Mercedes und Ferrari lieferten sich in den Trainings für das dritte Formel-1-Rennen 2019 in China einen engen Schlagabtausch. Am Ende setzten sich die Weltmeister hauchdünn gegen den Angstgegner aus Italien durch. Valtteri Bottas stach Ferraris Motorpower in Shanghai aus. Lewis Hamilton hadert mit der Balance des F1 W10.

"Der Tag war am Ende in Ordnung, wir waren auf der Zeitenliste ganz oben", konstatiert Bottas, der am Freitag knappe drei Hundertstel schneller war als Sebastian Vettel. Am Vormittag hatte es noch so ausgesehen, als ob sich die schlimmsten Befürchtungen von Mercedes in China bewahrheiten. Im 1. Freien Training lag Hamilton zwei Zehntel hinter der Bestzeit von Vettel, obwohl er auf Soft den schnelleren Reifen aufgezogen hatte.

Der große Rückstand am Vormittag schien zunächst etwas besorgniserregend, war es dann aber doch nicht, wie Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin erklärt: "Die erste Session war ziemlich arbeitsreich, denn wir haben uns unterschiedliche Setup-Möglichkeiten angeschaut. Aber wir haben alles abgearbeitet, was wir uns vorgenommen hatten."

Hamilton hadert mit Mercedes: Valtteri fühlte sich deutlich wohler

"Es ist immer schwierig, auf dieser Strecke über die gesamte Runde eine gute Balance zu finden. Aber wir sind Schritt für Schritt dorthin gekommen", sagt Bottas. Der Finne spricht zwar über sein Team, doch tatsächlich kam nur er am Nachmittag dorthin, wo Mercedes das Auto haben will.

Hamilton verlor im FP2 sieben Zehntel auf die Spitze. "Ich habe heute mit dem Auto gekämpft. Wir haben auf meiner Seite Arbeit vor uns, Valtteri fühlte sich deutlich wohler", sagt der amtierende Champion, der mit den Bedingungen seine Probleme hatte: "Es war heute ziemlich kalt dort draußen, was es für die Reifen schwierig macht."

Formel 1 2019: Brennpunkte vor dem China GP: (07:08 Min.)

Bottas stapelt nach Bestzeit tief: Freitag zählt noch nicht

In Erwartung der Übermacht von Ferraris Power Unit fokussierte sich Mercedes bei den Vorbereitungen auf das Wochenende auf die eigenen Stärken. "Ferrari scheint auf den Geraden immer noch schneller zu sein als wir, wobei wir in den meisten Kurven im FP2 besser waren", sagt Bottas.

"Die langen Kurven und die unterschiedlichen Abfolgen sorgen für Überhitzungen auf der einen oder der anderen Achse", erklärt Shovlin. "Valtteri war mit dem Auto den ganzen Tag über recht zufrieden. Wir haben nur versucht, den Grip an der Vorderachse bei ihm über die Session hinweg zu verbessern."

Der Finne scheint in Shanghai Mercedes' heißeres Eisen zu sein. Doch auch er war nicht voll und ganz zufrieden. "Wir haben noch Raum für Verbesserung", so Bottas, der außerdem die Trainings wie üblich relativiert. "Es ist nur Freitag. Die nächsten zwei Tage zählen", mahnt der WM-Leader.

Hamilton will Anschluss an Bottas und Vettel finden

Hamilton auf der anderen Seite weiß, dass er das volle Potential des Pakets erst noch abrufen muss: "Wir werden heute Abend hart arbeiten, um einige Verbesserungen zu finden und morgen hoffentlich stärker zu sein. Das Auto hat die Pace, um ganz vorne zu fahren. Wir müssen nur das richtige Setup finden."

"Lewis ging es nicht leicht von der Hand, mit dem Auto zu arbeiten und wir müssen heute Abend untersuchen, warum", sagt Shovlin. Hamilton in die richtige Position zu bringen könnte für das Wochenende von Mercedes entscheidend sein, denn nach dem Freitag scheint auch Red Bull ganz vorne dabei zu sein.

Max Verstappen verlor im zweiten Training lediglich zwei Zehntel auf Bottas. "Es ist schön zu sehen, wie eng es zwischen uns, Red Bull und Ferrari zugeht", zeigt sich Hamilton von einem möglichen Dreikampf angetan.