"Beep Beep Beep Beep - das habe ich am Radio gesagt", sagte Max Verstappen nach dem Qualifying zum China GP 2019 mit einem Lächeln. Ein Lächeln, das Verstappen im Cockpit seines Formel-1-Boliden nicht auf den Lippen hatte. Nach Startplatz fünf in Shanghai war der Red-Bull-Pilot nämlich bedient.

Der Grund, warum Verstappen so sauer war und sein Funkspruch fast gänzlich zensiert werden musste, ist klar: Im finalen Qualifikationssegment konnte er seinen zweiten Versuch gar nicht erst fahren, weil er zu spät über die Zeitnahmelinie fuhr.

Unmittelbar zuvor wurde er erst von Sebastian Vettel, anschließend auch noch von beiden Renault-Fahrern und Teamkollege Pierre Gasly überholt. Vettel und die beiden Renaults durften ihre Runden noch starten, Gasly und Verstappen nicht mehr.

Entsprechend richtete sich Verstappens erster Ärger gegen Vettel, der ihn als Erster überholt hatte. "Ich habe einfach das Gentlemen-Agreement eingehalten und bin hinter dem Auto vor mir geblieben", erklärte Verstappen eine Stunde nach dem Qualifying schon deutlich ruhiger. "Ich wusste nicht, ob es noch 10 oder 15 Sekunden waren und wollte nur hinter dem Ferrari bleiben."

Nachdem Vettel als erstes Auto an ihm vorbeiging, war die Sache für Verstappen schon gegessen. "Als er vor mir war, wollte ich Abstand halten, denn du brauchst vier bis fünf Sekunden vor dir freie Fahrt", so Verstappen. "Dann kamen die Renualt dazwischen - wo sollte ich dann hin?"

Verstappen: Wollte nicht das Arschloch sein

Während Vettel und die beiden Renaults offenbar den Ernst der Lage erkannten, schlief Verstappen. "Weil sie den Call von ihren Ingenieuren bekommen haben und ich erst später", erklärte der Niederländer. "Ich wollte nicht das Arschloch sein, das überholt. Aber wenn du von deinem Ingenieur gesagt bekommst, dass du dich beeilen musst, dann tust du das."

Für Skrupel ist Verstappen in der Formel 1 nicht unbedingt bekannt. In Zukunft will er die an dieser Stelle auch nicht mehr an den Tag legen: "Das nächste Mal, wenn ich weiß, dass es nur noch 10 bis 15 Sekunden sind, werde ich Gas geben."

Red Bull verrät: Verstappen wollte Ferrari-Windschatten

Allerdings scheint Verstappen bei seiner Version ein entscheidendes Detail vergesse zu haben. Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko sieht die Schuld nämlich erst in zweiter Linie bei seinen Ingenieuren. "Alles hat damit angefangen, dass Max sich einen Windschatten organisieren wollte", verriet Marko Motorsport-Magazin.com.

"Aber der Windschatten funktioniert eh nie, das ist Glücksache", poltert Marko. Verstappen entschied sich im Wissen um die eigene Schwäche eigenmächtig für diese Variante. Der Niederländer verlor fast ausschließlich im dritten Sektor, die hauptsächlich aus der langen Geraden besteht. Beim Topspeed landete er nur auf Rang 15.

"Er war hinter Leclerc und wollte den richtigen Abstand zu ihm haben", verrät Marko. "Dann haben wir ihn zu spät darüber informiert, dass es eigentlich schon fünf nach zwölf ist. Dann ging Sebastian vorbei und die Renault noch dazu. Dann war die Konfusion perfekt."

Besonders ärgerlich: Ferrari war für Red Bull in Reichweite. "Wir hätten vor Ferrari landen können", ärgert sich Marko, schickt aber eine Kampfansage hinterher: "Dann müssen wir das im Rennen wettmachen. Da ist noch nicht alles vorbei - und Mercedes kann nicht lange mit der Power fahren."