Für Ferrari ging es nach einem enttäuschenden Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne sofort zurück an die Arbeit. Grund zu feiern hatte das Team schließlich keinen. Die fast dominante Form der Vorsaison-Tests war in Australien ins Nirgendwo verschwunden, am Ende blieben für Sebastian Vettel und Charles Leclerc nur die Plätze vier und fünf übrig.

Klare Handling-Probleme warfen die Ferraris von Vettel und Leclerc zurück. Untersteuern in langsameren Kurven kostete viel Zeit gegenüber Mercedes und auch gegenüber Red Bull. Doch nach dem Rennen versuchten sich alle mit vorsichtigem Optimismus: Ungefähr wäre das Problem bereits zu erkennen gewesen. Mit weitere Analysen in den folgenden Tagen sollte es sich eingrenzen lassen.

Denn das Auto, der neue SF90, der sei nicht schlecht, da waren sich die Fahrer Vettel und Leclerc ziemlich sicher. Barcelona hätte das bewiesen. Nun geht es für sie darum, diese Barcelona-Form wiederzufinden. Mittlerweile kommen weitere positive Zeichen aus Maranello, jetzt auch vom Teamchef Mattia Binotto.

Ferrari mit Korrekturen für Bahrain: Auswirkungen unklar

Binotto bestätigt jetzt wenige Tage vor dem Bahrain-GP, dass Ferrari aus den Untersuchungen in Folge des Melbourne-Wochenendes auf die ersten notwendigen Anpassungen geschlossen hat. Diese Anpassungen sollen in Bahrain auch schon zur Anwendung kommen. Ferrari zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass man die Probleme trotz des kurzen Zeitfensters jedenfalls einmal kontrollieren kann.

Die Auswirkungen dieser Anpassungen will Binotto trotzdem noch nicht groß ankündigen. Von großer Zuversicht also keine Spur. "Als Team müssen wir sicherstellen, dass wir die Schwachpunkte von Australien verstanden und behoben haben, aufgrund dieser wir das volle Potential unseres Autos nicht umsetzen konnten", gibt er sich vorsichtig. Ob es jetzt tatsächlich nur ein Handling-Problem war, oder ob doch noch die Power Unit Teil der Rechnung war, das will Ferrari nicht verraten.

Fix ist nur: In den zwei Wochen zwischen Australien und Bahrain sind Lösungsansätze möglich. "In Bahrain erwarten wir die Auswirkungen der Korrekturen, die wir vorgenommen haben", lautet Binottos grundsätzlich positives Fazit, bevor er warnend anfügt: "Aber uns ist sehr wohl bewusst, dass unsere Gegner auch jetzt wieder sehr stark sein werden. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf freuen wir uns trotzdem darauf, zurück auf die Strecke zu kommen und ihnen entgegenzutreten."

Bahrain nicht gleich Australien: Hilft das Ferrari?

Binotto nützt an dieser Stelle noch die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen: Formel-1-Strecke ist nicht gleich Formel-1-Strecke. "Die Strecke in Sakhir hat ganz andere Charakteristiken als die in Australien, hier sind Traktion und Bremsen gefragt", erklärt er.

Der Albert Park Circuit ist im Gegenzug zu Bahrain keine echte Rennstrecke. In Australien wird auf welligen öffentlichen Straßen gefahren, und die Kurven entsprechen überwiegend jener Art von Kurven, mit denen Ferrari nach ihren Aussagen die größten Probleme hatte. Bahrain ist eine permanente Rennstrecke, mit zusätzlichen Geraden. Was aber bleibt, das sind langsame Kurven - mit denen die Ferrari in Melbourne ihre Probleme hatten.

Das sollte erste Hinweise darauf geben, ob Ferrari sich auf dem richtigen Weg befindet. Gleichzeitig bleiben außerdem noch Fragen zum Ferrari-Motor. Ist er im Verhältnis zur Konkurrenz wirklich schwächer geworden? Bahrain ist mit mehreren Geraden prädestiniert dafür, hier ebenfalls weitere Antworten zu liefern.

Mercedes wehrt sich gegen Favoritenrolle: Bleiben Herausforderer

Auf der anderen Seite des Formel-1-Spitzenfeldes steht Mercedes jetzt nach dem Auftakt plötzlich als Favorit dar. Teamchef Toto Wolff gehört aber zu jenen, die an ein baldiges Ferrari-Comeback glauben. Das stellte er schon nach dem Australien-GP klar. Mercedes die Favoritenrolle zuzuschieben, das ist für Wolff viel zu überhastet.

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"Nach den Testfahrten in Barcelona hatten wir das Gefühl, dass wir die Herausforderer wären. Egal wie man das Ergebnis aus Melbourne deutet, unsere Einstellung hat sich dadurch nicht verändert", stapelt Wolff weiter tief. "Ein Rennen allein bestimmt nicht das Kräfteverhältnis für den Rest der Saison."

Mit dem letzten Punkt stimmt sein Ferrari-Pedant Binotto zumindest überein. Es dauert noch lange, bis diese Formel-1-Saison in die wirklich entscheidende Phase geht: "Der Bahrain-GP ist der zweite Lauf einer langen und anspruchsvollen Saison."