Sein erstes Formel-1-Podium hatte sich Charles Leclerc sicher anders vorgestellt: Der Ferrari-Pilot machte beim Bahrain GP 2019 da weiter, wo er im Qualifying aufgehört hatte und dominierte das Rennen lange Zeit nach Belieben.

Gut zehn Runden vor dem Ziel verlor der Monegasse allerdings Leistung, fuhr anschließend pro Runde teilweise sechs Sekunden langsamer und wurde noch auf Position drei durchgereicht. Leclerc zeigte im Moment der Niederlage Größe: "Ich war so nah dran, meinen Kindheitstraum , ein Formel 1 Rennen zu gewinnen, wahr werden zu lassen. Aber ich bin mir sicher, es wird eines Tages passieren."

Leclerc verliert Start, aber kämpft sich sofort zurück

Den einzigen Fehler des Wochenendes machte Leclerc am Start: Der Formel-2-Meister des Jahres 2017 startete mit durchdrehenden Rädern und verlor die Führung umgehend an Teamkollege Sebastian Vettel. Auch Valtteri Bottas konnte in der ersten Runde noch an Leclerc vorbeigehen.

Doch Leclerc ließ sich nicht unterkriegen, ging wenige Runden später wieder an Bottas vorbei. Kurz darauf machte er auch Druck auf Vettel, überholte seinen Teamkollegen schließlich in einem hart geführten Zweikampf.

Leclerc vs. Vettel: Keine Sekunde gezögert

"Es ist immer komisch, wenn du gegen deinen Teamkollegen kämpfen muss", sagte Leclerc. "Vor dem Rennen wird man immer daran erinnert, für diesen Fall vorsichtig zu sein. Aber ich hatte die Möglichkeit und habe nicht eine Sekunde gewartet. Ich habe die Chance ergriffen und es hat beim ersten Versuch geklappt. Vor allem nach dem schwachen Start war ich dann glücklich."

Von da an schien die Messe gelesen: Leclerc kontrollierte den Bahrain GP nach Belieben. Während Vettel knapp zehn Sekunden dahinter Probleme mit Hamilton bekam, fuhr Leclerc vorne einsam an der Spitze. "Das Auto hat sich fantastisch angefühlt, ich habe mich trotz den starken Windes in einem schwierigen Rennen wohl gefühlt. Der erste Teil des Rennens war sehr schön", so Leclerc.

Hybrid-Defekt wird zum Spritfresser

Bis Runde 46, als Leclerc plötzlich langsamer wurde. "Es hat sich nicht angekündigt, ich habe nur einen Leistungsverlust gespürt", sagte Leclerc zu Motorsport-Magazin.com. "Ich dachte erst, dass der Motor bald hochgehen würde, aber das ist zum Glück nicht passiert." Ein Problem am Verbrennungsmotor sorgte für Fehlzündungen (Mehr Details zur Technik später auf Motorsport-Magazin.com).

Das Problem wurde aber zunächst größer: Weil Leclerc ein Hybrid-System ausfiel, verlor er viel Leistung. Dadurch verbrachte er mehr Zeit auf den Geraden und verbrauchte damit auch mehr Benzin. Gegen Rennende sind die Reserven nicht mehr besonders groß. "Das Problem blieb, aber es wurde dann ein klein wenig besser", so Leclerc.

Safety-Car-Zieleinlauf rettet Leclerc immerhin P3

Leclerc konnte in Sekundenschnelle vom Siegmodus in den Überlebensmodus umschalten: "Es ist sehr schade, den Sieg so zu verlieren und eine große Enttäuschung. Aber ich habe mich schnell wieder auf das Rennen fokussiert. Der Sieg war außer Reichweite, aber es gab noch viele Punkte zu holen, darauf habe ich mich konzentriert. Die Enttäuschung musste ich dabei außen vorlassen."

Am Ende hatte Leclerc auch noch Glück im Unglück: Weil zwei Runden vor Rennende das Safety-Car auf die Strecke musste, konnte er immerhin die dritte Position halten, die ihm normalerweise Max Verstappen noch weggeschnappt hätte.

Leclerc: Nicht mein schlimmstes Rennen

Trotz der Enttäuschung zeigte sich Leclerc versöhnlich: "Das ganze Wochenende war sehr positiv. Wir waren in Australien weit weg und haben nicht alles, aber viel aussortiert. Wir haben auch im Rennen eine starke Pace gezeigt. Ja, ein Problem hat uns davon abgehalten zu gewinnen, aber Probleme gibt es immer. Und wenn ich dann noch Dritter werde, ist es gut."

Übrigens: Leclerc selbst empfand den Bahrain GP noch nicht einmal als sein schlimmstes Rennen. "Das war wahrscheinlich mit der Formel 2 in Monaco", erinnert sich der Ferrari-Pilot. Der Monegasse führte dort sein Heimrennen souverän aus, ehe in Safety-Car-Pech und schließlich ein Defekt das Rennen kosteten. "Hier stand ich noch immer auf dem Podium - es war mein erstes in der Formel 1."