Williams tritt auf der Stelle. Auch in Bahrain fehlen dem Team 1,5 Sekunden auf das Mittelfeld. Der Bolide ist nicht nur zu langsam, sondern er gibt dem Team auch Rätsel auf. Trotz gleichem Setup verhalten sich die Fahrzeuge von George Russell und Robert Kubica grundverschieden.

Der Pole, der sich nach langer Pause zurück ins Formel-1-Starterfeld gekämpft hat, ist darüber besonders frustriert: "Dass ich so lange weg war, ist aktuell das kleinste unserer Probleme. Wir haben Dinge, die wir nicht zu 100 Prozent unter Kontrolle haben. Das wirkt sich nicht nur negativ auf die Performance aus, sondern auch auf die Zuversicht der Fahrer und der Crew."

Kubica ist mit seiner Leistung am Samstag in Bahrain zufrieden - immerhin bestätigen dies auch die Zeiten. Nur 0,04 Sekunden lag Kubica hinter Russell. Man habe jedoch ein grundsätzliches Problem mit dem Auto. "Ich habe Australien verwirrt verlassen. Ich dachte, es läge am Setup, da sich die Autos völlig verschieden verhalten haben", berichtet Kubica.

In Bahrain versuchte das Team deshalb einen neuen Ansatz. "Wir haben hier exakt das gleiche Setup an beiden Fahrzeugen verwendet und die Charakteristik war wieder komplett anders. Die Rundenzeiten sind in dieser Situation völlig egal", schimpft Kubica: "Es ist unabdingbar, dass sich beide Autos gleich verhalten - alles andere ist reines Glücksspiel!"

Ein Wechsel des Chassis komme aktuell nicht in Frage, wobei Kubica nicht näher auf die Gründe dafür eingehen will. Zumindest in Australien klagte Kubica noch über mangelnde Ersatzteile, das könnte auch hier der Grund für die Probleme sein. Immerhin an den Mechanikern liegt es laut Kubica nicht: "Sie machen einen sehr guten Job. Sie arbeiten wohl härter als überhaupt machbar - das ist nicht selbstverständlich. Aber ohne die richtigen Mittel können sie auch nicht viel ändern."

Russell: Es ist noch mehr Pace im Auto

George Russell beschreibt die aktuelle Situation weniger kritisch. Er sieht sogar noch Potential im Auto: "Ich bin nicht ganz zufrieden, da wir heute nicht alles aus dem Auto herausgeholt haben. Die Reifen waren nicht im richtigen Fenster. Im Vergleich zur Konkurrenz brauchen wir eine deutlich schnellere Outlap, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Wenn wir alles auf den Punkt gebracht hätten, wären noch fünf bis sieben Zehntel drin gewesen."

Russell schlug auch in Bahrain Kubica im Quali-Duell., Foto: LAT Images
Russell schlug auch in Bahrain Kubica im Quali-Duell., Foto: LAT Images

Jetzt seien die Ingenieure in der Pflicht: "Wir müssen uns schneller als die anderen Teams entwickeln. Aktuell haben wir an beiden Autos unterschiedliche Aerodaten - das sollte so nicht sein!"

Russell von Alonso-Vergleich geschmeichelt

Wie Russell begannen einige Formel-1-Stars ihre Karriere bei Teams am Ende des Zeitenklassements. Einige Fahrer scheinen sich in dieser Situation hängen zu lassen, andere wie zum Beispiel Fernando Alonso machten auch in einem schwachen Minardi auf sich aufmerksam.

"Ich hoffe, ich gehöre zur Alonso-Klasse", schmunzelt Russell: "Der Unterschied zu ihm ist, dass wir mehr Ressourcen haben und eine größere Teamgeschichte. Wir sollten nicht da stehen, wo wir aktuell stehen. Ich freue mich in der Formel 1 zu sein, aber mein Job ist es, das Team nach vorne zu pushen. Ich würde gerne ein Leader sein."

Aufbruch dank Patrick Head?

Am Freitag gab Williams bekannt, dass Patrick Head ins Team zurückkehrt. Head war 27 Jahre als Technikdirektor bei Williams tätig, ehe er sich 2012 in den Ruhestand verabschiedete. Mit ihm feierte das Team aus Grove mehrere Weltmeisterschaften.

Seine Rückkehr stimmt auch die aktuellen Fahrer optimistisch. "Das ist eine gute Nachricht für das Team", freut sich Russell: "Er wird den Leuten in den Arsch treten - das ist genau das, was wir brauchen. Er weiß aktuell nicht, warum wir so weit hinten sind, aber es ist gut, dass er das von außen beurteilen kann."

Laut Russell werde Head aber nicht in Vollzeit ins Team zurückkehren. Auch Kubica denkt, dass Head in erster Linie beratend zur Seite stehen wird. "Er wird sich dennoch voll reinhängen und einen guten Job machen. Im Team hat jeder großen Respekt vor ihm - nicht nur auf technischer Seite, sondern auch als Person", beurteilt Kubica.