Back to the Roots: Kimi Räikkönen startet 2019 bei dem Team, wo 2001 seine Karriere in der Formel 1 begann, nur dass dieses ab sofort nicht mehr Sauber, sondern Alfa Romeo heißt. Viel mehr hat sich laut Räikkönen beim Team aus Hinwil allerdings nicht geändert.

"Der Name ist anders, aber es ist ja nicht so, als sei über Nacht ein anderes Team daraus geworden, es ist dieselbe Mannschaft wie vorher", sagte der Iceman in seiner Medienrunde am Donnerstag in Melbourne über seinen neuen Arbeitgeber. "Außerdem ist es ja immer noch Sauber Engineering", fügte er hinzu, in Anspielung darauf, dass Entwicklung und Fertigung nach wie vor unter dem Namen des Teamgründers Peter Sauber erfolgen. Auch der Name des neuen Boliden, des C38, führt mit dem "C" für Saubers Ehefrau Christiane die lange Tradition des Teams fort.

Auch für Räikkönen selbst sei trotz der Rückkehr zu seinen Wurzeln das Gefühl vor dem Saisonstart nicht anders als sonst. "Es ist ja jedes Jahr im Grunde dasselbe. Da ist es jetzt nichts Besonderes oder so", spielt er die Bedeutung des Teamwechsels herunter. "Natürlich ist hier jeder aufgeregt, weil es das erste Rennen ist. Aber das Prozedere ist nicht anders als bei jedem anderen Rennen auch."

Alfa Romeo: Formel-1-Saisonvorschau 2019 (11:24 Min.)

Zusammenarbeit statt Kampf mit Teamkollege Giovinazzi

Etwas hat sich in diesem Jahr dann aber doch geändert: Statt wie in den letzten Jahren bei Ferrari mit Sebastian Vettel einen erfahrenen Teamkollegen mit vier WM-Titeln an der Seite zu haben, teilt sich Räikkönen die Garage bei Alfa mit Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi. Dieser ist zwar 2017 bereits zweimal für Sauber in der Formel 1 an den Start gegangen, hat nun aber seine erste volle Saison vor sich.

Räikkönen startet 2019 an der Seite von Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi, Foto: LAT Images
Räikkönen startet 2019 an der Seite von Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi, Foto: LAT Images

Der Italiener sprach im Vorfeld mehrfach davon, dass es eine Ehre sei, neben Räikkönen fahren zu dürfen. "Das freut mich sehr zu hören, ändert meine Arbeit aber nicht", reagiert der bislang letzte Ferrari-Weltmeister gewohnt nüchtern. "Unser Verhältnis ist bisher sehr gut. Für ihn ist es ja auch nicht das erste Rennen aber trotzdem eine neue Herausforderung."

Daher helfe er dem Nachwuchs-Piloten durchaus mit Ratschlägen. "Wir haben nichts voreinander zu verbergen. Wir wollen das Team so gut es geht voranbringen und tun dafür alles, was wir können. Da gibt es keine Geheimnisse." Keine Selbstverständlichkeit, ist doch der Teamkollege meist nicht nur die erste Messlatte, sondern damit gleichzeitig der ärgste Gegner. Man denke nur an Duelle wie das zwischen Max Verstappen und Daniel Ricciardo vergangene Saison bei Red Bull oder die Schlammschlacht zwischen Hamilton und Nico Rosberg 2016.

Alfa fiel bei den Tests mit dem aggressivsten Frontflügel-Design und schnellen Zeiten auf, Foto: LAT Images
Alfa fiel bei den Tests mit dem aggressivsten Frontflügel-Design und schnellen Zeiten auf, Foto: LAT Images

Wo steht Alfa Romeo 2019?

Und wie schaut es mit dem Kräfteverhältnis aus? "Niemand weiß aktuell, was genau Sache ist. Spekulationen machen da keinen Sinn", so Räikkönen. Andere, wie etwa Weltmeister Lewis Hamilton oder Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko hatten bereits in Zahlen beziffert, welches Team im Vergleich zu den anderen angeblich wo steht. Doch das Mittelfeld ist um einiges schwieriger zu beurteilen als die Spitze.

Immerhin kann der Finne diesbezüglich die Einschätzung vieler Beobachter nach den Tests bestätigen. "Was wir wissen, ist, dass es sehr eng werden wird zwischen vielen Teams", stellt der älteste Fahrer im Feld fest. Das extrem enge Mittelfeld ist in der Formel 1 nichts Neues, doch die Wintertestfahrten in Barcelona ließen in diesem Jahr praktisch gar keine Rückschlüsse darauf zu, wie die Hackordnung hinter den Top-Teams 2019 aussehen wird. Ausgenommen einzig Williams, die bereits jetzt die letzten zwei Plätze sicher haben dürften.

Räikkönen fokussiert sich deshalb lieber ausschließlich auf die Leistung des eigenen Teams. "Ich habe mir kein bestimmtes Ziel gesetzt. Die Tests waren sehr gut, wir haben ein starkes Basispaket. Jetzt versuchen wir, das Auto jeden Tag schneller zu machen und das Maximum herauszuholen."

Fastest-Lap-Spezialist Räikkönen

Bei diesem engen Kampf könnte der neu eingeführte WM-Punkt für die schnellste Rennrunde für neue Würze sorgen, die vergeben wird, wenn der Fahrer, der sie fährt, innerhalb der Top Ten ins Ziel kommt. Lewis Hamilton sprach am Donnerstag bereits von einem potentiell großen Einfluss der neuen Regel, angesichts der 21 maximal zusätzlich zu vergebenden Punkte. Doch Räikkönen kann dem nicht zustimmen. "Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied machen wird. Vielleicht in ganz speziellen Fällen, wenn ein Fahrer wirklich etwas damit probiert."

Der 39-Jährige Routinier ist von allen aktiven Fahrern mit 46 schnellsten Rennrunden der Erfolgreichste in dieser Statistik und liegt hier insgesamt auf Platz zwei hinter Michael Schumacher. Das sei ihm aber gar nicht bewusst gewesen. "Ich kann mir nie irgendwelche Statistiken merken. Das ist für mich nicht wichtig. Beim Rennfahren geht es darum schnell zu fahren, von Anfang bis zum Ende." Etwas, das in der Ära des Reifenschonens und Benzinsparens meist nur noch ein Wunschgedanke der Fahrer ist.

Wie gut Alfa Romeo wirklich dasteht, ob sich die aggressive Philosophie beim Fahrzeug-Design auszahlt und das Team die starke Form der Testfahrten bestätigen kann, wird sich endgültig frühestens im Qualifying am Samstag zeigen. Und dann gilt es, das Beste aus dem Potential zu machen. Räikkönen mit Blick auf Sonntag: "Im Rennen müssen wir mitnehmen, was immer wir können und dann werden wir sehen, wo wir stehen."