Fernando Alonso wurde beim Formel-1-Rennen in Bahrain Zeuge einer absoluten Galavorstellung von McLaren. Erstmals in seiner Funktion als Berater vor Ort, sah er seine Nachfolger Carlos Sainz und Lando Norris das Mittelfeld aufmischen. Nicht wenige hätten den zweimaligen Weltmeister am vergangenen Wochenende gerne nochmal im MCL34 gesehen - nur er selbst nicht.

"Ich war 18 Jahre lang hier. Ich denke, um wieder Neunter oder Zehnter zu werden, will ich lieber nicht hier sein", lehnt Alonso am Mikrofon der spanischen TV-Station Movistar eine Rückkehr ins Renncockpit ab. Nachdem er sich vier Jahre lang mit Rohrkrepierern aus Woking herumschlagen musste, ist ihm der Aufwärtstrend des Teams in der Saison 2019 bei weitem nicht genug. Da reicht selbst die Tatsache nicht, dass es Sainz mit Max Verstappen im Red Bull aufnehmen konnte.

Außerdem zeigte die Vergangenheit, dass zwei gute Rennen bei Leibe noch kein Grund zur Euphorie sind. Auch letztes Jahr sah es nach den ersten Wochenenden für McLaren nicht schlecht aus. Alonso hatte beim Auftakt in Melbourne mit einem fünften Platz aufgezeigt, fuhr bei den vier darauffolgenden Rennen ebenfalls in die Punkte.

Alonsos Elefantengedächtnis: 2018 mal WM-Vierter

"Letzes Jahr war ich nach diesem Rennen [Bahrain] in der Weltmeisterschaft Vierter", erinnert Alonso. Was zunächst etwas nach einer alternativen Realität klingt, entspricht tatsächlich der Wahrheit. Sein Gedächtnis trügt den 37-Jährigen nicht. Nach dem Grand Prix in der Wüste lag er mit 16 WM-Punkten hinter Vettel, Hamilton und Bottas. McLaren war mit 22 Zählern Dritter der Konstrukteurs-WM.

Am Ende des Jahres sollte sich der McLaren-Höhenflug auf dieses erste Saisonviertel beschränken. 32 seiner insgesamt 50 WM-Punkte fuhr Alonso bis Monaco ein, danach ging es rapide bergab. Angeheizt werden die Spekulationen um ein mögliches Interesse Alonsos an einer Rückkehr in diesen Tagen vor allem durch seinen bevorstehenden Testeinsatz.

Alonso: Formel-1-Comeback 2020 nur mit Top-Material

Am Dienstag und Mittwoch wird er in Bahrain für McLaren einen Pirelli-Test absolvieren. Laut Alonso nicht mehr oder weniger als eine Gefälligkeit für seine Arbeitgeber. Für eine F1-Rückkehr braucht es dann allerdings doch mehr als Mittelfeldmaterial: "Ein Comeback ist nicht der Plan. Aber wenn sich eine wirklich großartige Möglichkeit ergibt, werde ich es wohl in Erwägung ziehen."

In anderen Worten: Baut McLaren ein Top-Auto oder stehen Mercedes oder Ferrari auf der Matte, würde Alonso für die Aussicht auf einen dritten WM-Titel wohl noch einmal ins Formel-1-Cockpit zurückkehren. Beides scheint in absehbarer Zeit eher unwahrscheinlich. Alonso hält sich deshalb auch nicht mit dem Blick in die Glaskugel auf.

Vor wenigen Tagen testete er in Südafrika erstmals für einen möglichen Einsatz bei der Rallye Dakar. Ohne Aussicht auf einen dritten WM-Titel in der Formel 1 setzte sich Alonso 2017 zum Ziel, seine Duftmarke als einer der besten Rennfahrer der Welt in unterschiedlichen Disziplinen zu hinterlassen. Die Dakar ist bisher aber nicht mehr als ein Gedankenspiel.

Alonso: Dakar-Test nur zum Spaß, voller Fokus auf das Indy 500

"Der Test war mehr zum Spaß gedacht. Es war sozusagen ein Geschenk von Toyota", erklärt Alonso. Nachdem er bereits Geschosse aus NASCAR und MotoGP um die Rennstrecken dieser Welt bewegt hat und im Oval beim Indy 500 dieses Jahr zum zweiten Mal Ernst macht, war der Offroad-Ausflug komplettes Neuland.

"Wenn du auf einem Rundkurs zwei oder drei Runden gefahren bist, weißt du mehr oder weniger wo die Gefahren lauern. Aber eine unbekannte Straße ist definitiv sehr herausfordernd", sagt er. Er erkannte schnell, dass die Dakar-Profis ihm noch einiges voraus haben: "Sie sind sehr gut darin, all die Bodenwellen und Dünen zu lesen, und die lauernden Gefahren."

Ob Alonso 2020 bei der legendären Rallye antreten wird, bleibt abzuwarten. Überhaupt lässt er sich was seine Zukunftsplanung angeht nicht in die Karten schauen. "Ich muss darüber nachdenken. In den kommenden Monaten werde ich dafür sicherlich Zeit haben. Aber jetzt will ich mich nicht zu sehr damit befassen, denn das Indy 500 wird all meinen Fokus erfordern", sagt er.

WEC für Alonso nach 2019 wohl erledigt

Nur eines lässt Alonso durchblicken. Nach dem erfolgreichen Abschluss der WEC-Supersaison, die für ihn neben einem zweiten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans auch den Weltmeistertitel parat halten soll, war es das wohl mit Alonsos Sportwagen-Exkurs. "Nachdem ich Le Mans, Daytona und Sebring gewonnen habe, ist hinter der WEC natürlich das Fragezeichen, ob ich mich dem noch einmal verpflichte", so der Toyota-Pilot.

Der Grund sei dann aber nicht etwa, dass er dann seinen persönlichen Sportwagen-Everest erklommen haben wird. "Es endet erst im Juli 2020. Das ist für die Zukunft eine ziemliche Verpflichtung. Ich muss mir da ganz sicher sein", erklärt er. "Meine Zukunft wird sich danach richten, was ich nach dem Sommer mache, welche Projekte kommen und worauf ich meinen Fokus legen werde."