Nach dem China Grand Prix sprach Haas-Teamchef Günther Steiner von einem Déjà-vu - das Wochenende erinnerte ihn an Bahrain. Wieder aus den Top-10 gestartet - wieder keine Punkte. Dem Team fehlte im Rennen schlicht und einfach die Pace. Dabei hatte sich Haas für die Formel-1-Saison 2019 eigentlich große Ziele gesetzt.

Nach der chaotischen Niederlage um den Titel des "Best of the Rest" gegen Renault im vergangenen Jahr soll es in dieser Saison endlich klappen. Die Tests in Barcelona und der Saisonauftakt in Melbourne schienen dann auch zu bestätigen, dass das neue Auto der erste Verfolger der Top-Teams ist. Kevin Magnussen kam in Melbourne auf Rang sechs ins Ziel, Romain Grosjean fiel wie im Vorjahr wegen eines unsauber montierten Rades frühzeitig aus.

Doch in Bahrain folgte dann das böse Erwachen: Im Qualifying noch auf die Plätze sechs und acht gefahren, kam Magnussen nur als 13. Ins Ziel. Grosjean fiel nach einer Attacke von Lance Stroll zum zweiten Mal infolge unverschuldet aus.

Haas im Qualifying top, im Rennen nur Probleme

Auch in China starteten beide Haas-Piloten nach einem verkorksten Qualifying aus den Top-10, Punkte holte am Ende aber keiner der beiden. "Ich hatte schon vor dem Rennen Bedenken, um ehrlich zu sein", gab Grosjean nach dem 1000. Grand Prix der Formel-1-Geschichte zu. "Unsere Rennpace war das ganze Wochenende nicht gut."

"Es ist so nervig, die ganze Zeit alles zu geben, hart zu arbeiten und am Ende keine Chance auf Punkte zu haben", haderte der Franzose, der als Elfter ins Ziel kam. Magnussen hatte mit Platz 13 noch etwas mehr zu kämpfen. Auch der Däne gab sich resigniert. "Wir müssen definitiv an unserer Rennpace arbeiten, denn die ist nun mal das Wichtigste und die hatte ich heute einfach nicht. Das passiert jetzt das zweite Rennen hintereinander."

Das wirklich Schlimme daran sei, dass das Auto eigentlich sehr schnell sei. "Es ist frustrierend zu sehen, dass wir im Qualifying ein gutes Auto haben, das dann aber einfach im Rennen nicht umsetzen können." Im Moment verstehe keiner so wirklich, was da los sei.

Steiner: Bekommen die Reifen nicht auf Temperatur

Der Teamkollege lieferte dann aber doch einen Erklärungsansatz. Während die Performance des Haas auf eine Runde laut Grosjean "fucking great" sei, "sind wir nicht mehr da, sobald wir zwei Runden auf einem Reifen fahren müssen." Es geht also mal wieder um das Thema Reifen, das in dieser Saison auch Ferrari plagt.

Teamchef Günther Steiner ging am Sonntag nach Rennende noch etwas mehr ins Detail. Insgesamt bekomme man die Reifen einfach nicht ins richtige Temperatur-Fenster. "So lange die Reifen heiß sind, ist alles in Ordnung. Aber auf Hochgeschwindigkeitsstrecken mit langen Geraden bekommen wir einfach keine Energie in die Reifen", präzisiert der Tiroler. "Das ist die Erklärung."

Das erklärt auch, warum es in Melbourne noch einigermaßen gut lief, aber in Bahrain und China Probleme auftraten. Solange der Reifen in vielen Kurven zum Arbeiten gebracht wird, funktioniert er. "Bei den Wintertests in Barcelona konnten wir die Reifen selbst bei kaltem Wetter genügend aufheizen und alles war gut. Und auch bei höherer Temperatur in Australien hat es funktioniert", so Steiner.

Aktuell kämpft Haas eher mit Toro Rosso und Racing Point im Mittelfeld statt an dessen Spitze, Foto: LAT Images
Aktuell kämpft Haas eher mit Toro Rosso und Racing Point im Mittelfeld statt an dessen Spitze, Foto: LAT Images

Der Sachverhalt sei dem Team auch soweit bewusst. "Wir haben das Problem nach Bahrain verstanden, konnten es hier aber nicht beheben", erklärte der Teamboss. Der Grund für das Problem sei eine Kombination aus verschiedenen Dingen. "Ansonsten wäre es ja leicht behoben. Wir müssen jetzt zurück in den Windkanal und einen Weg finden, irgendwie mehr Energie in die Reifen zu bekommen." Eine Lösung habe man dafür allerdings aktuell nicht.

Blaue Flaggen verhindern Punkte-Finish für Grosjean

Besonders bitter: Punkte wären in China sogar durchaus drin gewesen. Grosjean scheiterte als Elfter nur knapp am letzten Punkterang, den Alex Albon in meisterlicher Manier aus der Boxengasse heraus einfuhr. "Ohne die blauen Flaggen am Ende hätten wir heute einen Punkt holen können", ärgerte sich Grosjean. Er und Albon waren vier Runden vor Schluss zunächst von Verstappen überrundet worden, zwei Runden später von Leclerc.

Die blauen Flaggen kamen immer gerade dann, wenn sich der Haas-Pilot an den langsameren Toro Rosso vor ihm herangearbeitet hatte, wodurch die mühsam zugefahrene Lücke erneut aufriss. "Scheiße! Wie soll ich denn so bitte Rennen fahren?", schimpfte Grosjean am Funk. Ein Verbremser von Albon spülte ihn dann doch fast noch vorbei. "Aber Alex hat super verteidigt. Glückwunsch an ihn."

Aktuell liegt Haas mit acht Punkten nur auf Platz sechs der Konstrukteurs-Wertung. Das nächste Rennen in Aserbaidschan dürfte für das Team zum Höllentrip werden. Die Strecke in Baku verfügt mit ihrer zwei Kilometer langen Gerade über die längste Geradeaus-Passage des Kalenders. Viel Zeit also für die Reifen, Temperatur zu verlieren und Magnussen und Grosjean das Leben erneut schwer zu machen.

Im darauffolgenden Rennen in Barcelona könnte dann aber endlich die Erlösung kommen, so hofft das Team zumindest. Der katalanische Kurs ist wesentlich kurviger als Bahrain, China oder Baku und bietet so bessere Möglichkeiten, die Reifen aufzuheizen. Schon in den Tests lief der Haas hier dementsprechend sehr gut.