Daniel Ricciardos erstes Formel-1-Rennen für Renault war ein glatter Fehlstart. Schon wenige Meter nach dem Start des Australien GP 2019 musste der Lokalmatador seine Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis in Melbourne begraben - wieder einmal. Bei seinem Heimrennen will es für Ricciardo einfach nicht klappen. Dem Honey Badger fehlt zuhause der Fokus. Renault gibt seinem Neuzugang Zeit zur Eingewöhnung.

"Ich habe das Gefühl, es ist echt schwierig, dass die Dinge hier mal gut laufen", so Ricciardo nach dem Rennen gegenüber Sky UK. Bei acht Starts auf dem Albert Park Circuit kann er neben drei Ausfällen und einer Disqualifikation bisher nur Holzmedaillen vorweisen. Zwei vierte Plätze waren für ihn bisher das höchste der Gefühle. Das einzige Podest fiel 2014 der Disqualifikation wegen eines zu hohen Benzindurchflusses zum Opfer.

Edelmetall wäre bei seinem ersten Start für Renault so oder so eine Utopie gewesen. Startplatz zwölf und ein Freak-Zwischenfall wenige Meter nach dem Start waren aber auch nicht das, was sich Ricciardo vorgestellt hatte. "Es war einfach frustrierend, dass es so schnell vorbei war", so der 29-Jährige.

Der Grünstreifen zwischen Boxenausfahrt und Start- und Zielgerade wurde ihm zum Verhängnis. Eine Unebenheit kostete ihn den Frontflügel und den Grand Prix. "An so vielen anderen Orten im Kalender kommst du mit so etwas davon. Ich wollte ja gar nicht über die Wiese. Ich hatte nur einen besseren Start als Perez, bin ausgeschert und dann hat mich das Gras in die Bodenwelle gezogen. Ich konnte sie nicht sehen."

Ricciardo klagt über stressige PR-Woche: Kannst nie genug machen

Nach dem Reparaturstopp dackelte Ricciardo dem Feld hinterher, in Runde 28 war Feierabend. Der Zwischenfall am Start war großes Pech. Doch der siebenmalige GP-Sieger fühlte sich beim Heimrennen auch so einfach nicht voll auf der Höhe. "Es ist eine lange Woche", so der australische Formel-1-Held, der im Rahmen seines Heimrennens nie so wirklich zur Ruhe kommt.

"Diese Woche ist wirklich hart, denn du musst dich immer ranhalten. Du kannst einfach nie genug machen, doch ich habe das Gefühl, dass wir mehr als genug machen." Der Showrun in Rick Kellys Nissan Altima aus der australischen Supercar-Serie war im Vorlauf wohl noch eine der angenehmeren PR-Aktionen.

"Es war cool. Hochschalten und dabei an einem Schalthebel zu ziehen, fühlt sich gut an. All diese Dinge, die Vibrationen, es fühlt sich so ungefiltert an. Beim Herunterschalten durch die Gänge zu prügeln und die Fehlzündungen zu hören, war geil. Und sie sind ziemlich schnell", hatte der Renault-Pilot nach seiner Ausfahrt im Calder Park noch gestrahlt.

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Ricciardo ausgelaugt und platt: Werde es nächstes Jahr anders machen

Dennoch fühlte er sich nach der Woche "ausgelaugt und platt". "Ich hatte nicht wirklich die Chance, mich auszuruhen. Ich habe versucht es jedem recht zu machen, außer mir selbst", klagt er. "Meine Vorbereitung war nicht so, wie sie sein sollte. Ich hatte das Gefühl, mich eigentlich gar nicht auf das Rennen vorzubereiten, weil ich jeden glücklich machten musste. Ich will nicht die gesamte Schuld darauf schieben, denn ich fühle mich aus mehreren Gründen platt. Nächstes Jahr werde ich das anders handhaben."

Seinen Australien-Fluch wird er frühestens in zwölf Monaten besiegen können. Den Fehlstart mit Renault hingegen will er so schnell es geht ausbügeln: "Es ist zu früh, um jetzt enttäuscht zu sein. Ich will nach dem ersten Rennen nicht so gegenüber dem Team sein. Wir sollten in der ersten Saisonhälfte ein Auto für die Top-8 haben, und danach sogar besser. Bahrain liegt auf einer Urlaubwoche, da ist nichts los, also kann ich mich vorbereiten. "

Renaults Erwartungen an den teuer eingekauften Neuzugang sind hoch. In Australien erfüllte er sie noch nicht. "Sind wir ehrlich, nach unserem ersten Wochenende zusammen kann ich das nicht sagen", so Teamchef Cyril Abiteboul gegenüber Autosport. "Das Wochenende bestand hauptsächlich aus Tiefpunkten."

Abitebouls Rat an Ricciardo: Dickeres Fell fürs Mittelfeld

Etwas, das Abiteboul nicht nur auf Ricciardo bezieht. Auch die Performance seines Teams war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Er sah lediglich "Anzeichen einer guten und starken Performance von ihm [Ricciardo] und dem Auto im Freien Training." Für seinen Geschmack nicht genug: "Im Freien Training interessiert es uns nicht."

Was Ricciardo angeht gibt der Franzose seinem neuen Piloten und dem Team Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. "Wenn du den Fahrer wechselst, machst du immer erst ein paar Schritte zurück, bevor es vorwärts geht. Das findet im Moment statt", sagt er.

Ricciardo muss dazu allerdings auch seinen Teil beitragen, wie er im Interview mit der französischen Zeitschrift Auto Hebdo klarstellte. "Es ist nicht so, dass er es unterschätzt hat. Aber in einem Mittelfeldteam läuft es anders als in den Top-Teams," so Abiteboul. "Vielleicht muss sich Daniel einfach ein dickeres Fell zulegen und am Start geduldiger sein."

Von Ricciardos Anpassungsfähigkeit ist er überzeugt. "Ich schiebe absolut keine Panik. Er ist ein intelligenter Typ und in Bahrain haben wir eine klassische Rennstrecke mit mehr Platz", sagt er. Abgesehen davon gibt er Ricciardo für den Vorfall in Australien auch keine Schuld: "Daniel hatte einfach nicht dasselbe Glück wie Nico, der am Start auch Positionen gutmachte. Es war etwas extrem."