Das Formel-1-Rennen in Baku ist immer für eine Überraschung gut. In allen drei Ausgaben seit dem Debüt 2016 stand ein Pilot aus dem Mittelfeld mit auf dem Podium. 2019 erhebt Daniel Ricciardo Anspruch auf die Baku-Sensation. Der Australier kommt bei Renault langsam in Fahrt. Jetzt will er es wie Sergio Perez machen.

"Hut ab vor Perez. Er ist hier [in Baku] echt eine Inspiration. Ich habe eine Statistik gesehen, nach der er hier mehr Podien hat als jeder andere. Was für eine Legende!", lacht Ricciardo, als er Racing-Point-Pilot Sergio Perez seine Bewunderung ausspricht. Der Mexikaner stand in Baku bereits zweimal als Dritter mit auf dem Treppchen.

"Er ist das beste Beispiel", so Ricciardo über seinen 2019 neu gewonnenen Rivalen. Seit seinem Wechsel von Red Bull zu Renault zählt auch der siebenmalige Grand-Prix-Sieger zu den Mittelfeld-Helden der Königsklasse. Tatsächlich weisen er und Perez einige Parallelen auf.

Ricciardo und Perez: Brüder im Geiste

Ricciardo zeichnete an der Spitze des Feldes stets seine außerordentlich hohe Rennintelligenz aus. Mit Ruhe und Übersicht zockte er Mercedes, Ferrari oder auch seine Teamkollegen ab, wenn der Rennverlauf oder die Strategie ihm eine Chance einräumte. Was für Ricciardo seine Siege waren, waren für Perez die Podestplatzierungen.

Der Racing-Point-Pilot fuhr für Sauber und Force India insgesamt acht Mal auf das Podest. Wie Ricciardo ist auch Perez ein Pilot, der Rennen liest und eiskalt zuschlägt. "Diese Podien geben dir einen enormen Boost, viel Selbstvertrauen und auch Zufriedenheit mit deiner Karriere", sagt der Podest-Garant.

"Es geht darum, cool zu bleiben, das Rennen zu verstehen und zu wissen, wann du pushen kannst und wann nicht", erklärt er sein Rezept. "Und du darfst keine Fehler machen. Das ist hier [in Baku] die große Sache. Mit dem Wind und den Mauern so nah an der Strecke ist es sehr einfach, einen Fehler zu machen."

Formel 1 2019: Brennpunkte vor dem Aserbaidschan GP: (06:57 Min.)

Ricciardo: Baku ist das Macau der Formel 1

Nun will auch Ricciardo seinen siebten Sinn für ein Podest im Mittelfeld-Auto einsetzen. Dass er Baku mindestens genau so gut drauf hat wie Perez, zeigte er mit seinem Sieg 2017. "Das ist eines dieser Rennen, in dem du drin bleiben musst, um es zu gewinnen. Du musst das Maximum aus deinen Möglichkeiten machen", sagt Ricciardo.

"Du musst am Sonntag diese Balance finden, in der du immer noch heiß und gnadenlos genug bist. Aber wenn du weißt, dass das dein Rennen in den ersten zehn Runden beenden könnte, musst du es dir für später aufheben - denn es wird noch viel Scheiße passieren", grinst der Honey Badger.

"Es ist wie das Macau der Formel 1. Es ist ein Stadtkurs und die Wände sind von Natur aus ein Risiko. Dann gibt es wenig Grip, denn es ist ein Stadtkurs. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, einen Fehler zu machen. Wir fahren Low-Downforce, dadurch weniger Grip. Wieder mehr Wahrscheinlichkeit, einen Fehler zu machen", erklärt er weiter.

Der Renault-Pilot outet sich außerdem als großer Fan des Stadtkurses am Kaspischen Meer: "Wir fahren irre Höchstgeschwindigkeiten auf diesen langen Geraden und haben fette Windschatten. Das sorgt für enges Racing. Viele Kurven sind außerdem langsam, dadurch kannst du die ganze Runde nah dran bleiben und dann gibt es auf den Geraden einen dicken Windschatten."

Perez braucht Podien: Sonst frustriert und ohne Motivation

2017 glänzte der zweikampfstarke Ricciardo mit einem dreifach-Überholmanöver am Ende der 2,2 Kilometer langen Start- und Zielgerade. "Ich habe 2017 meinen Spaß gehabt. Turn 1 ist ziemlich interessant", grinst er. Dabei vergisst er aber auch nicht den anderen großen Baku-Schlüsselmoment seiner Karriere. "Letztes Jahr war es für mich etwas kontrovers", erinnert er an die Kollision mit Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen.

"Aber 2017 war es das Manöver, das mich zum Sieg geführt hat. Ich habe eine ziemlich gute Beziehung zur ersten Kurve. Mal sehen, was passiert. Ich freue mich schon darauf, wenn ich nur daran denke", so Ricciardo weiter. "Ich weiß, dass hier alles passieren kann. Und hoffentlich passiert etwas."

Mit dem Wechsel zu Renault sitzt er im gleichen Boot wie Perez. Und der weiß, was diese Erfolgserlebnisse im Mittelfeld-Team wert sind: "Nach so vielen Jahren [hinter den Top-Teams] kannst du sonst etwas frustriert sein und die Motivation für den Sport verlieren."