McLaren feierte im Formel-1-Qualifying von Bahrain eine regelrechte Auferstehung. Die Startplätze sieben und zehn für Carlos Sainz und Lando Norris bedeuteten für die Briten das erste Q3 mit beiden Autos seit 2017. Rookie Norris war nach dem Zeittraining trotzdem nicht sonderlich gut zu sprechen. Ein Zwischenfall mit Romain Grosjean brachte ihn auf die Palme - und Sebastian Vettel soll daran schuld gewesen sein.

"Vettel hat ihn verarscht, was unter uns Rennfahrern keine besonders nette Sache ist. Wir versuchen eigentlich uns gegenseitig zu respektieren", poltert der 19-Jährige. Doch was war überhaupt passiert?

Im Q1 lief Norris auf seiner ersten schnellen Runde im letzten Sektor auf einige Piloten auf, die auf ihrer Outlap waren. In der letzten Kurve stand ihm der Haas von Grosjean im Weg, was seine Runde zerstörte. Der Franzose erhielt dafür eine Startplatzstrafe und muss am Sonntag drei Positionen weiter hinten ins Rennen gehen.

Vettel vs. Grosjean wie Alonso vs. Magnussen

Norris sah die Schuld jedoch nicht bei Grosjean. "Wenn wir fair mit ihm sind, hatte sein Team nur drei Sekunden Zeit um ihm mitzuteilen, dass ich dahinter war, wenn sie das nicht vorher irgendwann gemacht haben", sagt der Rookie.

Das erste Auto hinter Grosjean war kurz zuvor nämlich noch Vettel gewesen. Der Ferrari-Pilot hatte es jedoch eilig und überholte den Haas. "Wenn du ein Auto vor dir hast überholst du es nicht einfach auf dem Weg in die letzte Kurve", so Norris, der auf einen Fall aus dem vergangenen Jahr hinwies.

Da waren sich Fernando Alonso und Kevin Magnussen in Monza ins Gehege geraten. Der Däne überholte Norris' McLaren-Vorgänger auf dem Weg zur Parabolica, als beide auf ihrer Outlap waren und ihre schnelle Runde vorbereiteten. Alonso konterte daraufhin mit einem Manöver in der ersten Schikane, welches beiden Piloten die Runde zerstörte.

Grosjean: Vettel hat Mist gebaut

"Ich denke, Vettel hat hier Mist gebaut. Er hat die ungeschriebene Regel nicht respektiert, nach der wir uns vor der letzten Kurve nicht überholen", sagt Grosjean. "Er hat sich in der Schlange vorgedrängelt und ist vor mich gefahren. Deshalb musste ich noch drei oder vier Sekunden abreißen lassen."

Grosjean bestätigte außerdem Norris' Vermutung, dass er von dessen schneller Runde gar keine Kenntnis hatte. "Wir hatten mit Vettels Aktion nicht gerechnet. Deshalb dachten wir, dass wir Luft zu Norris hätten. Deshalb haben sie mir wohl auch nicht gesagt, dass er auf einer fliegenden Runde war."

Der 33-Jährige wollte die Verantwortung für den Zwischenfall aber trotzdem nicht komplett auf Vettel abwälzen. Schließlich war er es, der Norris im Weg stand, und nicht der Ferrari-Pilot. "Normalerweise schätzen wir das mit dem Verkehr immer gut ab, aber heute haben wir es falsch gemacht", sagt er.

Dafür übt Grosjean Kritik an der Gesamtsituation. Gerade auf kurzen Rennstrecken bilden sich auf den Outlaps immer wieder Staus, was zu Behinderungen führt. "Du scheißt dir ein, ehrlich, wenn du so langsam fährst und die anderen Autos auf einer schnellen Runde sind. Das ist einfach Irrsinn. Es ist etwas, das wir uns für die Zukunft mal anschauen müssen, denn das war in der Vergangenheit schon ein Thema."

McLaren feiert Bahrain-Qualifying

Für die Rennleitung war der Fall letztendlich klar. Norris rückt im Grid dadurch auf die neunte Position auf und startet damit eine Reihe hinter seinem Teamkollegen. Für McLaren nach Jahren der Enttäuschungen ein Traumergebnis - ausgerechnet am ersten Wochenende, an dem Ex-Pilot und Berater Fernando Alonso mit in der Kommandozentrale sitzt.

"Gratulation an das ganze Team. Wir haben beide Autos im Q3, das ist etwas, das in diesem Team schon eine lange Zeit nicht passiert ist", so Sainz, der nach der Niederlage in Australien im teaminternen Duell gegen Norris zum 1:1 stellte. "Es zeigt, dass wir gut arbeiten und in die richtige Richtung gehen."

Um ein Haar hätte er sogar Kevin Magnussen im Haas hinter sich gelassen. "Wir waren fast Best of the Rest, was vor drei oder vier Monaten noch undenkbar war. Uns hat dafür eine halbe Sekunde gefehlt", sagt Sainz. "Das gibt uns allen viel Selbstvertrauen", freut sich auch Norris.

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