Formel-1-Rookie Alexander Albon zahlte in China mit einem heftigen Unfall Lehrgeld. Der Crash im 3. Freien Training zerlegte seinen Toro Rosso in alle Einzelteile. Das Qualifying fiel für den Thailänder flach. Albon zeigte sich hinterher einsichtig - und überraschend unbeeindruckt. Er hakt den Abflug als Anfängerfehler ab.

"Ich hatte schon größere Unfälle", relativiert Albon seinen ersten großen Crash in der Formel 1 sogleich einmal. Gleich bei seinem Debüt im Automobilsport, 2012 in der Formel Renault 2.0, verlor er was Unfälle angeht bereits seine Unschuld: "In meinem allerersten Rennen hatte ich gleich meinen heftigsten. Es war ein doppelter Backflip, bei dem ich auf der Seite gelandet bin."

Der Abgang ausgangs der letzten Kurve des Shanghai International Circuit war nicht ohne, doch Nachwehen verspürte er trotz des harten Einschlags keine. Dass er nach dem Unfall noch eine Weile im Auto verweilte, war nicht etwa eine Schockreaktion: "Nein, ich habe nur den Standardablauf , um den Motor abzustellen."

Albon einsichtig: War zu gierig

Der Unfallhergang war im Fernsehbild schnell ersichtlich. Albon hatte es auf seiner Qualifying-Simulation schlichtweg übertrieben. Er ging weit, verlor auf dem Kunstrasen die Traktion und versuchte seine bis dahin flotte Rundenzeit mit aller Macht zu retten. "Das wäre eine Bombenrunden geworden", sagte selbst Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hinterher am RTL-Mikrofon.

"Ich hätte das Gas schließen und die Runde nicht zu Ende fahren und das Auto dafür zurück auf die Strecke bringen können", ist sich Albon seines Fehlers deutlich bewusst. Im Eifer des Gefechts entschied er jedoch anders: "Es ist schwierig, nein zu sagen. Vielleicht war ich etwas gierig."

Aus seiner Gier drehte ihm der Teamchef keinen Strick. Albon selbst ist ebenfalls der Ansicht, dass sein Ansatz im Grunde genommen nicht verkehrt war. "Natürlich hast du die Unfälle aus der Vergangenheit an dieser Stelle gesehen", erinnert er an Antonio Giovinazzi, der als Sauber-Ersatzmann 2017 dort an einem Wochenende gleich zweimal Bekanntschaft mit der Mauer machte.

Albon bereut Risikobereitschaft nicht

"Aber letztendlich geht es dir nur um Performance. Wir wissen, wo wir Zeit finden müssten und erkunden die Rennstrecke. Darum geht es im FP3, zu wissen, was du im Qualifying später machen musst." Ihm sei klar gewesen, dass er auf der Suche nach dem Limit irgendwann einmal einen Schritt zu weit gehen würde: "Das ist unvermeidbar, denn ich versuche wirklich hart zu pushen."

Gerade Kurve 16 ist in Shanghai eine entscheidende Ecke. "Es gab noch Passagen, an denen ich arbeiten wollte und die letzte Kurve war eine davon. Wir wissen, dass dort viel Rundenzeit liegt. Du kannst dort etwas weit gehen und hoffst, dass du den Entry Speed durch die Kurve bringst", erklärt Albon.

"Meine Linie war okay, ich war nur etwas zu hart am Gas auf dem Kunstrasen. Du rutschst dort immer etwas, mindestens einmal. Das ist normal. Aber wenn du erst in die eine und dann in die andere Richtung rutschst, sobald du einen Gegenpendler bekommst, bist du nur noch Passagier", analysiert er seinen Fehler. "Ich bereue eigentlich nichts. Nur als ich weit herauskam, hätte ich etwas besser zurück auf die Strecke kommen können."

Albon hat noch Hoffnung für das Rennen in China

Die Toro-Rosso-Crew bekam Albons STR14 nach diesem Abflug logischerweise nicht rechtzeitig für das Qualifying fertig. Für den Sonntag bekommt der 23-Jährige ein neues Monocoque und eine neue Power Unit. Er ist zuversichtlich, dass im Rennen noch etwas drin ist. Denn bis zum Unfall war er voll bei der Musik.

"Ich denke, wir haben unsere Pace im zweiten Training gezeigt. Das Auto ist wirklich stark und ich freue mich auf das Rennen. Ich glaube, da geht noch was. Natürlich, aus der Boxengasse startend müssen wir unsere Strategie etwas auf den Kopf stellen. Wir müssen Autos überholen und dann mal sehen. Vielleicht gibt es auch ein Safety Car, das uns hilft."