Die dritte Krönung zum Formel-1-Weltmeister blieb Fernando Alonso bisher verwehrt. Ob sich der Traum von einem weiteren Titel in der Königsklasse durch ein Comeback auf seine alten Tage noch verwirklichen lässt, steht in den Sternen. Viel ändern würde es für ihn schlussendlich aber sowieso nicht. Denn für Alonso zählt mehr als nur die Formel 1.

Am 26. Mai wird der Spanier zum zweiten Mal beim Indy 500 angreifen, auf der Jagd nach der heißersehnten Triple Crown, bestehend aus Siegen beim legendären Ovalspektakel, dem Grand Prix von Monaco und den 24 Stunden von Le Mans. Noch vor seinem Rücktritt von der Formel 1 streckte er abseits der Königsklasse die Fühler aus - und das aus nur einem Grund.

"Nun, um der beste Rennfahrer auf der Welt zu sein, der ich, wie ich denke, bin", unterstreicht Alonso am Rande seines Formel-1-Tests in Bahrain noch einmal, dass er sich längst nicht mehr nur über Erfolge in der Königsklasse definiert. Eine mutige Aussage, die er aber sogleich relativiert: "Wir denken natürlich alle, dass wir der Beste sind."

Alonso ist keineswegs derart unreflektiert. Doch seinem Selbstvertrauen sind auch sechs Jahre nach seinem letzten Formel-1-Sieg, 2013 in Barcelona, keine Grenzen gesetzt. Grund genug hat er, weiterhin voll von seinen Fähigkeiten überzeugt zu sein. In diesem Jahr bereicherte er seinen Lebenslauf bereits um Siege bei den 24 Stunden von Daytona und den 12 Stunden von Sebring.

Alonso sieht sich immer noch auf seinem Zenit

Seine Reputation als einer der besten, oder sogar der beste der Welt, zu untermauern, blieb ihm in seinen letzten vier Formel-1-Saisons für McLaren versagt. "Es ist schwierig zu beweisen, vor allem in der F1. Außer du hast das richtige Paket und hast das Glück, Weltmeisterschaften zu gewinnen", sagt er.

Trotz der Erfolglosigkeit litt Alonsos Standing in der Formel 1 kaum. Ihn als Auslaufmodell oder einen vom alten Eisen zu bezeichnen, wagte niemand. Kein Wunder, kämpfte Alonso doch bis zur allerletzten Runde 2018 in Abu Dhabi wie besessen um jede Tausendstel Rundenzeit und jeden Meter Rennstrecke.

2018 war für ihn trotz der McLaren-Misere ein äußerst erfolgreiches Jahr. "Meine letzte Saison wahr wahrscheinlich sogar meine stärkste. Ich habe meinen Teamkollegen mit 21:0 geschlagen. Das waren Dinge, die ich in meiner Karriere nie zuvor erreicht hatte", so der 37-Jährige, der 50 von McLarens insgesamt 62 Punkten einfuhr und das Jahr als Elfter abschloss.

In die Formel 1 würde er trotzdem nur mit Aussicht auf einen dritten WM-Titel zurückkehren. Dass seine Exkurse in andere Motorsport-Disziplinen von vielen wie das nette Hobby eines F1-Rentners aufgenommen werden, wurmt ihn. "Ich mache das, weil ich Herausforderungen suche. Es ist nicht nur so zum Spaß", stellt er klar.

Formel 1: Finden McLaren & Williams zurück an die Spitze? (18:22 Min.)

Indy 500, WEC & Co. für Alonso keine Spaßveranstaltungen

Nach den Siegen bei den drei größten Langstreckenklassikern will er weiter an seinem Image als Motorsport-Allrounder des 21. Jahrhunderts arbeiten. "Hoffentlich werde ich beim Indy 500 erfolgreich sein, und dann noch bei ein paar anderen Dingen abseits des Asphalts. Etwas, das vorher in diesem Sport noch nie jemand erreicht hat."

Dass die Formel 1 für manche die einzige Rennserie mit Stellenwert ist, kann er nicht verstehen. "Manchmal wenn ich etwas teste, lese ich, dass man sich für mich freut, aber ich doch lieber in die F1 zur richtigen Arbeit zurückkehren solle. Aber ich habe keinen Spaß, wenn ich eines dieser anderen Autos ausprobiere", stellt er klar.

Gerade der Dakar-Test sei für ihn alles andere als ein bedeutungsloser Showrun gewesen. Alonso geht jede Herausforderung mit der gleichen Portion Ehrgeiz an, die ihm zwei WM-Titel in der Formel 1 einbrachten. Ganz oder gar nicht. "Ich hatte keine Ahnung, sie mussten mir alles erklären", sagt er über seinen ersten Offroad-Ausflug.

"Ich stecke auf jeden Fall sehr viel Energie in jede Herausforderung und ich befasse mich intensiv damit. Ich mache es nicht zum Spaß, sondern weil es schwer ist, weil es eine Herausforderung ist, die mich hoffentlich zu einem schnelleren Fahrer macht."

Karriereende? Vielleicht wenn ein anderer schneller ist

Alonso hat sich also noch einiges vorgenommen. Neben der Dakar interessiert er sich auch für einen Start beim Daytona 500, dem prestigeträchtigsten Rennen der NASCAR. Auch eine volle Saison in der IndyCar ist noch nicht vom Tisch. Dass er seinem Alter dem Karriereende unausweichlich näher kommt, ist kein Geheimnis.

Aber das Alter soll für ihn nicht entscheiden, wann Schluss ist. "Solange ich die Kraft dazu habe und mich konkurrenzfähig fühle", sagt er. "Vielleicht kommt der Tag, an dem ein anderer im gleichen Auto schneller ist als ich. Aber soweit ich weiß, ist das bisher noch nicht passiert. Also fahre ich weiter."