Mercedes ist in der Formel-1-Saison 2019 nicht zu stoppen. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton bescherten den Weltmeistern beim vierten Rennen in Aserbaidschan den vierten Doppelsieg in Serie. Für Bottas war es der zweite Triumph nach dem Sieg beim Auftakt in Melbourne und der insgesamt fünfte in seiner Karriere. Ferrari war mit den Positionen drei und fünf für Sebastian Vettel und Charles Leclerc chancenlos. Das erwartete Chaos blieb in Baku aus.

Bottas legte den Grundstein für seinen Sieg mit zwei knallharten ersten Kurven. Hamilton hatte wie schon in China einen besseren Start erwischt, doch der Pole-Sitter hielt in den Kurven eins und zwei auf der Außenbahn knallhart dagegen, um seine Führung zu behaupten. Mercedes kontrollierte das Rennen in der Folge, während Vettel abreißen lassen musste und Leclerc nach einem schwachen Start von Platz elf aus seine Aufholjagd in Angriff nahm.

Lediglich der lange erste Stint von Leclerc sorgte gegen Rennmitte kurz dafür, dass die Spitze zusammengestaucht wurde. Nachdem der Monegasse seinen Boxenstopp absolviert hatte, war Mercedes weiter sicher auf Siegkurs. In der Schlussphase wurde es dafür zwischen den Silberpfeilen noch einmal heiß. Hamilton stieß drei Runden vor der Zielflagge ins DRS-Fenster hinter Bottas vor.

Bottas wehrte die Attacken des Teamkollegen erfolgreich ab. Nach 51 Runden überquerte er die Ziellinie anderthalb Sekunden vor Hamilton. Zwischen Vettel und Leclerc lief Red-Bull-Pilot Max Verstappen als Vierter ein. Best of the Rest wurde Sergio Perez im Racing Point, der auf seiner Paradestrecke Sechster wurde.

Die Punkteränge: Die Top-10 komplettierten die McLaren-Piloten Carlos Sainz und Lando Norris, gefolgt von Lance Stroll und Kimi Räikkönen.

Schnellste Runde: Charles Leclerc holte sich nach einem späten Boxenstopp für Soft-Reifen den Extrapunkt für die Fastest Lap.

Formel 1, WM-Stand 2019: Bottas holt WM-Führung zurück

Der WM-Stand: Dank seiner schnellsten Runde in Melbourne steht Bottas mit einem Punkt Vorsprung auf Hamilton wieder an der Spitze der Weltmeisterschaft. Vettel und Verstappen folgen auf den Rängen drei und vier, Leclerc ist Fünfter. Das Trio wird von gerade einmal fünf Zählern getrennt. Das Mittelfeld wird von Perez angeführt. Der Mexikaner liegt auf Platz sechs, punktgleich mit Gasly und Räikkönen.

In der Konstrukteursweltmeisterschaft eilt Mercedes mit Siebenmeilenstiefeln davon. 173 Punkte haben die Silbernen nach vier Rennen auf dem Konto. Ferrari ist mit 99 Zählern nur zweistellig. Red Bull büßte durch den Ausfall von Gasly massiv an Boden ein und liegt relativ alleine an dritter Stelle. McLaren führt als Vierter das Mittelfeld an, knapp vor Racing Point.

Das Wetter: Die Wetterbedingungen boten auch am dritten Veranstaltungstag keine Überraschung. Bei Sonnenschein und 19 Grad Celsius Lufttemperatur empfing Baku die Formel 1 mit perfekten Bedingungen. Der Asphalt war mit 34 Grad Celsius deutlich wärmer als im Qualifying zur Abendstunde. Der Wind bereitete den Fahrern keine Probleme.

Die Startphase: Hamilton erwischte zunächst den besseren Start, doch Bottas hielt knallhart dagegen. Über zwei Kurven behauptete sich der Pole-Sitter gegen den Weltmeister und hielt damit die Führung. Hinter dem Mercedes-Duo hielt Vettel die dritte Position. Verstappen musste seinen vierten Platz an Perez abgeben. Norris, Kvyat, Sainz und Ricciardo kamen hinter Verstappen aus der ersten Runde. Der auf dem Medium-Reifen ins Rennen gegangene Leclerc fiel nach einem schlechten Start zunächst auf Platz elf zurück.

Mercedes kontrolliert das Rennen, Vettel kommt nicht mit

Der frühe Rennverlauf: Bottas ließ an der Spitze nichts anbrennen. Bei der ersten Überfahrt der Start- und Ziellinie hatte er bereits zwei Sekunden Luft auf Hamilton. Vettel musste auf Hamilton abreißen lassen, dahinter blieb es zunächst überraschend ruhig. Erst in der dritten Runde stieß Verstappen hinter Perez im DRS-Fenster vor.

