Bläst Ferrari nach ziemlich durchwachsenen ersten drei Rennen zum Start in die Formel-1-Saison 2019 beim kommenden Aserbaidschan GP jetzt zur Aufholjagd? Für einen Konter auf dem Baku City Circuit hat sich die Scuderia jedenfalls gerüstet. Sebastian Vettel und Charles Leclerc erhalten die ersten nennenswerten Updates für ihren SF90.

Hier hatte sich Ferrari, anders als Mercedes, bis dato noch vornehm zurückgehalten. Doch im Land des Feuers zündet jetzt auch die rote Update-Rakete. "Man wird ein paar Sachen sehen, die neu sind am Auto", verspricht Vettel am Donnerstag in Baku schon optisch sofort wahrnehmbare Neuerungen an seinem Boliden.

Sebastian Vettel hofft: Mehr Kurvenspeed für Ferrari

Vor allem sollen diese jedoch in der Rundenzeit spürbar werden. Die Simulationen im Windkanal und per CFD stimmen Vettel dafür optimistisch. "Hoffentlich können wir das gleiche Ergebnis auf der Strecke finden, das wir auch in Windtunnel und Co. gefunden haben", sagt der WM-Vierte.

Dort scheint der Befund extrem gut ausgesehen zu haben. Vettel: "Wir erwarten uns ganz klar einen Schritt nach vorne, der das Auto schneller macht. Das ist eine ziemlich klare Sache."

Nicht nur Mercedes: Vettel warnt auch vor Red Bull

Genauso eindeutig ist der Bereich, den Ferrari besonders zu verbessern gedenkt. "Klar, es ist mehr dafür gedacht, dass die Kurven schneller werden. Vor allem erhoffen wir uns, dass wir da im Vergleich zu ihnen dazu gewinnen. Wir wissen, dass wir da doch etwas hinterher hinken", so Vettel zum Vergleich mit der Konkurrenz.

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Mit der zielt Vettel nicht nur auf Mercedes. "Ich bin sicher, dass auch Red Bull ein Anwärter sein wird", sagt Vettel. Der Deutsche erwartet 2019 weiter einen Dreikampf. Auch wenn bis dato nie alle drei Top-Teams geschlossen miteinander gekämpft haben. Vor allem Red Bull lag noch leicht zurück. "Aber sie sind normalerweise sehr gut darin, ihr Auto weiterzuentwickeln und über die Saison Pace zu finden", erklärt Vettel. "Und dieses Jahr hatten sie schon einen tollen Start..."

Ferrari-Paket für Vettel auch ohne Update top

Für die Verhältnisse Red Bulls nichts als eine Tatsache. Max Verstappen zumindest liegt in der Fahrerwertung vor dem Rennen in Baku sogar vor beiden Ferrari-Assen. Weil Vettel, Charles Leclerc und die Scuderia ihr Gesamtpakt eben noch nicht so recht zu nutzen wussten. Denn generell sei der SF90 top, beteuert Vettel nach wie vor.

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"Wir haben Vertrauen in unser Paket und unser Auto. Wir wissen, dass es gut ist. Die ersten drei Rennen sind jetzt aus verschiedenen Gründen nicht ganz optimal für uns gelaufen. Trotzdem glaube ich, dass das Paket stark genug ist, um auch hier hoffentlich vorne dabei zu sein", so Vettel ganz abseits der zusätzlichen Aero-Updates für seinen Ferrari. "Wenn wir es richtig hinbekommen, sollten wir den andern echt harte Zeiten bereiten können."

Vettels Setup-Challenge: Baku City Circuit

Eine große Herausforderung in der gegenwärtigen Situation sei der Baku City Circuit nun jedoch ganz besonders. "Es ist eine spezielle Strecke, ein Straßenkurs, das ist nicht ganz einfach, da das richtige Setup zu finden", weiß Vettel um den so wichtigen Kompromiss zwischen der zwei Kilometer langen Vollgaspassage, den 90-Grad-Kurven und der winkligen Altstadt. Bislang fand ihn Vettel noch nicht ideal, zumindest gelang in den drei bisherigen Ausgaben am Kaspischen Meer kein Sieg.

Speziell 2019 ist die Angelegenheit teamintern speziell für Vettel umso kniffliger. Immerhin beklagte sich der Deutsche bis dato etwas mehr über fehlendes Vertrauen in seinen Ferrari als Teamkollege Leclerc. Nur bei den Testfahrten hatte das anders ausgesehen. Warum? "Wüssten wir auch gerne. So einfach ist das nicht", grübelt Vettel weiterhin.

Vettel: Voller Glaube, dass ich Weltmeister werden kann

Mehr als genug Zeit bleibe dennoch. Als alles entscheidenden Moment, eine zwingende Trendwende im WM-Kampf sieht Vettel den Aserbaidschan GP nicht. "Es hängt nicht an einem einzelnen Moment. Jeder einzelne Tag ist wichtig. Jeder Freitag, jeder Samstag und auch jeder Tag, an dem nicht gefahren wird", sagt Vettel.

Der Optimismus für das Wochenende ist dank Updates zwar groß, doch müsse er nicht krampfhaft zum Erfolg führen oder das Ende aller Chancen sei bereits gekommen. Vettel: "Wir haben noch viele Rennen vor uns und hoffen, dass wir den Spieß da aus eigener Kraft umdrehen können."

Einzig unter einem Gesichtspunkt würde Vettel er am Saisonende gerne auf Baku als großen Wendepunkt zurückblicken können: Weil das dann bedeuten würde, dass das Ruder seitens Ferrari herumgerissen worden ist. Daran - und das speziell er, nicht Leclerc, der Kapitän dieses roten Wendemanövers sein kann - hegt Vettel keinerlei Zweifel: "Ich habe den vollen Glauben, dass ich Weltmeister werden kann."

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