Valtteri Bottas hat im zweiten Training zum China GP 2019 der Formel 1 in Shanghai dafür gesorgt, dass die von Mercedes befürchtete große Ferrari-Show zumindest an diesem Freitag ausgefallen ist.

Nach der reifenbereinigt dominanten Bestzeit durch Sebastian Vettel am Morgen schnappte der Finne dem Ferrari-Piloten am Nachmittag, dieses Mal auf identer Mischung, haarscharf die Bestzeit weg. Red Bull mit Max Verstappen wieder in Form, Auflösungserscheinungen bei Haas und Kühlungsprobleme bei Charles Leclerc

Das Ergebnis: Mit einer 1:33.330 Minuten blieb Bottas bei seiner Bestzeit mit Soft-Reifen sechs Zehntel unter der Vorgabe Vettels aus dem FP1. Damit war der Finne zudem eineinhalb Zehntel schneller als die FP2-Bestzeit im Vorjahr. Vettel jedoch war praktisch zeitgleich (+0,027 Sek.) und hatte seine Rundenzeit einige Minuten früher gesetzt.

Red Bull mit Max Verstappen wieder dran

Genauso wie das Spitzenduo fuhren auch die ersten Verfolger allesamt den weichsten Reifen. Max Verstappen schaffte es damit im Red Bull nach einem schwachen Bahrain GP wieder sehr nah heran an Rot und Silber: Nur gut zwei Zehntel Rückstand für den Niederländer, die er wohl gut in gerne allein durch einen kleinen Schnitzer in der letzten Kurve verloren haben dürfte.

Lewis Hamilton fehlten auf P4 stramme sieben Zehntel auf die Bestzeit, allerdings war dem Briten auf seiner schnellsten Runde ein Zwischenfall um Romain Grosjean in die Quere gekommen (s.u.). Nico Hülkenberg klassierte somit seinen Renault nur knapp hinter den zweiten Mercedes. Carlos Sainz wurde Sechster, noch vor Charles Leclerc im zweiten Ferrari. Der Monegasse hatte seinen Mittelsektor komplett verwachst.

Lando Norris, Daniel Ricciardo und Pierre Gasly in den jeweils zweiten McLaren, Renault und Red Bull komplettierten die Top-10. Auf den Longruns sahen insbesondere die härteren Mischungen gut aus. Wer dort die Nase vorne hatte, verrät Motorsport-Magazin.com in Kürze in unserer gewohnten Freitagsanalyse separat.

Hamilton & Bottas liefern Doppel-Dreher

Die Zwischenfälle: Für einen ersten kleinen 'Moment' sorgte der Weltmeister. Lewis Hamilton drehte sich nach knapp neun Minuten nach Sessionbeginn ausgangs der Schneckenkurve. Da waren offenbar die Reifen kurz nach der Boxenausfahrt noch nicht so bereit wie der Brite.

Nur Minuten später tat es ihm Bottas gleich, der Finne drehte sich allerdings schon im ersten Teildesselben Kurvenkomplexes. Hamilton übernahm den Staffelstab allerdings gleich wieder - mit einem heftigen Verbremser am Ende der langen Geraden gleich zu Beginn eines Longruns auf Medium.

Grosjean-Haas verkraftet Bodenwellen nicht

Nach einer guten halben Stunde fuhr Romain Grosjean plötzlich mit einem extrem verbogenen rechten Teil des Frontflügels herum. Der Franzose funkte, er habe das am Ende der langen Geraden bei einem sehr merkwürdigen Bremsverhalten schon selbst bemerkt. Gebrochen sein musste der Flügel allerdings schon zuvor. Replays zeigten, dass der Flügel beim Überfahren von Bodenwellen einfach nachgegeben hatte.

Bereits in Bahrain hatten sich bei Haas Auflösungserscheinungen ohne große Fremdeinwirkung gezeigt. Zudem sah man im zweiten Training in Shanghai auch bei Kevin Magnussen Teile fliegen. Gegen Ende der Session ärgerte sich Sebastian Vettel schließlich, vom Racing Point Lance Strolls aufgehalten worden zu sein. Eine Randnotiz, hätte er dasselbe wenig später nicht auch noch mit Bottas, Gasly und Räikkönen getan.

Motorwechsel bei Toro Rosso

Die Technik: Durch Probleme mit der Motoreninstallation hatte Antonio Giovinazzi das erste Training so gut wie komplett verpasst. Im FP2 konnte der Alfa-Romeo-Pilot jedoch sofort zum Start ins Geschehen eingreifen.

Das galt diesmal nicht für Daniil Kvyat. Honda hatte zwischen den Sessions die Power Unit im Toro Rosso des Russen tauschen müssen. Als Vorsichtsmaßnahme wegen der knappen Zeit. Im FP1 habe man zuvor eine Anomalie beobachtet. Pünktlich zum Start des zweiten Trainings waren die Japaner noch nicht fertig. Erst zur Mitte des Trainings mischte Kvyat wieder mit.

Ferrari: Kühlungschecks bei Leclercs SF90

Kaum war Kvyat dabei, fehlte plötzlich ein Ferrari. Charles Leclerc verbrachte die letzte halbe Stunde des Trainings in der Box. Emsig wirbelten die Ferrari-Ingenieure um seinen SF90. Wie die Scuderia bestätigte, waren Checks am Kühlungssystem der Grund. Es seien allerdings nur Vorsichtsmaßnahmen, um Schäden vorzubeugen. Man habe keine großen Bedenken. Kurz vor Ende der Session meldete Verstappen ein seltsames Gefühl mit der Kupplung, befürchtete einen Defekt an seinem RB15.

Das Wetter: Schon deutlich angenehmer als im ersten Training am Vormittag. Während der zweiten Session zeigte sich in Shanghai tatsächlich noch mehr Sonne. Das Training begann mit 19 Grad Celsius in der Luft und 36 auf dem Asphalt. Letztere kühlte im Lauf der Session allerdings wieder deutlich - auf 28 Grad Celsius - ab.