Leclerc schnupfte in der Folge einen Gegner nach dem anderen auf. In der fünften Runde lag er auf Platz sieben hinter Norris. Keine gute Anfangsphase erlebte Kvyat. Der Russe wurde kontinuierlich durchgereicht und fand sich plötzlich noch hinter Teamkollege Albon auf Rang zwölf wieder. Kvyat ging daraufhin zum Wechsel von Soft auf Medium an die Box.

In der sechsten Runde knackte Verstappen mit etwas Verspätung Perez. Einen Umlauf später ging auch Leclerc am Mexikaner vorbei und übernahm mit diesem Manöver Platz fünf. Bottas lag in Runde sieben dreieinhalb Sekunden vor Hamilton. Vettel konnte mit sieben Sekunden Rückstand nicht ansatzweise den Anschluss halten.

Der schnellste Mann im Feld war zu diesem Zeitpunkt Leclerc. Der Ferrari-Youngster war rund eine Sekunde schneller als die Mercedes-Piloten. In der zehnten Runde ging er mit Hilfe des DRS völlig mühelos an Verstappen vorbei. Der Niederländer klagte im Funk über Probleme mit der Bremse. Leclercs nächstes Ziel hieß Sebastian Vettel.

In Runde elf war Leclerc an Vettel dran. Ferrari wusste den nächsten Clash zwischen den Teamkollegen mit einem Boxenstopp für Vettel zu unterbinden. Der amtierende Vizeweltmeister bog ab und machte den Weg für Leclerc frei. Der bedankte sich mit der nächsten absoluten Bestzeit im ersten Sektor, ganze anderthalb Sekunden schneller als Vordermann Hamilton.

Mercedes wehrt Ferrari-Undercut erfolgreich ab

Die Boxenstopps: Mit Perez kam in der zehnten Runde der erste Pilot der Top-10 zum Reifenwechsel an die Box. Nach dem Wechsel auf Medium kam der Mexikaner als Zehnter zurück auf die Strecke. Vettel kam eine Runde später. Die Ferrari-Crew fertigte den SF90 mit der Startnummer 5 in 2,4 Sekunden ab. Vettel reihte sich als Fünfter auf Medium-Reifen wieder ins Renngeschehen ein.

Bottas kam in der zwölften Runde zum Wechsel auf Medium an die Box. Mit 2,8 Sekunden war die Mercedes-Crew etwas langsamer als Ferrari. Der Finne kam als Vierter hinter Verstappen zurück auf die Strecke. Hamilton folgte einen Umlauf später. Der Reifenwechsel auf Medium dauerte 2,4 Sekunden. Der Weltmeister kam vier Sekunden hinter Bottas aus der Boxengasse.

Verstappen absolvierte in der 14. Runde seinen Reifenwechsel von Soft auf Medium. Er fiel hinter Teamkollege Pierre Gasly zurück, der neben Romain Grosjean und George Russell als einziger Pilot noch nicht gestoppt hatte.

Leclerc lässt Spitze zusammenrücken

Der weitere Rennverlauf: Vettel zeigte nach seinem Reifenwechsel eine starke Pace auf dem frischen Medium-Pneu. Der Undercut brachte ihn bis auf zwei Sekunden an Hamilton heran. Mit einer neuen schnellsten Rennrunde verkürzte er umgehend auf eine Sekunde. Die Antwort von Hamilton ließ nicht lange auf sich warten. Mit einer schnellsten Runde seinerseits verschaffte sich der Brite gleich wieder etwas Luft.

Leclerc lag an der Spitze 13 Sekunden vor Bottas, doch den Ton gaben nach den Boxenstopps die Silberpfeile an. Bottas und Hamilton wechselten sich mit den schnellsten Runden ab. Die Pace war rund eine Sekunde schneller als die des Führenden. Vettel lag in Runde 18 bereits wieder über drei Sekunden hinter Hamilton.

Nachdem Verstappen von Gasly vorbeigewunken wurde, gab es vom Niederländer eine Kostprobe der Red-Bull-Pace. Verstappen unterbot die schnellste Runde von Hamilton. In der 22. Runde lag er auf Platz fünf, neun Sekunden hinter Vettel. Die Top-10 komplettierten zu diesem Zeitpunkt Gasly, Perez, Norris, Sainz und Kvyat.

Vettel begann ab Runde 23 wieder Boden auf Hamilton gutzumachen und war auf drei Sekunden dran. Bottas hatte die Lücke auf Leclerc auf drei Sekunden zugefahren. Im Mittelfeld ging es wider Erwarten sehr gesittet zu. Erst im 25. Umlauf sorgte Grosjean mit einem Verbremser in Kurve 15 für die erste heikle Szene des Rennens. Der Franzose nahm das Rennen nach einem Wendemanöver als 18. wieder auf.

