Drei Runden Rückstand und noch mehr Kleinholz. Robert Kubicas Formel-1-Comeback war in Australien nicht von Erfolg gekrönt. Trotz einer Startkollision und erneutem Ärger mit dem Williams-Boliden zeigte sich der Pole mit seinem ersten F1-Rennen seit Abu Dhabi 2018 überraschend zufrieden. Teamkollege George Russell hatte beim Debüt weniger Mühe.

"Ich verlasse Australien mit mehr Erfahrung und bin einigermaßen glücklich. Obwohl ich vorher niemals gedacht hätte, dass ich so etwas nach dieser Pace und diesem Rückstand sagen würde", so Kubica, der als 17. und letzter gewerteter Fahrer sogar auf den Teamkollegen eine Runde Rückstand aufwies.

Nachdem er sich an den Trainingstagen und im Qualifying einige haarsträubende Fahrfehler geleistet hatte, sah sich Kubica für sein schwaches Abschneiden im Rennen nicht selbst verantwortlich: "Heute war es wohl sogar noch komplizierter, mit vielen Dingen über die ich keine Kontrolle hatte. Ich denke, ich habe einen ordentlichen Job gemacht und ich war ziemlich zuversichtlich, dass ich es schaffen würde."

Kubica besteht erste Feuerprobe: Start war ziemlich gut

Repräsentativ war das Ergebnis für seine Performance nur bedingt. Am Start hatte Kubica sogar einen besseren Job als Russell gemacht, obwohl sogar der schon unter schlechten Vorzeichen stand. "Ich hatte etwas Panik, denn dort wo ich stand konnte ich die Ampel nicht sehen. Der Heckflügel vom McLaren war im Weg", erklärte der 34-Jährige.

Trotzdem gelang es ihm, Russell beim Run auf die erste Kurve zu überholen: "Ich kam gut weg, hatte dann aber viel Wheelspin." Für Kubica war der Start der erste kritische Moment seiner zweiten Formel-1-Karriere. Denn trotz vieler Testkilometer standen hinter seinem beim Rallye-Unfall verletzten Arm für einige Leute noch Fragezeichen. "Viele hatten wohl Zweifel, was meine physische Konstitution angeht, beim Start und in der ersten Kurve."

Die Startprozedur der Formel 1 war Kubica beinahe schon fremd. In den wenigen Rundstreckenrennen seit seinem schweren Unfall erlebte er nur fliegende Starts. "Das war mein erster stehender Start seit acht Jahren und vier Monaten, und eigentlich war er ziemlich gut", freute er sich.

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Gasly-Kollision zerstört früh Kubicas Rennen

Doch die Freude über den sauberen Start und die gewonnene Position währte nur kurz. Am Ausgang von Turn eins wurde Kubica von Pierre Gasly geschnitten, der seinerseits durch Carlos Sainz in Bedrängnis war.

Kubica wurde als völlig Unbeteiligter zum Leidtragenden der Szene. "Ich war sehr vorsichtig und bin ganz weit innen gefahren, über den Kerb. So wie ich das gesehen habe, zog Gasly ziemlich weit nach rechts rüber und es gab eine Berührung mit Sainz", beschreibt er die Situation. "Er hat dabei meinen Frontflügel beschädigt."

Beschädigt hieß in diesem Fall abgetrennt, denn Kubica kam ohne Frontflügel aus der ersten Passage: "Ich habe erst 100 Meter später gemerkt, dass der komplette Flügel weg war. Ich dachte, er wäre nur halb kaputt. Der Flügel verursachte Folgeschäden und ich musste an die Box."

Kubica flott unterwegs: Pace mit kaputtem Williams noch gut

Danach war der Grand Prix für Kubica eine einsame Angelegenheit. Zu Beginn erhielt er kurz Gesellschaft von Daniel Ricciardo, der ebenfalls nach der ersten Runde zum Reparaturstopp gekommen war. "Das Auto fühlte sich nicht gut an, und dann ist mir in der dritten Runde noch ein Spiegel abgefallen", so Kubica.

Trotz aller Widerstände gab es auch positive Aspekte. Kubicas persönliche schnellste Runde war deutlich konkurrenzfähiger als seine Zeit im Qualifying. Zwar büßte er auch hier auf Russell ein, doch die halbe Sekunde Rückstand auf den Briten war in der Relation nur Makulatur. Während Russell seine Bestzeit in der 55. Runde mit fast leerem Tank fuhr, war Kubica in Runde 30 deutlich früher dran.

"Mir wurde [im Funk] gesagt, dass meine Pace nicht schlecht war. Und eigentlich war sie auch gut, dafür, dass das Auto in solch einem Zustand war", sagt Kubica. "Und ich musste fast lachen, denn im Cockpit hat es sich wirklich sehr schlecht angefühlt."

George Russell beim Debüt sauber und unauffällig

Mercedes-Junior Russell hatte das gesamte Wochenende über ein besseres Gefühl im FW42. Etwas, das sich auch im Rennen zeigte. Der amtierende Formel-2-Champion fuhr einen unauffälligen aber sauberen ersten Grand Prix. "Ich bin froh, ohne Probleme durchgekommen zu sein. Wir haben viel gelernt, das müssen wir jetzt analysieren", sagte der 21-Jährige.

Der Sieg im teaminternen Duell war für ihn dabei nur Nebensache, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com klarstellte: "Natürlich bin ich froh, ihn geschlagen zu haben. Aber unter dem Strich müssen wir zusammenarbeiten, um nach vorne zu kommen. Es ging für uns beide nur darum, das Auto nach Hause zu bringen. Wir haben das Wochenende als Testsession gesehen."