt, wusste das Team bereits um ein potentielles Problem. "Im vergangenen Rennen hatte ich am Ende des Rennens ein Problem mit einer gebrochenen Verbindungsstrebe am Frontflügel, wodurch ich Abtrieb verlor", erinnert Räikkönen.

Tatsächlich: In China hatte sich der Finne über merkwürdige Probleme in der Schlussphase gewundert. "Also ist es vielleicht etwas Ähnliches, was das jetzt leider verursacht hat", vermutet Räikkönen. "Uns war das Problem nach dem vergangenen Rennen bekannt, aber wir hatten nicht die Zeit, einen neuen zu produzieren. Also kann dann sowas dabei herauskommen. Das macht uns sicherlich nicht schneller, aber so ist es jetzt eben", hadert der Finne.

Räikkönen verteidigt Alfa-Crew: Noch eine junge Truppe

Das würde jedoch auch bedeuten, dass Alfa Romeo ohne Ersatzflügel zum engen Straßenkurs von Baku gereist ist. Eine recht merkwürdige Vorstellung. So oder so: Einen Strick dreht Räikkönen seiner Mittelfeldtruppe daraus ohnehin nicht: "Sie sind immer noch eine junge Gruppe von Leuten. Wir müssen die Dinge hier und da einfach noch etwas besser machen. Aber ich bin sicher, dass das wir das hinbekommen."

Unter dem Strich fällt Räikkönens Fazit zu seinem Aserbaidschan GP deshalb durchwachsen aus. "So lala" sei der Punkt nach dem Start aus der Boxengasse. "Ich bin etwas enttäuscht, denn eigentlich hatte ich viel mehr erwartet", erklärt der Formel-1-Routiniert. "Aus der Boxengasse zu starten war sicher nicht geplant. Immerhin ist noch ein Punkt dabei herausgesprungen."

Räikkönen-Aufholjagd: Boxengasse, Undercut, Top-10

Die Aufholjagd begann zunächst furios. Noch in der ersten Rennrunde hatte Räikkönen aus der Boxengasse schon den Williams von George Russell aufgeschnupft. Doch schnell geriet der Sturm ins Stocken. Verkehr. Um dem zu entrinnen schlug Räikkönen selbst einen sehr frühen Stopp vor. Alfa stimmte zu. Schon in Runde acht wechselte Räikkönen auf Medium. Ein Erfolg.

Mit frischer Luft vor der Nase machte Räikkönen Boden gut. So - und dank einiger Ausfälle und kleinerer Scharmützel wie Ricciardo vs. Kvyat - spülte es den Alfa immer weiter nach vorne. Bis auf P10. "Das war schwer genug", sagt Räikkönen.

Räikkönen erwartet leichteres Spiel in Spanien

Doch dann war wirklich Feierabend mit Aufholen. "Ich hatte damit zu kämpfen, die Reifen ans Arbeiten zu bekommen und Grip zu generieren", erklärt er. "Das sollte in den nächsten Rennen aber besser aussehen. Mein Gefühl sagt mir, dass gerade das nächste sehr viel leichter für uns wird."

In der WM-Wertung rangiert Räikkönen durch seinen Zähler mit nun 13 Zählern punktgleich mit Baku-Mittelfeld-Speerspitze Sergio Perez und dem Red Bull von Pierre Gasly auf P6. Teamkollege Antonio Giovinazzi wartet trotz starken Qualifyings weiter auf Punkte. Nach seiner Motorenstrafe vom 17. - und in Baku damit dem letzten - Platz der Startaufstellung gestartet, war für den Italiener nicht mehr drin als ein zwölfter Platz. Nach dem ersten Sieg im Quali-Duell über Räikkönen wusste der Finne im Rennen trotz Start aus der Boxengasse also so kontern.

Giovinazzi trauert verpasster Chance nach

"Es war ein anspruchsvolles Rennen. Ich bin durch meine zehn Plätze Strafe von P17 gestartet, habe dann im ersten Stint zu viel Zeit im Verkehr verloren", erklärt er, warum am Ende nicht mehr ging. Dabei war Giovinazzi sogar noch eine Runde vor Räikkönen vom Verkehr erlöst worden. "Schade, denn ich hatte eine gute Pace", hadert Giovinazzi. "Leider kam kein Safety Car und ich konnte nicht um die Top-10 fahren."

Somit blieb es für Alfa Romeo bei dem einen Punkt von Räikkönen. "Das nenne ich Schadenbegrenzung", sagt Teamchef Frederic Vasseur. "Es hätte mehr sein können. Aber es ging heute Morgen schon mit den schlechten Nachrichten zu Kimis Frontflügel los. Es war nur ein kleiner Verformungsfehler, bei Antonio war ein gleicher Flügel derselben Spezifikation ja in Ordnung", klagt der Franzose über die kleine Fahrlässigkeit mit großen Folgen. "Leider war unser Rennen somit beeinträchtigt, während sowohl Kimi als auch Antonio einen guten Job gemacht haben."

Baku 2019: Warum wurde Kimi Räikkönen disqualifiziert? (14:56 Min.)