Sebastian Vettel gelang es nicht den Anschluss an Hamilton herzustellen, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel gelang es nicht den Anschluss an Hamilton herzustellen, Foto: LAT Images

Vorne spielte Mercedes weiter auf Zeit. Bottas machte keine Anstalten, an Leclerc heranzufahren. Erst als Hamilton bis auf 1,3 Sekunden aufrückte, erhöhte der Finne wieder den Druck auf den Ferrari an der Spitze. In der 29. Runde war er auf anderthalb Sekunden an Leclerc dran. Von Vettel ging für die Silberpfeile aber noch keine Gefahr aus. Der Deutsche lag fast vier Sekunden hinter Hamilton.

In der 31. Runde war Bottas bei Leclerc im DRS-Fenster. Auf der Start- und Zielgerade ging der Silberpfeil am Ferrari vorbei und übernahm die Führung. Eine Runde später ging auch Hamilton auf Start- und Ziel an Leclerc vorbei. Vettel zog im folgenden Umlauf nach. Für Leclerc wurde die Luft immer dünner. Der Kommandostand holte ihn in der 23. Runde an die Box. Der Wechsel von Medium auf Soft dauerte 2,8 Sekunden. Neben Verstappen rutschte auch der zweite Red Bull von Gasly noch knapp durch.

Im Mittelfeld sorgten Kvyat und Ricciardo für eine kuriose Szene. Der Australier verbremste sich bei der Attacke auf den Toro-Rosso-Fahrer in Turn 3. Bei seinem Ausweichmanöver in den Notausgang zwang er auch Kvyat ins Aus. Beim Rangieren fuhren sich beide dann auch noch ins Auto. Ricciardo und Kvyat mussten ihr Rennen daraufhin beide an der Box beenden. Die Szene landete bei den Stewards.

Ricciardo musste sein Rennen an der Box beenden, Foto: LAT Images
Ricciardo musste sein Rennen an der Box beenden, Foto: LAT Images

Hamilton attackiert Bottas, Leclerc sichert Fastest Lap

Die Schlussphase: Das Mercedes-Duo kontrollierte das Geschehen etwa zehn Runden vor Schluss sicher. Bottas hatte zwei Sekunden Luft auf Hamilton, Vettel lag drei Sekunden hinter dem Weltmeister. Für ihn drohte in dieser Phase Gefahr durch Verstappen. Der Red-Bull-Pilot schloss mit einer schnellsten Runde bis auf zweieinhalb Sekunden auf.

In der 39. Runde musste das Rennen erstmals neutralisiert werden. Gasly rollte im Mittelsektor mit einem Defekt aus, die Rennleitung rief das VSC auf den Plan. Grosjean stellte zeitgleich seinen Boliden an der Box ab. McLaren nutzte die Situation um Norris für einen zweiten Reifenwechsel an die Box zu holten. Der Brite bekam noch einmal den Soft-Reifen aufgezogen, wobei er lediglich einen Platz an Teamkollege Sainz verlor. Nach zwei Runden wurde das Rennen wieder freigegeben.

Vettel drehte nach dem Restart mit schnellen Sektorzeiten auf. Auch Leclerc zeigte noch einmal eine schnelle Pace. Mit 30 Sekunden Rückstand auf Verstappen ging es für ihn aber nur noch um den Bonuspunkt für die schnellste Runde. Auf diesen hatte es aber auch Leader Bottas wieder einmal angelegt. Wie schon in Australien legte er im 44. Umlauf eine schnellste Runde ein.

Der Finne hatte neben dem Bonuspunkt aber auch noch einen anderen Grund, das Tempo hoch zu halten. Hamilton machte in der Schlussphase unermüdlich Druck auf seinen Teamkollegen. Der Brite schaffte es zunächst jedoch nicht, ins DRS-Fenster vorzustoßen. Leclerc kam in Runde 47 für einen Wechsel zurück auf zwischen Soft-Reifen an die Box, um eine Attacke auf die schnellste Runde zu reiten.

Drei Runden vor Schluss war Hamilton schließlich doch im DRS-Fenster. Ein Windschatten vom zu überrundenden George Russell im Williams kam Bottas zu Beginn der letzten Runde gelegen. Der 29-Jährige konnte sich Hamilton dadurch erfolgreich entledigen und sicherte sich seinen zweiten Saisonsieg. Vettel kam als Dritter ins Ziel, Leclerc holte Platz fünf und die schnellste Runde.

Die Top-Facts des Rennens

  • Bottas feiert zweiten Saisonsieg
  • Vierter Doppelsieg für Mercedes
  • Ferrari erneut chancenlos
  • Diesmal kein Chaos in Baku