B-Teams bleiben in der Formel 1 2019 weiterhin eine Quelle des Unmutes. Renault zeigt sich in der Frage zunehmend frustriert. Partnerschaften zwischen Top-Teams und Mittelfeldlern würden vor allem den Top-Teams helfen, beklagte sich Renault-Teamchef Cyril Abiteboul zuletzt in Australien.

Von seinen Motorenkunden bei McLaren erhielt Abiteboul in Bahrain Rückendeckung. Teamchef Zak Brown gab offen zu, dass das gegenwärtige B-Team-Konstrukt nicht im Sinne von McLaren ist. Währenddessen reagierten Haas, Alfa Romeo und Toro Rosso ebenfalls - aber bei ihnen klang es ganz anders. Renault solle lieber ihre Hausaufgaben machen, statt sich andauernd zu beschweren.

Renault kämpft gegen B-Teams - auf und neben der Strecke

Renault hat gegenwärtig nur einen Partner in der Formel 1, McLaren. Die greifen auch lediglich auf die Renault-Motoren zurück. Weiter geht die Partnerschaft nicht. Damit ist Renault das einzige Werksteam in der Formel 1, welches kein Mittelfeld-Team mit mehr als nur Motoren unterstützt. Ganz im Gegensatz zu Red Bull mit Toro Rosso, und zu Ferrari mit Haas und Alfa Romeo.

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Diese Konstrukte waren Renault-Teamchef Cyril Abiteboul schon immer ein Dorn im Auge. Wenn 2021 eine Budget-Obergrenze kommen sollte, dann könnten, so Abiteboul, große Teams noch mehr aus einer engen Kollaboration mit anderen Mittelfeld-Teams herausholen. Am Ende seien die Top-Teams daher die großen Profiteure.

Renault, selbst eigentlich Werksteam, verbringt außerdem gegenwärtig die meiste Zeit damit, sich im Mittelfeld mit den Partnerteams der großen Werke um die Plätze zu streiten. Die Spitze ist außer Reichweite. Sie haben zwar ein höheres Budget als die Mittelfeld-Gegner, aber sich alles alleine aufzubauen sei mühsam. Budget für, oder Lust auf, ein zweites Team hat Renault nicht. Daher ist für sie die einzig logische Konsequenz: Die Partner-Beziehungen der Konkurrenten aufbrechen.

Haas, Toro Rosso zu Renault: Lasst uns, macht eure Hausaufgaben

Wie zu erwarten waren die in der Pressekonferenz von Bahrain vertretenen Mittelfeld-Teamchefs von Haas, Toro Rosso und Alfa Romeo nicht empfänglich für die wiederholte Renault-Kritik. Stattdessen staut sich Frust an. "Zuerst einmal: Wenn jemand, der ein Werksteam leitet, sich über kleine Teams beschwert, die schneller und besser sind als er, dann hat er einfach seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht", kommt es von Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost.

Bei der Pressekonferenz von Bahrain waren Frederic Vasseur, Zak Brown, Günther Steiner und Franz Tost dabei, Foto: LAT Images
Bei der Pressekonferenz von Bahrain waren Frederic Vasseur, Zak Brown, Günther Steiner und Franz Tost dabei, Foto: LAT Images

Tost zählt auf, was sein Team von Red Bull bezieht: Das Getriebe vom Vorjahr, die Hinterradaufhängung vom Vorjahr, Teile der Vorderradaufhängung. Das mache den Toro Rosso aber nicht stark: "Es scheint, als ob die anderen keinen so guten Job machen, also sollten sie aufhören rumzujammern. Einfach ihren Job machen. Wir haben mit unserem Auto, mit zwei fantastischen Fahrern und mit einer fantastischen Power Unit ein gutes Paket, deshalb sind wir wettbewerbsfähig."

Haas-Teamchef Günther Steiner und Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur schließen sich Tost an. Sie würden lediglich das Spiel im Rahmen der vom Reglement vorgegebenen Spielregeln spielen. "Wenn du, wie Franz sagt, nicht ablieferst, dann ist das dein Problem", kommt es trocken von Steiner. "Weil wenn du es nicht gut machst, dann gib doch nicht den anderen, die es anders machen, die Schuld."

B-Teams abdrehen? Steiner warnt vor Dreiklassen-Formel 1

Für Steiner ist dieses System einfach der beste Weg, um das Mittelfeld der Formel 1 näher an die Spitze heranzubringen: "Momentan kommen jene Teams näher an die Top drei, die eben Verbindungen zu den Spitzenteams haben. So sollte es sein. Wenn wir hinuntergestoßen werden, dann wird hier eine Dreiklassengesellschaft entstehen."

Haas beginnt auch 2019 auf Augenhöhe mit dem Werksteam Renault, Foto: LAT Images
Haas beginnt auch 2019 auf Augenhöhe mit dem Werksteam Renault, Foto: LAT Images

Steiner zeichnet ein Albtraum-Szenario, welches durch eine restriktivere Haltung gegenüber den Partnerschaften entstehen könnte: "Es gibt dann die Werksteams, die guten. Dann die schlechten Werksteams. Und dann kommen wir. Was haben wir dann für den Sport erreicht?" Besonders Haas hat kaum Budget zur Verfügung. Wenn Partnerschaften unterbunden werden, wäre ein Absturz bei den gegenwärtigen Kosten in der Formel 1 wohl nur eine Frage der Zeit.

McLaren deckt Renault: Nicht unsere Vorstellung von Formel 1

Ebenfalls in der Pressekonferenz von Bahrain anwesend war McLaren-Boss Zak Brown. Während seine Kollegen Steiner, Tost und Vasseur sich auf Renault einschossen, stellte sich Brown hinter seinen Motorenpartner. McLaren baut nach wie vor alles selbst, kauft nur den Motor bei Renault zu. Eine Frage der Philosophie, Williams macht es ähnlich. Doch in der modernen Formel 1 haben es unabhängige Konstrukteure schwer - ähnlich wie ein Werksteam ohne Partnerteams.

Daher sitzen McLaren und Williams mit Renault in einem Boot. "Ja, sicher tun wir das", antwortet Brown auf die Frage, ob er Renaults Sorgen teile. Die Errungenschaften will er Teams wie Haas oder Toro Rosso nicht absprechen, aber: "Wir würden zukünftig gerne jeden wieder etwas unabhängiger sehen."

Formel-1-Sportchef Ross Brawn, maßgeblich an den kommenden Regeln für 2021 beteiligt, spricht dem B-Team-Modell jedoch die Daseinsberechtigung zu. "Das Haas-Modell ist interessant", meinte er vor Bahrain gegenüber Sky. "Sie waren sehr erfolgreich, das ist etwas, was wir behalten müssen. Es gibt schließlich einem kleinen Team die Chance, respektabel abzuliefern."

"Wir müssen die Zweifel einiger Teams über Kooperationen mit Großen wie Ferrari ausräumen", gibt Brawn zu. Von groben Einschränkungen ist bei ihm aber keine Rede: "Es gibt ein paar Grauzonen, die klargestellt werden müssen, aber Haas ist ein gutes Modell, das wollen wir nicht zerstören."