Ferrari-Sensation Charles Leclerc war beim Formel-1-Rennen in Bahrain nicht der einzige große Pechvogel. Nach einem komplett verkorksten Samstag zeigten die Renault-Piloten Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo eine fulminante Aufholjagd geradewegs in die Punkte. Der Husarenritt endete kurz vor dem Ziel mit einem kuriosen Doppelausfall. Von Zero zum Hero und zurück in 54 Runden.

"In meinem Kopf war die Nummer schon durch", so Hülkenberg, der auf Platz sechs lag und damit drauf und dran war, Renault erstmals in der Saison 2019 zum Best of the Rest zu machen. In der 55. Runde quittierte sein R.S.19 am Ende der Start- und Zielgeraden völlig überraschend den Dienst.

"Es ist ziemlich bitter und schwierig zu verdauen. Ein brutaler Moment, aber das kann im Motorsport passieren", sagt der Emmericher. "Aber das zeigt auch, dass du es immer erst nach Hause fahren musst, über die gesamte Renndistanz. Denn wenn das nicht passiert wäre, ich hatte alles unter Kontrolle. Ich hatte einen Vorsprung auf Norris, alles war in Ordnung."

Hülkenbergs Motorschaden gibt Rätsel auf

Im Qualifying hatte es am Samstag an beiden Autos ein Problem mit dem Motormapping gegeben. Das Problem mit der Power Unit hatte sich durch Leistungsmangel geäußert. Hülkenbergs Ausfall im Rennen wurde, wie im Fernsehbild zu vernehmen war, ebenfalls durch einen Defekt am Motor herbeigeführt.

"Es trat ohne irgendein Vorzeichen oder Problem auf. Es ist einfach so passiert, von einem Moment auf den anderen", sagt der 31-Jährige. "Ich habe einfach den Vortrieb verloren. Die Power war weg, also war es auf jeden Fall etwas an der Power Unit. Aber ich weiß nicht genau, was."

Elektroschock-Gefahr bei Ricciardo-Ausfall

Die allgemeine Verwirrung war perfekt, als Ricciardo auf Platz zehn liegend nur wenige Sekunden nach Hülkenberg in Kurve eins ausrollte. Den Australier ereilte ein Elektronik-Defekt - und zwar kein ungefährlicher. Die Warnleuchte für sein Energierückgewinnungssystem leuchtete rot, was bedeutet, dass vom Auto die Gefahr eines Stromschlags ausgeht.

Ricciardo wurde im Funk angewiesen, den Motor abzustellen und aus dem Auto zu springen ohne es anzufassen. "Für das Team war es natürlich ziemlich herzzerreißend, beide Autos zur gleichen Zeit, drei Runden vor Schluss, zu verlieren. Das tut mir wirklich leid", sagt der Honey Badger.

Ihm war deutlich anzumerken, dass er mit seinem Sonntag auch persönlich nicht unbedingt glücklich war: "Für ihn war es wahrscheinlich schlimmer, denn sein Rennen lief gut und meins nicht so", sagt er mit Blick auf den Teamkollegen. "Mein Rennen war durch die Einstopp-Strategie schon halb kaputt."

Renault-Piloten liefern fulminante Aufholjagd

Hülkenberg und Ricciardo hatten von den Startplätzen 17 und 12 aus zwei sehr ereignisreiche Rennen. In der Anfangsphase pflügten die gelben Renner aus Enstone nur so durchs Feld. "Wir haben heute einen ziemlich guten Job gemacht", so Hülkenberg, der sich wie Ricciardo aus dem Hauen und Stechen heraushielt.

"Die erste Runde war wie ein Schlachtfeld. Überall waren Autos, es gab Berührungen, Funken flogen, Teile flogen. Ich habe eins an den Helm bekommen, ein ziemlich großes", berichtet der Deutsche. "In dem Rennen war echt alles dabei. Es war spektakulär und ich habe viel überholt, was Spaß gemacht hat."

Beinahe-Crash zwischen Ricciardo und Hülkenberg

Wohl nur bedingt Spaß hatte die Renault-Teamführung, als Ricciardo Hülkenberg im letzten Renndrittel im Zweikampf touchierte. "Das stand natürlich nicht im Skript", sagt der Mann aus Perth, der das Schwesterauto in Turn 1 am rechten Hinterrad touchiert hatte. "Ich habe auf der Bremse noch so meine Probleme", räumt er den Fehler seinerseits ein.

Hülkenberg nahm es sportlich. "Das willst du natürlich nicht. Aber ich war schon spät auf der Bremse und ging ziemlich weit. Ich dachte, da ist genug Platz für ihn, aber er hat sich offenbar auch verbremst und ging weit. Ich war etwas überrascht, aber diese Dinge passieren. Keine große Sache."

Hülkenberg bleibt optimistisch: Renault voll dabei

In der Weltmeisterschaft sieht es für die WM-Vierten aus 2018 mau aus. Lediglich Hülkenbergs sechs Punkte vom Auftakt stehen zu Buche. Das bedeutet für den Moment Platz sieben hinter Haas, Alfa Romeo und McLaren. Hülkenberg schiebt nach dem nicht optimalen Saisonstart aber noch keine Panik.

"Ich hatte immer das Gefühl, dass wir voll dabei sind. Manchmal kann Haas etwas schneller sein, aber es ist sehr eng. Wir sind da, nicht weit weg von ihnen oder von der Spitze des Mittelfeldes", sieht er Renault längst nicht abgehängt. Um Platz vier zu verteidigen, muss die Achillesferse des Boliden aber gefixt werden.

"Wir haben eine Geschichte mit diesen Defekten. Wir müssen das in den Griff bekommen und zwar schnell", fordert er.