Fernando Alonso sitzt bei den Formel-1-Testfahrten in Bahrain kommende Woche wieder im McLaren-Cockpit. Der Spanier blieb nach seinem Rücktritt aus der Königsklasse ein fester Bestandteil des Teams, hatte auf die Entwicklung des MCL34 bisher aber kaum Einfluss. Ist die Rückkehr ins F1-Auto ein erstes Anzeichen für Comeback-Pläne Alonsos?

"Ehrlich, ich vermisse sie [die Formel 1] im Moment nicht allzu sehr, denn ich bin sehr beschäftigt", wiegelt der zweimalige Weltmeister ab. "Wenn ich zuhause relaxen würde, wäre es anders. Aber ich habe Testfahrten gemacht und mich auf unterschiedliche Dinge vorbereitet. Da bleibt nicht viel Zeit, um irgendetwas zu vermissen."

Dass er nur fünf Monate nach seinem letzten Formel-1-Rennen beim Finale in Abu Dhabi schon wieder Entzugserscheinungen haben könnte, streitet er ab: "Ich habe nicht den Plan, zurückzukommen. Als ich letztes Jahr Bye-bye gesagt habe, hatte ich das Gefühl, dass dieses Kapitel für mich vollendet ist. Ich habe in der Formel 1 mehr erreicht, als ich mir je erträumt hatte."

Alonsos Fokus liegt weiter darauf, nach den Siegen in Le Mans, Daytona und Sebring nun auch das Indy 500 und weitere prestigeträchtige Rennen zu gewinnen. "Mir haben sich außerhalb der Formel 1 tolle Möglichkeiten geboten, etwas vorher nicht Dagewesenes zu erreichen. Deshalb hatte ich diese Entscheidung [zum Rücktritt] getroffen. Ein Comeback ist nicht der Plan. Aber wenn sich ein tolle Chance ergibt, werde ich es wohl in Erwägung ziehen. Ich schließe keine Türen zu 100 Prozent."

McLaren-Berater Alonso: Bahrain-Test wird erste Amtshandlung

Zwar ist Alonso als Botschafter und Berater weiterhin Teil von McLarens Formel-1-Team, aber auch dafür blieb in Anbetracht seiner vielen Verpflichtungen bisher nicht viel Zeit. Mit seinem Testeinsatz ist er erstmals in die Abläufe rund um das neue Auto involviert. "Das ist wirklich das erste Mal, wenn ich ehrlich bin. Wenn ich euch erzählen würde, dass ich vorher schon in viele Dinge eingebunden war, würde ich lügen", sagt er zu Motorsport-Magazin.com.

Bisher tauchte er nur bei den Wintertestfahrten in Barcelona für zwei Tage auf. "Am ersten Tag war Carlos auf Platz eins, am anderen Tag war Lando auf Platz eins. Das lief also nicht so schlecht", lacht Alonso über seinen guten Einfluss als Gast in der Garage. "Lasst uns mal dieses Rennen hier abwarten. Wenn wir den Schnitt halten können, muss ich wahrscheinlich zu vielen Rennen kommen."

Im Zuge von Alonsos Abstecher nach Barcelona kündigte McLaren bereits an, dass der einstige Star-Pilot nicht nur als Glücksbringer, sondern auch als Referenz für die Weiterentwicklung in diesem Jahr Testfahrten absolvieren würde. Die kurzfristige Einberufung zum Test in Bahrain erfolgte aber viel mehr durch das Team als durch etwaige Sehnsüchte Alonsos.

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Pirelli als Chance für Alonso-Test: McLaren-Stammfahrer haben Priorität

"Ich hatte bei den Wintertestfahrten mit dem Team darüber gesprochen, ob es für sie nützlich wäre, wenn ich das Auto irgendwann in der Saison mal teste. Und ich denke, sie haben entschieden, dass das hier der beste Moment dafür ist", so Alonso. "Die Möglichkeit ergab sich durch den Pirelli-Test und weil sie dafür ein zweites Auto haben."

Dass man Rookie Lando Norris und Neuzugang Carlos Sainz ihre Testzeit für den Einsatz Alonsos kürzen würde, schien gerade zu Saisonbeginn unwahrscheinlich. Durch den Pirelli-Test wird Alonsos Einsatz für die Stammfahrer nicht zum Problem. "Wir nehmen den Stammfahrern keine Zeit weg, um das Auto zu entwickeln", sagt Alonso.

Er selbst wird angesichts des Pirelli-Tests nicht die Möglichkeit haben, neue Teile auszuprobieren oder Vergleiche unterschiedlicher Spezifikationen anzustellen. Für einen ersten Eindruck sollten die anderthalb Tage, Alonso fährt den gesamten Dienstag und am Mittwochnachmittag, aber reichen.

"Es wird mehr darum gehen, die Reifen zu testen. Aber vielleicht bekomme ich eine Idee davon, wie das Auto dieses Jahr so ist. Ich war ja letztes Jahr ein bisschen in die Entwicklung für dieses Jahr involviert. Vielleicht ist das für das Team nützlich. Ich hoffe, es wird ein produktiver Test" so der 37-Jährige.

Alonso hilft McLaren wo er kann

"Die Möglichkeit ergab sich, früh im Jahr diesen Test abzuhalten. Fernando ist viele Jahre die Autos von McLaren gefahren. Sein Feedback zum diesjährigen Auto zu haben ist nur gut für das Team", unterstreicht McLarens Sportdirektor Gil de Ferran die Wichtigkeit Alonsos bei der Weiterentwicklung.

"Ich bin Teil der McLaren-Familie und was auch immer ich dazu beitragen kann, um dem Team zu helfen, mache ich gerne", stellt Alonso klar, dass er auch ohne Wettbewerbsambitionen in der Formel 1 gerne bei McLaren ins Cockpit steigt. Für sich selbst kann er aus den Testkilometern dabei auch noch einen Mehrwert ziehen.

"Für mich ist es mehr ein Test, zu diesem Fahrstil zurückzukehren, und das Auto zu verstehen und wo seine Grenzen sind. Sofern mir die Reifen erlauben, die Grenzen zu fühlen, in welchem Teil der Kurve das Auto stark ist und in welchem schwach. Aber das Team hat sicher mehr Interesse daran, dass ich im Auto sitze, als ich selbst."

Darüber hinaus will sich Alonso auch während des Rennwochenendes schon nützlich machen. "Ich werde bis Sonntag auch hier sein und hoffentlich meinen Input geben können, wenn ich im Rennen oder beim Setup etwas sehe. Oder wenn ich von den Fahrern etwas im Funk höre, das ich besser nachvollziehen kann als die Ingenieure", kündigt Alonso an.