Es hat Mal wieder nicht sollen sein für Charles Leclerc: Nachdem der Ferrari-Pilot beim Bahrain GP den sichergeglaubten Sieg wegen eines technischen Defektes verloren hatte, brachte er sich beim Aserbaidschan GP 2019 selbst um den verdienten Lohn. Schon im Qualifying verbaute er sich alle Siegchancen mit seinem Unfall im zweiten Qualifikationsabschnitt.

Danke einer Strafversetzung und einer Disqualifikation konnte Leclerc immerhin noch von Rang acht ins Rennen gehen. Doch die zwei Positionen verlor er am Start umgehend wieder. "Weil ich als einziger im Mittelfeld auf den Medium-Reifen gestartet bin", erklärt Leclerc. Der 21-Jährige hatte sich vor seinem Unfall auf den Medium-Reifen qualifiziert, musste entsprechend auf dieser Reifenmischung ins Rennen gehen.

Als die gelben Pirelli-Pneus auf Betriebstemperatur waren, ging Leclerc durchs Feld wie das berühmte heiße Messer durch die Butter. Auf den offensichtlich besseren Reifen flog Leclerc an die Spitzengruppe heran - bis Teamkollege Sebastian Vettel die Boxenstopps schon in Runde elf eröffnete.

Leclerc 19 Runden in Führung

Vettel löste eine Kettenreaktion aus: Eine Runde später kam der Führende Valtteri Bottas, anschließend Weltmeister Lewis Hamilton auf Rang zwei. Als in Runde 14 auch Max Verstappen auf die Medium-Reifen wechselte, übernahm Leclerc die Spitze.

Auf frischeren Reifen fuhren die Konkurrenten nun wieder schneller als Leclerc, holten Runde für Runde wieder auf den Monegassen auf. Doch Ferrari ließ Leclerc weiter draußen. In Runde 32 war es dann soweit: Erst ging Bottas vorbei, eine Runde später auch Hamilton. Erst dann wurde Leclerc erlöst und durfte zum Reifenwechsel.

Zu spät? "Ich weiß es nicht, das muss ich mir gemeinsam mit den Ingenieuren anschauen", gibt sich Leclerc verständnisvoll. "Ich hatte das Gefühl, dass ich bei den Überholmanövern von Lewis und Valtteri viel Zeit verloren habe, aber es ist nicht nur ein Ingenieur, der die Strategie macht. Und sie haben so viel mehr Daten als ich im Auto."

Ferrari mit Problemen auf Soft-Reifen? Leclerc nicht

Doch dann ging plötzlich recht wenig bei Ferraris Kronprinzen: Auf den Soft-Reifen machte Leclerc wenig Anstalten, von Rang fünf noch einen Angriff zu starten. "Viele Leute dachten, ich hätte Probleme. Aber ich hatte keine Probleme", stellte Leclerc nach dem Rennen klar. "Ich habe am Funk gefragt, ob die Möglichkeit besteht, die anderen einzuholen. Die Antwort war nein, weil der Abstand viel zu groß war."

Von da an gab es für ihn nur noch ein Ziel: "Ich habe versucht, die Reifen am Leben zu halten, um am Ende die schnellste Runde zu fahren. Die Pace auf dem Soft-Reifen war nicht unsere echte Pace." Weil Pierre Gasly wenig später ausfiel, hatte Leclerc am Ende sogar noch genügend Luft nach hinten, um noch einen Sicherheitsstopp einzulegen und noch einmal frische weiche Reifen zu holen.

In der vorletzten Runde fuhr Leclerc schließlich die mit Abstand schnellste Rennrunde, die ihm einen Zusatzpunkt brachte. Ein Trostpreis? Nicht für Leclerc: "Es ist gut, den Punkt zu haben, aber es wäre zwei Runden vor Schluss mit den frischen Soft-Reifen eine große Enttäuschung gewesen, ihn nicht zu holen."

Leclerc selbstkritisch: Übernehme Verantwortung

Zehn Punkte für Platz fünf und der Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde stimmten Leclerc nach dem Baku-Wochenende aber nicht versöhnlich. "Auch wenn die Trainings nicht repräsentativ sind, so bin ich mit P5 enttäuscht. Ich hatte so ein gutes Gefühl im Auto und glaube, wir hatten das Potential für Pole Position. Ich habe all unsere Chancen weggeworfen, als ich in die Mauer gefahren bin. Es war mein Fehler, ich übernehme die Verantwortung dafür", gibt sich der WM-Fünfte selbstkritisch.

Charles Leclerc verlor den mögliche Sieg durch seinen Qualifying-Crash, Foto: LAT Images
Charles Leclerc verlor den mögliche Sieg durch seinen Qualifying-Crash, Foto: LAT Images

Ganz verbittert wollte er aber nicht aus Aserbaidschan abreisen: "Das Positive war, dass die Quali-Pace definitiv stärker als in China war. Und im Rennen waren wir nah an Mercedes dran. Jetzt müssen wir nach vorne schauen, ich bin mir sicher, dass wir in Barcelona noch stärker sein werden."