Robert Kubica steht in Baku vor einem besonders herausfordernden Formel-1-Wochenende. Nicht nur, dass Williams sportlich am Boden ist und selbst auf der einstigen Paradestrecke kaum Aussicht auf Besserung besteht. Der Pole war als einziger Pilot im Feld noch nie auf dem Stadtkurs in Aserbaidschan unterwegs. Und von Vorbereitung konnte im Williams-Simulator wohl keine Rede sein.

"Die Rennstrecke ist für mich brandneu. Ich bin ein paar Runden im Simulator gefahren, aber leider ist die Rennstrecke bei uns im Simulator nicht so repräsentativ, was die Realität angeht", erklärt Kubica, dass die virtuellen Runden auf dem Baku City Circuit für ihn alles andere als ergiebig waren. Die anderen Kurse seien realitätsnah umgesetzt, doch ausgerechnet beim kniffligen Stadtkurs schwächelt der Williams-Simulator: "Nur Baku ist nicht auf dem Level, wo es sein sollte."

Für den 34-Jährigen ist das Rennen in der Hauptstadt Aserbaidschans aus mehrerlei Hinsicht ein großes Fragezeichen. "Es wird nach neun Jahren mein erstes Mal auf einem Stadtkurs sein, nach Singapur 2010", so Kubica, der damals im Renault Siebter wurde. Obwohl nach der langen Verletzungspause eine Ungewissheit besteht, freut er sich auf Baku.

Kubica freut sich auf Stadtkurs-Rückkehr

"Ich freue mich darauf, denn auf Stadtkursen so nah an die Mauern und Wände zu fahren war immer schon ein besonderes Gefühl. Es ist ein bisschen eine andere Art des Fahrens. Ich erwarte, zu Beginn der Sessions etwas vorsichtiger zu sein, was normal ist, wenn du einen Stadtkurs zum ersten Mal fährst."

Der Williams FW42 macht dieses Unterfangen zusätzlich schwer. Schon seit seiner ersten Ausfahrt mit dem Boliden klagt Kubica über die zickige und unvorhersehbare Balance. Etwas, das man auf einem Stadtkurs nicht gebrauchen kann.

"Letztendlich musst du so nahe es geht ans Limit gehen, und das Limit ist sehr nah an den Mauern. Es ist eine Gratwanderung. Und meine Erfahrung ist, dass ein sanft und vorhersehbar zu fahrendes Auto das Leben viel einfacher macht. Ein schön zu fahrendes Auto gibt dir sehr viel Selbstvertrauen. Das ist auf dieser Art von Rennstrecke essentiell", erklärt Kubica.

Williams noch ohne Lösung für Kubicas Probleme

Nachdem er in Bahrain und China im Qualifying den Anschluss an Russell fand, monierte Kubica nach Shanghai die schlechte Balance im Renntrimm. Sein Auto verhalte sich ganz anders als das vom Teamkollegen. Ein Zustand, den die Williams-Ingenieure noch nicht ganz verstanden haben.

"Ich weiß noch nicht genau, wie wir dieses Wochenende angehen wollen. Die Jungs arbeiten daran, aber wir haben im Moment noch keine wirkliche Lösung", so Kubicas ernüchternde Erkenntnis. "Es passieren unerwartete Dinge, welche die Balance des Autos beeinflussen. Das passiert zwischen Runs oder Sessions. Das Auto verhält sich ganz anders."

Baku wird unter diesen Vorzeichen wohl eher zum Spießrutenlauf: "Das ist etwas, das wir verstehen müssen und das gerade auf einem Stadtkurs nicht besonders hilft. Es wird hier ziemlich kompliziert, die optimale Balance zwischen langsamen Kurven und langen Geraden zu finden."

Erklärt: So funktioniert ein Formel-1-Auto: (17:29 Min.)

Kubica ohne Hoffnung: Punkte in Baku nahezu unmöglich

Schlechte Aussichten, ging doch 2018 bei Williams nach einem schleppenden Saisonstart in Baku ein kleiner Knoten auf. Lance Stroll und Sergey Sirotkin waren plötzlich Top-10-fähig, der Kanadier holte als Achter Punkte. Auch im Vorjahr hatte sich Aserbaidschan als gutes Pflaster für Williams erwiesen, als Stroll im Chaos-GP als Dritter aufs Podest fuhr.

"Hoffentlich wird es besser als zu Beginn des Jahres, aber ich denke nicht, dass wir hier irgendetwas Spektakuläres erwarten können", hat Kubica wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung der Baku-Form. "Wenn ich mir die ersten drei Rennen anschaue, würde ich sagen, dass es sehr schwierig wird, oder nahezu unmöglich."

Selbst für den Fall, dass sich ein Chaos wie 2017 oder 2018 wiederholt, hat Kubica kaum Hoffnung. "Baku hat gezeigt, dass alles möglich ist. Aber ich denke, wir sind zu weit vom Feld weg, um darüber nachzudenken. Letztes Jahr waren wir viel näher an den anderen dran als dieses Jahr", meint Kubica.